Britt-Marie war hier! Glück im Unglück...
Britt-Marie ist 63 Jahre alt, resolut und keineswegs kritisch, lediglich fürsorglich sind ihre allzu häufigen Ratschläge gemeint. Nach 40 Jahren verlässt sie ihren Mann und sucht nun eine Anstellung, um zu verhindern, dass sie eines Tages in ihrer Wohnung tot aufgefunden wird. Das darf schließlich niemals passieren, was würden die Leute nur von ihr denken. Als die überaus korrekte und in keiner Weise kritische Britt-Marie eine Stelle in Borg angeboten bekommt, steigt sie ins Auto und fährt los. Dieses kleine Städtchen, wenn es diesen Namen denn verdient hat, wird Britt-Marie verändern und Britt-Marie muss erkennen, dass Putzen nicht das Allheilmittel für alle Lebenslagen sein kann.
Fredrik Backman hat mit Britt-Marie erneut eine einzigartige Protagonistin geschaffen.
Sie ist unerträglich, besserwisserisch, penibel und bis auf die letzte Liste durchgeplant. Britt-Marie schafft es noch jeden vor den Kopf zu stoßen und das ohne jegliche Absicht. Sie lebt ihr Leben seit ihrer Kindheit nach dem Prinzip, dass Sauberkeit und Regeln einzig und allein die Welt zusammen halten. Mit Abschätzigkeit begegnet sie jedem Fehlverhalten, ein Glas ohne Untersetzer gleicht einem vorsätzlichen Mord.
Man merkt schnell diese Person ist nicht leicht zu handhaben. Trotzdem oder gerade deswegen ist das Interesse groß an dieser verkorksten Persönlichkeit, die sich keiner Schuld bewusst zu sein scheint. Schnell will man wissen, was es mit Britt-Marie auf sich hat, woher kommen ihre merkwürdigen Attitüden und was ist in ihrer Vergangenheit geschehen?
Neben Britt-Marie gibt es noch etliche weitere Personen, die für den Verlauf der Geschichte wichtig sind. Da gibt es die Fußball-Kids Omar, Vega, Kröte, den Piraten (Ben) und noch einige mehr. Alle haben ihre Bürden zu tragen und gerade Omar, Vega und ihr älterer Bruder Sami spielen eine entscheidende Rolle.
Merkwürdig daher kommt auch die Inhaberin des Poststelle/Pizzeria/Werkstatt-Ladens „Jemand“. Jemand ist die erste Person, die Britt-Marie in Borg kennen lernt und von Freundschaft auf den ersten Blick kann man bei den beiden weniger reden. Hinzu kommt Sven, der Polizist im Ort. Er ist goldig und offenbar vielseitig interessiert. Seine Freizeit besteht aus vielen verschiedenen Kursen, die er an der Volkshochschule belegt, Kochkurs, ostasiatisches Einrichtungsdesign und Korbflechten sind nur ein paar der benannten Kurse.
Bank, so gut wie blind und eher unfreiwillig Britt-Maries Vermieterin kommt auch zu Wort. Außerdem Kent, der Ehemann von Britt-Marie, der ständig über Geld redet, beliebt ist und gerne Witze über Dinge macht, die das nicht vertragen können.
Mühsam und sicherlich gewöhnungsbedürftig ist der Schreibstil des Autors. Kurze abgehackte Sätze, Wortfolgen oder Satzfragmente bestimmen das Bild. Wiederholungen sind auch ein äußerst beliebtes Stilelement von Backman. Zudem wird gerne mit Schimpfwörtern um sich geworfen, wenn es die Situation bzw. der Charakter erfordert. Britt-Marie flucht selbstverständlich nicht. „Jemand“ drückt sich auch sehr verquer aus, was anstrengend wird, wenn die Dialoge länger werden.
Fazit
Ein Buch voller Lebensweisheiten, welches durchaus zum Nachdenken anregt. Ein spezieller, gewöhnungsbedürftiger Schreibstil, der eher ablenkt, als die Botschaft zu verstärken. Lesen lohnt sich dennoch, also los geht’s!