Sehr schöne Referenzaufnahme
Die zwei Zyklen der Slawischen Tänze von Antonin Dvorak opus 46 und opus 72 mit jeweils acht hinreissenden Stücken, welche die große Bandbreite des böhmischen und darüber hinaus auch des slawischen Repertoires an Tanzformen abdecken, gehören zu den beliebtesten und meistgespielten Werken des großen Prager Komponisten. Von ihnen gibt es eine Reihe von Gesamtaufnahmen auf CD.
Dennoch möchte ich die 2014 und 2015 entstandene Gesamtaufnahme mit der Tschechischen Philharmonie unter Jiri Belohlavek als höchst gelungene Referenzaufnahme bewerten. Sie ist nicht nur klangtechnisch auf der Höhe der Zeit. Die Idiomatik der 16 Stücke liegt der Tschechischen Philharmonie naturgemäß in ganz besonderem Maße, die fabelhafte Akustik des Dvorak-Konzertsaales im Prager Rudolphinum wird auf der Aufnahme hörbar festgehalten. Der auch bei großen musikalischen Steigerungen immer lucide Klang des tschechischen Weltklasseorchesters ist bei dieser Neuaufnahme besonders eindrucksvoll zu hören, und immer wieder beeindrucken etwa die wunderbaren Holzbläser mit ihrer jederzeit hörbaren kammermusikalischen Kompetenz, ebenso die Klangfarben und die musikalische Intensität der Streicher sowie die Stringenz von Blechbläsern und Schlagzeug.
Vielleicht sei hier noch der Hinweis gegeben, dass meines Erachtens die einige Jahrzehnte alte Gesamtaufnahme der Slawischen Tänze mit dem Cleveland Orchester unter Georg Szell musikalisch an diese Referenz-Neuaufnahme herankommt, wenngleich sie von der Tonqualität nicht mehr ganz dem heutigen Standard entspricht.
Die CD unter Belohlavek ist im übrigen auch deutlich besser gelungen als die Gesamtsaufnahme der Tänze mit demselben Orchester in demselben Konzertsaal unter Charles Mackerras, die in manchen lauten Passagen doch etwas lärmend geraten ist und in den lyrischen Passagen auch nicht immer das Niveau der aktuellen Neuaufnahme erreicht.