Kann man mit einem 40-Tonner Slalom fahren? Yes, HE can!
Bis auf wenige Ausnahmen haben wir immer wieder hören müssen, dass große Stimmen ihre liebe Not mit schnellen Tonfolgen haben. Der fesche Bayer Jonas Kaufmann beweist, dass unsere Vorurteile unbegründet sind - scheinbar mühelos bewältigt er die Herzog-Arie aus "Rigoletto" - und schenkt uns am Ende eine prachtvolle Fermate, auf die selbst unser geliebter Pavarotti stolz wäre.
Ein Diminuendo auf dem hohen b? - Kein Problem! Zu hören in der Radames-Arie. Fast fühlt man sich da an Franco Corelli erinnert - obwohl, zugegeben, Kaufmann der intelligentere Sänger ist.
Klar - die Troubadour-Stretta wird man nie packender interpretiert hören als in der Corelli-Aufnahme, aber Kaufmanns Stimmgewalt, darstellerische Intelligenz und Musikalität können dagegenhalten.
Sogar in der Königsdisziplin - Otello - macht Kaufmann eine gute Figur. In "Dio, mi potevi scagliar" verzichtet er auf Effekthascherei, hält sich an Verdis unausführbar scheinende Vorgabe von 16 Silben auf einem einzigen Ton und obsiegt: weil er versteht, was er singt.
Bravo!