Nicht perfekt, aber spannungsvoll
Es gibt beim Label Dux zwei Aufnahmen der MISSA PRO PACE, einmal diese hier aus Wroclaw - ein Livemitschnitt von 2002 - und eine Studioaufnahme aus Bialystok von 2017. Achtung: Die CD-Cover sehen sich sehr ähnlich. Der Livemitschnitt ist wohl die bessere Wahl trotz einiger Pannen: So hängt ausgerechnet im (für gewöhnlich) seligmachenden Dona-nobis-pacem-Teil der Chor durch und rutscht einen Halbtonschritt ab (ironischerweise nennt sich der Chor auch "Lower(!) Silesian Opera Chorus"). Auch die Solosopranistin ist intonatorisch hier und da drunter, beim Schlussakkord sogar so deutlich, dass es mich bei jedem Hören immer wieder aus der meditativen Stimmung reißt. Rhythmische Ungenauigkeiten, insbesondere unter den Soli, finden sich auch, sind aber zu verschmerzen. Warum nun nicht zu einer anderen Aufnahme greifen? Nun, diese hat durchaus ihre Vorzüge gegenüber anderen erhältlichen: Da sind z.B. dieser herrlich runde und warme Orchesterklang, die weichen Stimmen des Solistenquartetts (Alt und Tenor - bereits bei der Uraufführung dabei - wirken allerdings souveräner als Sopran und Bass) und eine wohl dem Live-Event in einer Kirche geschuldeten spürbaren Spannung in der Luft. Die neuere Studioproduktion verzeichnet weniger Patzer und ist transparenter in der Chor- und Orchesterbehandlung, aber lässt - wohl auch wegen einer zu opernhaften Darbietung der Solostimmen - den sprichwörtlich überspringenden Funken leider völlig vermissen. Ich wage den Schluss: Es gibt von diesem Stück, das jede CD-Sammlung zweifelsohne bereichert, (noch) keine bessere Scheibe.