Ein herzergreifender Roman über Verlust, Trauer und Liebe
Maddy, Ehefrau und Mutter einer Teenagertochter, ist vom Dach der Bibliothek gestürzt. Ihr Umfeld, besonders aber ihre Tochter Eve und ihr Mann Brady können nicht verstehen, warum Maddy sich selbst das Leben nahm. Plötzlich sind sie auf sich allein gestellt und müssen lernen, ohne Maddy zurecht zu kommen. Dabei lernen sie viel über sich selbst, streiten sich, kommen sich näher. Und sie spüren: Sie sind nicht allein. Denn Maddy ist bei ihnen, sie beobachtet das Geschehen von oben und greift hier und da unterstützend ein, wenn es nötig wird.
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Maddy, Eve und Brady erzählt. Ich finde einen Perspektivwechsel immer spannend, denn so kann man sich sehr gut in die Personen hineinversetzen und sieht die Geschehnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. So auch hier. Leider ist der Schreibstil bei allen drei Sichten sehr ähnlich, sodass man schnell mal durcheinander kommen kann, aus wessen Perspektive denn nun erzählt wird. Trotzdem war diese Art der Erzählweise sehr interessant, zumal auch aus der Sicht der toten Maddy erzählt wurde. Ihre Beobachtungen, aber auch Rückblicke und Erinnerungen führten bei mir dazu, dass ich sehr lange gerätselt habe, warum Maddy sich in den Tod gestürzt hat. Die Auflösung kommt am Ende und war für mich an der Stelle nicht mehr so überraschend. Die Autorin schafft es aber, hier die Spannung und das Rästelraten um Maddys Beweggründe lange aufrecht zu erhalten. Auch wenn die Vorstellung, dass eine geliebte Person aus dem Jenseits zuschaut und sogar aktiv ins Geschehen eingreift, etwas befremdlich ist, so fand ich es auch tröstend.
Spannend war auch Eves Sicht. Der Teenager macht eine große Wandlung durch, der Tod ihrer Mutter hat bei Eve einige Denkprozesse angestoßen. Sie stellt ihr oberflächliches Teenagerleben immer mehr in Frage und wächst mit der Zeit an ihrer Trauer und ihren Gedanken. Eves Wandel hat auch einiges bei mir ausgelöst, denn sie reflektiert ihr Verhalten ihrer Mutter gegenüber, das –typisch Teenager – häufig sehr selbstbezogen war. Auch wenn ich lange aus dem Teenageralter heraus bin, habe ich mir aus dem Buch vor allem mitgenommen: ab und an die Perspektive wechseln tut allen Seiten gut. Und: Genieße den Moment.
Die Autorin sagt selber, dass sie in ihrem Roman aufgreifen wollte, wie Teenager mit Verlust umgehen, da sie selbst als Teenager einen geliebten Menschen verlieren musste. Ich finde, das ist ihr sehr gut gelungen. Neben der Trauer und dem Verlust werden im Roman auch viele andere Themen angesprochen. Es geht um Depressionen, um Anerkennung, Oberflächlichkeit, Vergänglichkeit. Vieles, das zum Nachdenken anregt und nachwirkt. Für mich war dieser Roman ein wirkliches Lesevergnügen, der mir einige Impulse mitgegeben hat.