Ein Album, das wieder an die „RED Era“ anknüpft
Meine Bewertung bezieht sich auf die „The Bolter“-Edition, von welcher ich die CD und das Vinyl-Doppelalbum sofort nach den jeweiligen Veröffentlichungen erworben hatte. Als Swiftie seit den 00er Jahren stehe ich den Veröffentlichungen ab „reputation“ kritisch gegenüber. Hip Hop und EDM mag ich z.B. grds. nicht. Nach dem grandiosen „RED“-Album 2012 folgten ja immer wieder Stilwechsel, die zwar einen gigantischen kommerziellen Erfolg brachten, jedoch nicht ausreichend das große Potential von Taylor widerspiegelten. Ich denke hier auch an die schwachen „Lover“ und „Midnights“. Für das vorliegende Album habe ich 6 Monate und ein München-Konzert der Eras Tour gebraucht, um vollständigen Zugang zu bekommen. Ich habe es inzwischen ca. 40 mal gehört und meine damalige (kritische) Rezension völlig umgeschrieben. Mich tröstet, daß solche Schnellschüsse auch Fachkritikern wie z.B. Oliver Darcy von CNN unterlaufen sind und von diesem korrigiert wurden.
Mich interessieren Lyrics (bei Taylor immer gut) allenfalls sekundär, die Musik hat das Primat. Ich finde, daß Taylor wieder mehr Country/Rock Elemente integriert und ein gutes Songwriting abgeliefert hat. Sie hat ihre Stimme noch einmal weiterentwickelt und setzt diese noch variabler ein. Ich bin ihrem Gesang und ihrer Interpretationsart komplett erlegen. Ja es stimmt, das Album ist auch wieder sehr ruhig. Etwas wehmütig denke ich an die Live Konzerte der „Red“ und „1989“ Touren, aber die Songs des vorliegenden Albums gehen nach häufigem Hören ins Ohr. Fast alle 17 Titel sind sehr gelungen, besonders der Titelsong „TTPD“, „The Smallest Man…“, „But Daddy I Love Him“, „Who’s Afraid Of Little Old Me?“ und natürlich das unterrepräsentierte, geniale „The Bolter“. Von diesem gibt es ein tolles Live-Mashup x „Getaway Car“ aus Edinburgh im Netz.
Zum Sound: Das Album ist recht ordentlich produziert, kristallklarer Klang ist allerdings etwas anderes. Die 2LP-Ausgabe in beigem Vinyl mit 24-seitigem Book liegt plan und hat aber einige wenige Knickser. Der Klang ist gut, aber nicht besser als der der CD.
Noch ein Wort zur Veröffentlichungspolitik. Es wäre fair gewesen, wenn man die „Anthology“ im April komplett herausgebracht und dann einige Tracks als Maxis mit Live-Titeln der Eras Tour als B-Seiten veröffentlicht hätte. Die diversen Editionen mit wechselnden Covern angeblich limitiert gestaffelt zu emittieren, ist nicht nur lächerlich sondern auch ärgerlich. Hier hätte die sehr fanverbundene Taylor mehr Einfluß auf Universal nehmen können, daß den Fans nicht so das Geld aus der Tasche gezogen wird.
Nach intensiver Beschäftigung mit dem o.g. Album kann ich für die CD eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Die restlichen 14 Titel der „Anthology“ sind nicht ganz so brillant, allerdings ist der Preis bei jpc derzeit niedriger als für die „The Bolter“ Version, was wiederum für die „Anthology“ spricht.