Luxus, Geldgier, Rache
Nach dem Klappentext und der Leseprobe, war ich sehr angetan von dem Buch. Ich hab einen echt spannenden Thriller erwartet, der in der Kunsthandel-Szene angesiedelt ist und sich um die Aufklärung eines Betrugs um ein Gemälde dreht. Gewürzt mit ein wenig Sex und Skandalen, habe ich ein unterhaltsames, fesselndes Vergnügen vor Augen gehabt.
Doch jetzt, nachdem ich das ganze Buch gelesen habe muss ich sagen, dass “Maestra” ein sehr gutes Beispiel für ein Buch ist, dessen Klappentext wenig über das Buch aussagt bzw ein etwas falsches Bild vermittelt.
Judith, mal eine ganz andere Protagonistin
Judith scheint zunächst sehr ehrgeizig und ihre Willensstärke ist unverkennbar. Sie hat sehr hart dafür gearbeitet um sich in der Kunstbranche einen Namen zu machen, doch jeglicher Erfolg bleibt aus, sie ist das Mädchen-für-alles vom Galeristen des Auktionshauses und ihre Fähigkeiten werden völlig verachtet.
Nicht nur der Erfolg bleibt aus, auch ihre finanzielle Lage sieht nicht gut aus, trotz der vielen Arbeit. Sie fängt einen Nebenjob in einem gewissen Club an, in dem sie dafür bezahlt wird, Männern Gesellschaft zu leisten und schnell findet sie gefallen an dem leicht verdienten Geld.
Immer wieder entwickelt sich Judiths Charakter weiter, und entfernt sich immer mehr von der Judith, die sie zu Beginn war. Sie ist keiner von den Charakteren, die man unglaublich sympathisch findet und deren Handlungen man immer wieder gut nachfühlen kann, sondern so einer der ganz unberechenbar und kühl üble Dinge macht und einen trotzdem ein wenig fasziniert.
Ich denke Maestra lebt nicht davon, dass man sich mit Judith, der Protagonistin, identifizieren kann, sondern im Gegenteil davon, dass man einen Charakter vor Augen hat, der ausserhalb der eigenen Wohlfühlzone agiert.
Unberechenbar vs. Aalglatt
Die Handlung ist wie oben beschrieben im ersten Drittel sehr unberechenbar und unvorhersehbar, doch später wird sie immer oberflächlicher. Obwohl das Setting, all die luxuriösen Modemarken, extravaganten Gerichte, Gemälde und ihre Geschichten und die Kunsthandelbranche sehr detailliert beschrieben wird, so dass man den Eindruck gewinnt, die Autorin kennt sich sehr gut aus, oder hat wirklich gut recherchiert, so ist die Handlung an sich doch später zu oberflächlich, viel zu aalglatt! Judith, die nach ihrer Kündigung verreist und von Luxushotel zu Luxusjacht, von Stadt zu Stadt reist, beginnt sich erst am Rande der Illegalität zu bewegen und schließlich über alle Grenzen von Moral und Recht hinwegzusetzen. Gerade war sie noch eine zwar ehrgeizige, doch auch unterwürfige Assistentin, und plötzlich mausert sie sich zur genialen Kriminellen? All ihre Verbrechen sind ausgeklügelt geplant und es scheint. als ob sie mit allem was sie macht davon kommt, als sei sie unantastbar. Das hat mich schon gestört, weil es wenig realistisch und etwas absurd ist.
Fazit
Trotz anderer Erwartungen, war Maestra für mich ein Lesevernügen der etwas anderen Art. Maestra entführt einen auf eine Reise in eine Luxuswelt zwischen Mode, Kunst, ausgefallenem Essen und ungewöhnlichen erotischen Momenten, quer durch Europa. Im Zentrum, Judith, ehrgeizig, berechnend, und dem Geld verfallen, ist sie unberechenbar. Neben erwas sehr detaillierten Sexszenen ist Maestra ein Buch, das mit vielen unerwarteten Wendungen aufwartet. Trotz einiger Schwächen war es interessant, amüsant, unterhaltsam und zuweilen schockierend.