Hat sich das Warten gelohnt?
Was kann man erwarten? Liebe Rezensenten, es ist ABBA, nicht mehr und nicht weniger, eine Band von der über beinahe 4 Jahrzehnte außer Musicals und bei den Damen wenige Solo-Outputs zu vernehmen waren. Wir sprechen hier von einer der meistgehassten und meistgeliebten Bands des Planeten. Das war schon immer so und wird es auch bleiben. Verwunderlich nur, dass in den letzten beiden Jahrzehnten die alten Songs beinahe als Wunderwerke gefeiert wurden. Es waren und werden immer nur Pop-Songs sein, keine klassischen Offenbarungen. Dass die Songs gut gemacht sind, steht wohl außer Frage, sonst hätten die Schweden auch nicht den Erfolg gehabt. Darüber wurde oft genug gesprochen und viele der Fans wünschen seit Jahrzehnten ein Comeback und neue Musik.
Ja bitte, hier ist es und neue Musik dazu. Und siehe da, es sind wieder eingängige Pop-Songs geworden. Das Argument, dass diese Stücke früher nur B-Seiten gewesen wären lasse ich nicht gelten. Obwohl viele der Rezensenten damit Recht haben dürften. Waren es nicht immer auch die B-Seiten, die den Kauf einer ABBA-Single so lohnenswert gemacht haben? Das waren niemals nur schnell dahingerotzte Lückenfüller, welche die Band selbst nicht mochte, sondern gleichwertige liebevoll arrangierte Stücke.
Die vor dem Album erschienen Singles (natürlich zeitgemäß ohne B-Seiten) kannte man schon und entsprechend hoch war die Erwartungshaltung. Was geliefert wurde, ist ein Album mit der Laufzeit einer Langspielplatte aus den 70ern, kurz also. Die Songs klingen ebenso. Was haben ABBA also falsch gemacht? Sie sind gealtert, stimmlich, gereift als Menschen und haben ein typisches ABBA-Album eingespielt.
Wir hatten mehr erwartet, als die Band uns je liefern kann. Ein neues „Dancing Queen“ wird nun einmal nicht jedes Jahrzehnt, vielleicht Jahrhundert geschrieben, schon gar nicht als Massenprodukt auf einem Album. Das hätte jedem klar sein müssen. Songs wie „Little things“ gab es früher auch schon, trotzdem ist es ein guter Titel geworden. „I can be that woman“ ist etwas zu schwülstig, das gab es in der Vergangenheit aber auch regelmäßig. „Keep an eye on Dan“ klingt dramatisch, aber zeitgemäß und „Bumblebee“ erinnert ein wenig an „Fernando“, nur etwas bedächtiger. Sicher nicht das beste Stück auf dem Album. „No doubt about it“ ist typisch für ABBA, hätte auch aus den 80ern stammen können, wertet das Album aber allemal auf. Und zum Abschluss gibt es „Ode to freedom“ – natürlich klingt das verdächtig nach Musical. Aber waren nicht ABBA selbst die Vorlage für viele Musicals der letzten 40 Jahre. Also dürfen sie es auch entsprechend einspielen, den Kritikern zum Trotz. Voyage ist somit sicherlich nicht das beste Album der Band geworden, aber auch keinesfalls ein schlechtes; Fazit: 4 Sterne.