schwül, schwierig, schwärmerisch
Die Wiederentdeckung längst verloren geglaubter neoromantischer Schätze wie diese Symphonie ist ein wunderbares Ereignis für Menschen wie mich, die diese Epoche lieben und immer wieder neue Hörgenüsse suchen. Um einen Eindruck in die eklektizistische Zeit des Fin de siècle zu bekommen, ist gerade dieses Werk exemplarisch. Raffinement in der Orchestrierung verbindet sich mit eher mutloser Harmonik zu einer Klangopulenz, die zwar weder die naturalistische Dramatik einer Alpensinfonie von Strauss, noch die sprühende Ironie von Rezniceks Sieger aufweist, dafür aber mit gleißender Schönheit in Motivik und Thema glänzt. Eher schleppend und sehr klassisch nachempfunden wird eine Sonatensatzform imitiert, die Dora Pejacevics Dilettantismus offenbart. Und dennoch ist gerade diese Symphonie wieder einmal ein Beispiel der hohen künstlerischen Qualität damaliger Komponisten. Die vielzitierte Nähe zu Rachmaninow kann ich nicht feststellen. Eher ist es eine schwärmerische Auseinandersetzung mit Bruckner und inspirierte Tonsprache des Münchner Kreises um Thuille, dem auch Strauss angehörte. Ja, dem Werk fehlt an präziser Struktur und musikalischer Proportion, doch die stilistischen und akustischen Genüsse (gerade die im 2. Satz so präsenten osteuropäischen Einflüsse vermischt mit veristischen Streicherbewegungen) entschädigen nicht nur, sondern machen das Werk schön und interessant.