Unerhört!
Scarlatti gibt, wie Bach und Händel, dem Spieler wenig vor. Bei ihm sind es nur die Noten und das Tempo, ganz selten mal piano oder forte. Was macht nun der Interpret? Er spielt Scarlatti so, wie er meint, dass Scarlatti seine fünfhundertsoundsoviel Sonaten in die Tasten gebracht hätte. Das tut jeder Cembalist, aber auch Pianisten gehen kaum weiter. Das Ergebnis ist, dass man einer Cembaloaufnahme nicht anhören kann, wer spielt. Es sei denn, sie rauscht. Dann ist es Wanda Landowska. Die Pianisten gehen im Dynamischen weiter, sie sind lauter, leiser geht ja nicht, und sie spielen crescendo und decrescendo. Horowitz erkenne ich, auch Pogorelich, die anderen nicht. Sie sind alle auf derselben Diät, auf Stildiät.
Was hätte Scarlatti gemacht, wenn man ihm einen Konzertflügel hingestellt hätte? Das wissen wir natürlich nicht. Aber fantasieren wir einmal. Zuallererst hätte er sein Mäuseklavier bei Ebay vertickt, dann hätte er gespielt, was ein Steinway D hergibt, und das hätte dann geklungen wie bei Pletnev. Sie sagen, nein, auf keinen Fall? Aber wissen Sie es?
Andersherum: Pletnev spielt – pianistisch makellos – mit einer Klangfantasie, die sich von Tradition emanzipiert hat und nur dem Schönen verpflichtet ist. Seien Sie für das, was Sie da hören werden, ganz weit offen! Sie bekommen einen Scarlatti, wie sie ihn noch nie erlebt haben, und einen Scarlatti von heute.