DER DUNKLE DUKE * Prädikat besonders wertvoll ! und absolut empfehlenswert!! *
zeitlose,kämpferische Geschichte um tiefschwarzeste Dunkelheit,unverrückbare Sehnsucht nachLicht, vorbehaltlose Liebe & hitzige Leidenschaft
***VORAB: Ein Hinweis zum Zielpublikum: Der Schwerpunkt des Buches ist dunkel, roh und tiefgründig, mit Tendenz anspruchsvoll. Davon abgesehen mag die Leseprobe den Eindruck schüren, daß eine jagende Sexszene nach der anderen, Kapitel für Kapitel, anzutreffen sei. Dem ist nicht so. Trotzdem funkt und sprüht es auch vor unbändiger Sehnsucht und sinnlich-hitziger Erotik zwischen den beiden Hauptakteuren!
FANS von William Shakespeare, Charlotte Brontës "Jane Eyre", Queen Victoria, plus Wolverine und "Ironclad", selbst von "Schreie aus dem Innern (Voices Within: The Lives of Truddi Chase)" könnten sich hier aufgehoben fühlen.
***Obwohl in Kerrigan Byrnes aktueller Buchneuschöpfung erfreuliche Wiedersehen mit allen Hauptcharakteren der bisherigen drei Bände aus der "Victorian REBELS"-Reihe geschickt eingewebt sind, bleibt auch dem absoluten Erstleser (ohne jegliche Vorkenntnisse) ein problemlos-ungehemmter Leseflow vergönnt.
***WERTUNG !!! enthält mögliche Spoiler !!!
Unter unglücklichen Umständen verbringen Imogen, - getarnt als ‚Ginny‘-, und Cole, -der unerwartet neue ‚Duke of Trenwyth‘-, zusammen eine einzige intime Nacht: eine verheißungsvolle, einprägsame Begegnung unschätzbaren Wertes, da diese bei beiden zum ersten Mal in deren Leben eine Leere im Herzen füllt und ihnen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft verspricht. Trotz inniger Zuneigung wurde ihnen dabei ein wirkliches Kennenlernen verwehrt. Die Erinnerung daran und Sehnsucht danach begleitet die zwei Protagonisten nun fortwährend. Beide hoffen verzweifelt den jeweils anderen wiederzufinden - doch Imogen und Cole haben sich verändert! Fehlendes Vertrauen zu einander und Ängste auf beiden Seiten sind Hemnisse enormen Ausmaßes. Werden sie trotzdem, auf der gegenseitigen Suche nach dem anderen und einer Reise zu sich selbst, einander erkennen und in Liebe erlösen?
Der von all seinen liebsten Menschen verlassene, in düster Trauer verhangene und mit hadernden Sinnfragen beschattete Cole, - ein Mann von einem Leitwolf, - wird endgültig zu einer gequälten, gebrochenen Seele, ja einem gefallenen Erzengel: dem schmerzlich-berührten Leser ist es durch die deutliche authentische Schilderung Kerrigan Byrnes komplett nachvollziehbar, wie und daß Cole zu einem Geschöpf der Finsternis transformiert, welches außer schwärzester Dunkelheit nichts mehr sieht, außer Feindseligkeit nichts mehr fühlt, und, überall nur mehr Verrat und Betrug argwöhnt.
Wie hier bereits Imogen als alleiniger Hoffnungsschimmer von der Autorin wieder eingebaut wird, nur durch den es Cole einzig gelingt, trotzdem ein Durchhalten aufrechtzuerhalten, ist ein kollosales Faszinosum!
Gleich Cole ist auch Imogen von ein wenig ähnlichem Schicksal geprägt und ihm eine verwandte Seele, wobei ihr allerdings auch Freundlichkeit und Großzügigkeit widerfahren ist. Daß es Imogen gelingt, in all den schweren Zeiten und der Konfrontation mit Ungerechtigkeit, Tragödie, Tristesse und Enttäuschung, -- die erschütterlichen wahren Hintergründe zu ihrer Charakter-Bildung -- immer wieder ihre Empathie zu den Menschen beizubehalten, ihren Optimismus und Idealismus zu bewahren und sogar noch weiter aufbersten zu lassen, und, in ihrer aktiv-gelebten Courage zu wachsen, zieht den Leser in erstaunlichen unwiderruflichen Bann. Kerrigan Byrne schenkt durch diese ihre Schöpfung der Leserin/dem Leser einen regelrechten Input, einen inspirierenden Kraftschub. Imogens unaufhörlich unnachgiebige Vehemenz im Kampf um Coles Seelenheil, die Liebe ihres Lebens, trotz ihrer zögerlichen Haltung und ihren Zweifeln um ihr Geheimnis, läßt sie nur noch mehr als imponierendes Vorbild heraustreten: sie ist bestrebt, in Cole die Saat von Güte und Gnade zu sähen, wofür sie sich mit Verve in die Tiefen seiner Seele schürft mittels ihres unglaublichen Mitgefühls, ihrer unnachlässigen, vorbehaltlosen Liebe, und, ihrer ganzen Entschlossenheit. Sie weiß, daß WENN ES KEINEN LICHTBLICK GIBT, DANN MUß MAN SELBST ZU EINEM WERDEN. MAN MUß SELBST NACH DEM LICHT SUCHEN, DENN ES WIRD EINEN NICHT IMMER FINDEN.
Wunscherschön, an zwei ganz besonderen Stellen (~Lebens-Extrem-Situationen) fast schon transzendental und absolut ergreifend dargestellt ist von Kerrigan Byrne, daß die beiden Protas, auch in längeren Zeiten der Trennung, stets gedanklich miteinander verbunden, sich nahe und eine Quelle des Trostes & der Kraft sind. Die konstante Begleitung der schwebenden, flammenden Sehnsucht zu einander und das gleichzeitige dagegen verzweifelt Widerstand-Leisten-Wollens ist exquisit ausgefeilt.
Kerrigan Byrne kreiert mit Cole, einer scheinbar auf ewig verdammten Seele, in all seinen Tantalosqualen und seinem Kampf, der intensiven Gewissenserforschung seiner selbst, dem inneren Konflikt, einen großen beispielslosen Charakter, der trotz aller Zerrissenheit und dem unsagbaren Verlust des Vertrauens in den Menschen und das Gute der Welt, mittels Imogens Hilfe in seinem Schmerz erstarkt und seine Schwächen umzuwandeln lernt, um seine Bestimmung der Liebe zu Imogen zu weihen – mutig und zu allem bereit, um jene, die er liebt, zu beschützen und in ihren hehren Zielen zu unterstützen.
***SPANNUNGSBOGEN: Trotz all dem Tiefgang und der dunklen Schatten, der traumatischen Dramatik, sowie der Zeitnahme auch für Detailbetrachtungen neben psychologisch fesselnder Charakterstudie, verliert die ereignisreiche Geschichte eigentlich nie an dynamischen Drive, ist gespickt mit zahlreichen überraschenden Kniffen und spannenden Wendungen, wartet obendrein mit einer aufreibenden Crime-line auf, und, v.a. im letzten Drittel, häufen sich humorige Sequenzen und garantierte Adrenalinschübe.
***Kerrigan Byrnes SCHREIBSTIL ist total mitreißend, weil er in zielsicherer Wortwahl und seiner Bildvolltrefflichkeit durchweg flüssig bleibt, auch wenn er selbst gar manchesmal fast poetisch anmutet; er versteht es, einen dabei dermaßen gefangen zu nehmen, daß man einfach nicht aufhören kann, und will, zu lesen. Gleich einer malenden Künstlerin beim gewählten Tupfensetzen aus ihrer sorgfältig abgemischten Farbpalette, betreibt die Autorin hierbei Framing in Perfektion: Ihre Prägnanz im Ausdruck brilliert derart und wechselt mit unter auch in präzisen unbarmherzigen Realismus, daß sich der Leserschaft sämtliche Schauplätze und Charaktere erschließen und präsentieren wie ‚als sei man selbst mittendrin‘ und ‚habe sie direkt, in Leib & wahrlich Blut vor Augen‘.
***Die ERZÄHLPERSPEKTIVE wird aus der dritten Person gehalten, wobei beginnend und vorwiegend mit Imogen, aber auch aus Coles Blickwinkel im Wechsel, die Schilderung erfolgt, geprägt von erlebter Rede und innerem Monolog. Lebendige Dialogtexte, nervenaufreibende Streitgespräche und gedeihliche Konversationen bereichern und lockern auf, was die Protagonisten noch an profilierterer Persönlichkeit profitieren läßt.
***DER GESCHICHTLICHE FOKUS der nur als eher zurückhaltender historischer Rahmen dient, legt sich auf die osmanisch-türkischen Massaker während des bulgarischen Aprilaufstandes von 1876 (hier auch die Berichterstattung des Kriegskorrespondenten Januarius MacGahan), streift die Krimkrise, des Premierministers Disraelis Politik und die Zypern-Konvention. Hierbei findet aber auch der weniger geschichtsbewanderte oder daran interessierte Leser leicht Zugang, wenn nicht sogar einen gewissen Wissenszuwachs. Ferner werden soziale Unruhen und Missstände zur damaligen Zeitepoche (Viktorianische Ära) sachte tangiert. Die Geschichte selbst spielt um die 1870er Jahre in London.
***FAZIT: Eine zu tiefst bewegende Geschichte, die einen flasht, beschäftigt und die lange nachhallt. Eine selten von Anfang an außergewöhnlich starke, tolle und liebenswürdige und dabei so reelle Hauptdarstellerin, daß man/frau sich an ihr, so wie sie sich all den Hindernissen ihres Lebens stellt, ein Beispiel nehmen möchte. Und auch der Protagonist steigt in seinem unablässigem Kampf um den Sinn seines Daseins und seiner treuen Hingabe an die Liebe zu seiner Seelengefährtin, dem wertvollsten was es gibt, final als wahrer Held empor.
Bei all seiner Tragik, dem Blut, den Abgründen, der Thematik um Entmenschlichung strotzt das Buch voll ungeheuerlicher Kraft, und, ist durchwirkt von Licht, Leben, Poesie, Charme, Farben, Esprit und Liebe. Dieses Buch zeigt, was das Leben aus uns macht - und was wir aus diesem Leben machen können. Und, wie sich zwei verwundete Seelen in Liebe wiederfinden.