Solopiano auf neuen Pfaden
Auch wenn vom phantastischen New York-Pianisten Marc Copland mittlerweile einiges an Tonträgern zu haben ist, lohnt sich diese Soloeinspielung vom Juli 2016, nun auf Coplands eigenem Label InnerVoiceJazz. Immerhin sind seit Coplands letzter Solo-CD acht Jahre verstrichen, in denen der Pianist und Komponist seinen harmonischen Kosmos schon auf schon fast revolutionäre Art und Weise erweitert und verfeinert hat: Von der Jazzfraktion sind es in erster Linie Bill Evans, Herbie Hancock, Richie Beirach und Clare Fischer, von der Konzertmusik u.a. die französischen und russischen Spätromantiker und Impressionsisten (Debussy, Ravel, Satie, Koechlin, Delius, Janacek, Skriabin etc.), allesamt Komponisten, bei denen sich ingeniös verarbeitete Fundstücke von Coplands Trouvaillen verorten lassen. Faszinierend sind neben Coplands nach wie vor absolut eigenständigen "voicings" der gespielten Akkorde vor allem seine bisher m.E. von Jazzpianisten und -gitarristen bis heutzutage einmaligen Akkordverbindungen und Reharmonisationen. Diesen hat Copland offenbar seit den letzten Soloeinspielungen sein besonderes Augen- resp. Ohrenmerk gewidmet. Das Programm von acht Songs ist stellvertretend für Coplands musikalisch-jazzistische Vita, finden sich doch neben drei Copland-Originals auch Kompositionen aus dem Repertoire von Bill Evans, Gary Peacock und John Abercrombie. Doch auch wer dem Pianisten weniger analytisch zuhört, kommt mit der CD "Nightfall" in den so interssanten wie reichen Genuss von harmonischer, melodischer und rhythmischer Schönheit. Doch, doch, auch dies alles ist im aktuellen Jazz nach wie vor zu finden.