Emotionaler Tschaikowsky mit reicher dynamischer Bandbreite
Bei der Interpretation der Symphonien von Tschaikowsky scheint es zwei unterschiedliche Herangehensweisen zu geben. Die einen betonen einen mehr analytischen, die anderen einen mehr emotionalen Zugang. Adrian Leaper scheint mir bei dieser Aufnahme einen eher emotionalen, lyrischen Zugang gewählt zu haben. Gerade im zweiten und dritten Satz kommt dieser lyrische Ansatz besonders zur Geltung, die Sätze wirken nahezu kammermusikalisch, fein gewebt. Die Ecksätze steigern sich dagegen nach leisem Beginn zum typischen "Tschaikowsky Sound" mit schwerem Blech. Beim dynamischen Aufbau dieser Sätze wird dabei ein weiter Bogen gespannt. Die Musik atmet und entwickelt sich im vierten Satz, ohne dabei in Sentimentalität zu verfallen, zu einem intensivem Finale ohne dabei zu bombastisch zu wirken. Zu stärkerem Bombast haben die Musiker dagegen in der Hamlet Ouvertüre die Gelegenheit. Hier toben sie sich musikalisch aus, jedoch kommt auch hier die lyrische Darstellung nicht zu kurz.
Die Musiker des PNRSO haben die Gelegenheit die breite dynamische Weite Ihres Ausdrucks zu zeigen und machen dieses auch. Zwar gibt es einige Stellen wo das Spiel nicht völlig sauber wirkt, dies tut dem positiven Gesamteindruck aber keinen Abbruch.
Der Klang der Aufnahme wirkt mitunter etwas dumpf und hallig, trotzdem sind die einzelnen Instrumentengruppen und Solisten deutlich wahrnehmbar und gehen nicht in einem einheitlichen Brei unter.
Das Booklet ist wie häufig bei Naxos-Aufnahmen zu Anfang der 90er Jahre nur in englischer Sprache gehalten und wirkt damit etwas dürftig. Deshalb hierfür nur zwei Sterne.