Manchmal fast ein wenig dreist.
Kreativität schlummert in jedem von uns. Das will Gilbert uns in diesem Buch näher bringen. Auch, wie wir mit unserer Kreativität am besten umgehen, sie anlocken und mit ihr zufrieden leben. Mit einigen Beispielen aus ihrem eigenen Leben und wirken versucht sie, ein ungreifbares Thema greifbar zu machen.
Ich bin sowieso mit einer relativ neutralen Haltung an das Buch heran gegangen, denn zu den "Selbsthilfejüngern" kann ich mich eher nicht zählen. Ich hab das Buch also nie gelesen, um etwas für mein Leben brauchbares daraus zu ziehen. Meine Kreativität hab ich schon gefunden, wir verstehen uns auch meistens ganz gut, danke, passt alles so wie es ist.
Aber selbst wenn ich gewollte hätte, hätte ich nichts sinnvolles aus diesem Buch heraus ziehen KÖNNEN - denn eines wird schnell klar : Dieses Buch hat Gilbert für sie geschrieben und nicht um anderen Menschen zu helfen. Versteht mich nicht falsch, da ist nicht schlimmes dran - dann ist nur das Genre falsch gewählt.
Gilbert hat hier einen wirren Mix aus Plattitüden, Wiederholungen und esoterischem Gewäsch zu Papier gebracht. Ideen sind also eigenständige Wesen, von einem Menschen zum anderen übertragbar. Gut, ist jetzt nicht meine Weltanschauung, aber selbst wenn sie das wäre, wie soll ich mit dieser Vorstellung die Kreativität finden?
Ein bisschen Selbstbeweihräucherung wird noch dazugestreut (Ich und mein Bestseller Eat Pray Love) und mit einigen Widersprüchen abgerundet.
All das hätte ich aber wohl noch verschmerzen können, wenn sie nicht manchmal über das Ziel hinaus geschossen wäre und fast ein wenig dreist wurde.
Ich beziehe mich hier auf das Kapitel "Erlaubnis". Hier meint Gilbert feststellen zu müssen, dass in meiner Familie sicher auch mal Macher waren und ich deswegen Kreativ sein muss - äh. nein. Lass ich das jetzt mit der Kreativität also bleiben?
Und, um dem ganzen das Krönchen aufzusetzen : nachdem sie mir versicherte, dass ich keine Erlaubnis zum kreativ sein brauche, gab sie mir genau diese dann am Ende doch. Schriftlich und hochoffiziell quasi. Prima. Was hab ich all die Jahre nur ohne getan?
Das letzte Kapitel hat das Ruder dann nochmal rum gerissen. So, wie die letzten zehn Seiten hätte das ganze Buch werden sollen. Dann wäre es toll gewesen, einfach schön zu lesen, interessant und, manchmal, vielleicht sogar etwas lehrreich.
So war es das Eigenlob einer Autorin die wirkt, als hätte sie sich selbst Mut machen wollen.