sir charles adelt den pathetiker tchaikovsky
es klingt wie eine aufgeklärt neu-durchdachte interpretation dieser abgenudelten >pathetique<:
sir charles mackerras, der kürzlich verstorbene dirigent, einer der grossen (mozart-janacek), wenn auch weniger prominenten, belebt tchaikovskys todes-schmerzenskind mit frisch ausgehörter musikalischer energie, was schon nicht mehr möglich schien.
dieser philharmonia-live-mitschnitt dokumentiert die fundierte kompetenz eines meister-musikers, der tempi wie akzente ohne aufpolierte exzentrizitäten, phrasierungen ohne überzeichnung zu formulieren, rein musikalisch auszuspielen weiss.
die konzis-rasante durchführung im ersten satz beachtet (so wie einst günter wand) sehr penibel die pauken-crescendi der steigerungen wie die durchweg wichtige pauken-stimme, das grazioso (portamento) wird im zweiten satz differenziert hörbar gemacht, der geschwindmarsch ist rasant, ohne schrille triumph-marsch-pathetik, eben (nur) allegro-molto vivace, und endet im knapp-furiosem pauken-stretta-finale.
im kontrast dazu ein dezentes end-adagio-lamentoso, ohne weinerlich verdickte streicherschmiere, verhalten-innehaltend, dezent-ausatmend, verebbend, still.
- die zugabe der mendelssohn-overtüre ist eine traumhaft-artikulierte reise durch eine theater-
zauber-nacht meisterhafter sprach-magie.-
hut ab, sir charles, für ihr fulminantes live-performance-dirigat - wären die superben bläser des philharmonia-orchestra mit mehr streicher-(glanz)klang-fundament grundiert (womöglich ein defizit
der aufnahme-akustik), wäre dies nach langer zeit eine auch grossartig klingende interpretation, doch allemal eine erstrangige, allen tchai-fans ans wunde herz gelegt.