Referenz-Aufnahme auf historischen Instrumenten
Vor 25 Jahren, zur Zeit der Aufnahme, war eine Interpretation von Werken Beethovens auf historischen Instrumenten noch eine Rarität. Norringtons EInspielung der Beethoven-Sinfonien mit den Classical Players sollte erst noch folgen. Insofern ist es geradezu bewundernswert, wie unverkrampft, gewissermaßen "natürlich" der Ansatz von Jos van Immerseel und Jaap Schroeder auf diese Werke ist. Hier wird nicht apologetisch gegen den Strich gebürstet, sondern der gewaltige Ausdrucksradius dieser Musik höchst differenziert mit Stilgefühl, Empathie und technischer Souveränität wiedergegeben. Zudem trägt die Verweundung von - offensichtlich exzellenten restaurierten - Instrumenten (Conrad-Graf-Flügel, Wien 1824 und Joffredus-Cappa-Violine, Saluzzo 1684) dazu bei, das Verhältnis von Klavier und Violine historisch korrekt und vor allem musikalisch stimmig abzubilden. Wer die unter diesem Aspekt grotesk missratene Zukerman--Neikrug-Aufnahme kennt, in der der Geiger sich mit der unwichtigsten Begleitnote in den Vordergrund spielen zu müssen meint, weiß die adäquate Zurückhaltung Schroeders, der durchaus auch zupackend zu spielen weiß, umso mehr zu schätzen. Auch aufnahmetechnisch ist dieses Dreiepack wunderbar gelungen. Die Instrumente werden plastisch abgebildet und doch in einem Raumklang integriert. Wer nur eine Gesamtaufnahme dieses Zyklus der zehn Beethovenschen Sonaten für Klavier mit Violine sucht, sollte hier zugreifen. Besser geht es kaum.