beste Klaviermusik der russischen Avantgarde
Die Klaviersonate von Zaderatsky gehört meiner Meinung nach zu den besten Werken der russischen Avantgarde. Leider gibt es nur sehr wenig von diesem Könner auf CD. Seine Musik ist erfrischend individuell und braucht den Vergleich mit Schostakowitsch, Rolsavets und Co nicht zu scheuen. Mal Lyrisch, mal extensiv beschwört er in nur gut 20 Minuten eine eigene Welt herauf, die den Hörer schnell gefangen nimmt.
Zwar ist Roslavets zwischenzeitlich ganz gut auf CD vertreten, jedoch stellen die beiden kurzen Klavierzyklen eine besondere Repertoirebereicherung dar. Sehr ausdrucksstark hört man in diesen spannenden Miniaturen den "alten" Roslavets, der noch nicht durch die sowjetischen Kulturkontrolleure gemaßregelt wurde.
Die gut achtminütige Sonate von Feinberg ist zwar nicht ganz so individuell, wie die anderen Stücke der CD, sollte aber durchaus gewürdigt werden. Da haben bekanntere Komponisten schon mindere Qualität geliefert!
Ein besonderes Highlight der CD ist für mich die 3. Sonate von Protopopov. Hier spielt das Klavier in einer ganz anderen Liga. Massive Klänge mit großer Tritonus-Spannung machen das gut 24 minütige Werk zu einem Erlebnis der speziellen Art. Dieses Klangvolumen ist ein absolutes Unikat. Selbst seine höchst individuelle 2. Sonate, die auch auf CD zu haben ist, gehört noch zu einer anderen Welt. Wer Protopopov noch nicht kennt sollte unbedingt diese (und auch die2. Sonate) hören. In seiner Expressivität und Individualität kann ich ihn nur mit Galina Ustvolskaya vergleichen, obwohl ihre Musik nichts gemeinsames hat.
Das kurze Stück von Deshevov ist ein absoluter Klassiker des Konstruktivismus und gehört wie die Eisengießerei von Mossolov in jede gute CD-Sammlung.