Höfischer Prunk statt Sturm und Drang
Die beiden auf dieser CD eingespielten Sinfonien Pleyels wurden in den frühen 1780er Jahren komponiert, das Flötenkonzert im Jahr 1797. Entstehungsgeschichtlich sind die beiden Sinfonien der Endphase des "Sturm und Drang" zuzuordnen. Stilistisch erscheint mir das allerdings fraglich. Die Sinfonien klingen eher nach höfischem Prunk. Mir drängt sich hierbei der Verdacht auf, dass das an der Interpretationsweise und nicht an den Werken selbst liegt. Dies wird hörbar, wenn ich zum Vergleich die ebenfalls bei Naxos erschienene Einspielung von (anderen) Pleyel-Sinfonien mit der Capella Istropolitana unter Uwe Grodd heranziehe. Die dort eingespielten Sinfonien wurden zwischen 1778 und 1786 komponiert, also zu einer vergleichbaren Zeit.
Während bei der Capella unter Grodd die Musik mit einem enormen Drive in den Tempi und in der Akzentuierung dargeboten werden, wählt Patrick Gallois mit der Sinfonia Finlandia eher gemütliche Tempi mit viel Freude am Detail und er lässt mit einer gewissen Glätte musizieren. Die Interpretaion ist nicht ausgelassen, sondern kontrolliert, brav und gefällig. Offenbar ist das Motto: Bloß nichts überstürzen, bloß keine Emotionen wecken. Um das zu hören, braucht der Musikliebhaber zweimal fünf Minuten. Er sollte die f-moll Sinfonie der CD mit der Capella und Grodd anspielen und anschließend eine der beiden Sinfonien mit der Sinfonia Finlandia. Alle drei Sinfonien verzichten auf Trompeten und Pauken (also nur Hörner zur Unterstützung der Holzbläser) und scheinen mir am ehesten geeignet, einen fairen Interpretationsvergleich vorzunehmen. Zwischen den Interpretationsansätzen liegen einfach Welten. Für meinen Geschmack ist die Capella der klare Punktsieger. Da geht die Musik echt unter die Haut. Bei der Sinfonia unter Gallois wird schön gespielt, der Klang ist ausgezeichnet, aber mir fehlt es an Intensität und Spannung. Als Harnoncourt erstmals Mozart und Haydn interpertierte, war die bis dahin übliche Glätte und Gediegenheit bei der Interpretation auch Geschichte. Werke Haydns und Mozarts gewinnen, wenn sie nicht nur schön, sondern mit Intensität und Leidenschaft gespielt werden. Und das gilt gleichermaßen auch für Pleyel, einem der beliebtesten Komponisten des späten 18. Jahrhunderts.
Ganz deutlich wird die Differenz der Interpetationsauffassung bei den Menuetten. Die Menutte der Sinfonien in B- und G-Dur (mit der Sinfonia) sind gemütlich, gleichwohl angenehm zu hören. Man könnte dabei glatt ein Buch lesen, ohne übermäßig abgelenkt zu werden. Die Menuette der Capella-CD sind hingegen sprizig und erfrischend. Da spürt man die Musik, man muss ihr zuhören. Wer genau das will und wer von Pleyel mitgerissen werden möchte, dem empfehle ich unbedingt die Einspielungen mit der Capella Istropolitana. Hörenswert ist auch die Enspielung späterer Sinfonien mit Bamert und den London Mozart Players auf Chandos. Die hier renzensierte CD mit Gallois ist leider nur zweite Wahl.