Schwungvoll und erfrischend anders
Die Krimiserie um die Ermittlerin Lotta Fiore war mir bisher unbekannt, und obwohl ich die ersten beiden Bände dieser Serie noch nicht kenne, konnte ich dem vorliegenden dritten Band gut folgen. Der Einstieg gelingt leicht, der Schreibstil ist anschaulich, flüssig und gut zu lesen, von Anfang an ist Schwung im Geschehen und zieht mich einfach mit. Auch dieser Krimi steht und fällt mit der Ermittlerin, mit Lotta Fiore, einer außergewöhnlich komplexen Persönlichkeit, die ohne Ausbildung bei der Polizei eingestellt und direkt zur Kripo abgeordnet wurde, was bei den Kollegen natürlich für Zündstoff sorgt. Das Tempo ist flott, weniger, weil die Ermittlungen so rasant verlaufen, sondern weil Lotta an allen Fronten zu kämpfen hat - mit dem Neid der Kollegen, mit dem eigentlichen Mordfall und ihrem persönlichen Bezug dazu, ihren gut gehüteten Geheimnissen ihres privaten Umfeldes, sowie ihren eigenen Traumata aus ihrer Kindheit, weswegen sie sich Hilfe bei einer Therapeutin sucht. Zeit zum Luftholen bleibt ihr nicht. Die Handlung ist unvorhersehbar und ungewöhnlich, insbesondere deshalb, weil alle Komponenten ineinander greifen und so miteinander verzahnt sind, dass es fast schon ein wenig chaotisch wirkt. So ist zum Beispiel eine Panikattacke, die sich in ihrer Freizeit im privaten Umfeld ereignet hat, Thema bei ihrer Therapeutin, gleichzeitig hat sie aber auch einen Bezug zu ihren Geheimnissen, und im weiteren Sinne auch Auswirkung auf den aktuellen Fall. Trotz dieser vielen Verwicklungen wird nach und nach alles stimmig zusammengeführt und das Buch endet schlüssig.
Von Beginn an fasziniert die - wie im Klappentext versprochen - schillernde Persönlichkeit Lotta, die mit ihren ungewöhnlichen Methoden und sicherem Instinkt die Geschichte bestimmt. Ihre Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln, ist in der Handlung deutlich sichtbar und spricht ebenfalls für sie. Doch auch die Details in den aktuellen Ermittlungen finde ich nach gelungen - die Autorin Theresa Prammer muss nicht auf besonders blutige und grausame Morde zurückgreifen, vielmehr besticht sie durch einfache, raffinierte Methoden, die sehr geschickt umgesetzt werden, was ich auf jeden Fall bevorzuge. Als einzigen Kritikpunkt sehe ich die Fülle der Probleme, die in dieser Menge etwas konstruiert und unglaubwürdig wirken und die Atmosphäre etwas chaotisch werden lässt. So musste ich am Ende tatsächlich ein Detail im vorderen Teil des Buches nachschlagen, das mir unlogisch vorkam, das jedoch letztendlich bei mir in den vielen Szenen einfach untergegangen war. Dennoch haben mich diese vielfältigen Aspekte gleichzeitig an das Buch gefesselt, und es mich innerhalb von 24 Stunden zu Ende lesen lassen.
Fazit:
„Die unbekannte Schwester" ist ein schwungvoller und erfrischend anderer Kriminalroman um eine außergewöhnliche Ermittlerin. Ich werde auf jeden Fall noch die ersten beiden Bände lesen …