klingendes Dokument der Musikgeschichte
Hermann Levi ist als Uraufführungsdirigent des "Parsifal" eine feste Größe der Musikgeschichtsschreibung. Dass er wegen seiner jüdischen Herkunft von der Familie Wagner gemobbt wurde, kam einer breiteren Öffentlichkeit erst im 21. Jahrhundert zu Bewusstsein. Sein Wirken als Komponist beschränkte sich im Wesentlichen auf die 1860er Jahre, als er sich in Karlsruhe im Umfeld von Johannes Brahms und Clara Schumann bewegte. Folgerichtig wurde die vorliegende Einspielung von zehn Liedern Levis um solche von Schumann, Brahms und Herzogenberg ergänzt. Am Schluss stehen vier Lieder von Henri Duparc, die eher einen Bogen zu Wagner schlagen und mir großen Eindruck gemacht haben.
Die Einspielung von René Perler und Edward Rushton ist meines Wissens ohne Konkurrenz. Dass Wagners Steinway-Flügel von 1876 als Begleitinstrument herangezogen wurde, mag so etwas wie der hilflose Versuch einer späten Versöhnungsgeste sein. Aufnahmetechnisch wurde der Bariton etwas in den Vordergrund gerückt, doch können sich Interessenten den Flügel in älteren Aufnahmen als Soloinstrument zu Gemüte führen. Das Booklet enthält eine Kurzbiographie Levis, einen Abriss zur Geschichte des Flügels und einen Abdruck der Liedtexte inklusive Übersetzungen, aber nichts zu den einzelnen Werken.