Richard Thompson mit einem großartigen Werk
Richard Thompson gehört zu der Riege der Gitarristinnen und Gitarristen, die man sofort am Klang des Instrumentes und an der Art es zu spielen erkennen kann. Das er ein Meister seines Faches ist, hat er auf vielen seiner Alben und auf Konzerten bewiesen. Auf seinem neuen Album, Ship to Shore, ordnet er seine große Kunst zu Gunsten seines Songwriting unter. Er hat es schlichtweg nicht mehr nötig sich zu beweisen, aber sein Talent zu spielen und zu singen, läßt seine Lieder zu außergewöhnlich schönen Perlen werden. Schon beim ersten Hören hat mir dieses Album ausgesprochen gut gefallen. Wenn man etwas Neues erwartet, wird man vielleicht enttäuscht, denn hier bekommt man Richard-Thompson-Musik in seiner neuesten Evolutionsstufe. Und er wird immer noch besser!
Was für eine großer Songwriter ist dieser Mann. Es ist mir gänzlich unbegreiflich, warum Richard Thompson so selten im Radio gespielt wird. Bei all den billigen Produktionen, diesem Winsel-Pop, dieser eiskalt kalkuliert zusammengebastelten Pseudo-Emo-Mucke, diesen lauwarmen Aufgüssen von schon zigtausendmal Gehörtem, wäre das für viele Hörer eine wertvolle Bereicherung.
Für ich ist die Vinylschallplatte die schönste Art Musik zu hören. Und große Werke gehören auf einen wertvollen Tonträger. So auch Ship to Shore. Die Klangqualität ist gut, wenn auch mit einem etwas zu leisem Pegel auf die Platte gepresst. Allerdings hat sich die Gestaltung von Schallplatten im Laufe der Jahrzehnte stark verändert. Ich höre seit 1970 Schallplatten und ich habe Alben in meinem Regal, wo gerade mal eine 100 Gramm Scheibe in der Hülle steckt. Da passen locker 50 Minuten Musik drauf. Und davon habe ich Exemplare, die grandios klingen! Heute müssen die Scheiben mindestens 180 Gramm wiegen und dieses 48 Minuten Album von Richard Thompson wird sogar auf 2 Scheiben ausgeliefert. Wie sehr viele andere Alben auch. Ich sehe darin keinen Vorteil - ganz im Gegenteil: Die Alben sind erheblich teurer, es wird unnötig Material verschwendet und ich muß nach ca. 15 Minuten die Plattenseite wechseln. Besser wird das Album dadurch nicht, aber die Musikindustrie macht hier einen extra Reibach. Früher war sicher nicht alles besser, aber ich habe damals mehr Musik für weniger Geld auf einer Schallplatte bekommen.
Noch ein Wort zur Covergestaltung. Im Grunde hat man auf einem Gatefold Cover eine Menge Platz und man könnte anstatt einer zweiten Platte ein Faltblatt für die Texte und die weiteren wichtigen Informationen beifügen. Hier sind alle Texte und Informationen in einem Endlos-Text auf einer Cover-Seite untergebracht, den man sehr schlecht lesen kann.
Zum Schluß noch eine Sache, die jpc angeht. Warum stellt ihr bei Vinyl-Alben dem Käufer keinen zusätzlichen digitalen Download zu Verfügung. Die musikalischen Rechte und das Material hat der Käufer in den allermeisten Fällen doch teuer genug bezahlt. Amazon kann das!