Lebenslügen
Der ehemalige Kommissar Jovert, wird eines Tages von dem japanischen Rechtsanwalt, Herren Omura in dem Hausflur des gemeinsamen Pariser Wohnhaus abgefangen. Herr Omura sucht das Gespräch mit dem Franzosen, er möchte sich etwas von der Seele reden, das ihn schon seit Jahren belastet. Der Pensionär hat aber gar kein Interesse an der Geschichte des gebildeten Japaner. Selber gerade mit einem seltsamen Brief belastet, der ihn an seine Jugend und seine Vergangenheit erinnert, versucht er dem asiatischen Mann aus dem Weg zu gehen.
Am Ende sitzen die zwei alten Männer stundenlang zusammen und reden über ihre Vergangenheit, um ihre Seelen zu läutern.
Erzählt wird in der Gegenwart und aus der Vergangenheit, auf mehreren Ebenen. Konzentriert verfolgte ich die verschiedenen Geschichten, die unvorhergesehen in einander übergingen. Doch immer wieder war ich verwirrt, in welcher Vergangenheit ich mich gerade befand. Auf den letzten Seiten, las ich einen Satz, der das Geschrieben wunderbar beschreibt: “Er habe gespürt, wie sich seine Gedanken rückwärts durch sein Leben ergossen, von einer Erinnerung zur nächsten sprang, wie die reißende Strömung ihn mit sich davon trug… “ (Seite 331) Besser hätte ich es nicht beschreiben können. Ich kann es kaum glauben, dass der Schriftsteller Mark Henshaw kein Japanern ist. Die Sprache in seinem Buch erinnert sehr daran, an das Blumige, Umschreibende, Zarte und doch Brutale. Schön und verwirrend zugleich. In seiner Danksagung erwähnt Hanshaw zwei japanische Freunde, die ihm “Einsichten in das japanische Denken” vermittelten.
Mir hat das Buch anfangs wirklich große Schwierigkeiten gemacht. Zu viele fremde (japanische, französische) Namen und die verschiedenen Zeitsprünge verwirrten mich zu oft. Nach 100 Seiten gab es sich dann und machte süchtig. Wieder einmal traf ich auf Geschichtslücken meinerseits und nahm mir vor, mich mit dem Algerien Krieg 1957 auseinander zu setzen. (Ein Thema, das in dem Buch erwähnt wird und eine große Rolle spielt) Als einfache Literatur würde ich Der Schneekimono nicht bezeichnen. Es ist ein Buch das zweideutig ist, das mich nachdenklich gemacht hat. Wunderschön finde ich den Einband: das zarte Profil einer Japanerin auf blaugrauen Hintergrund. Einfach und schlicht.