Dass bei "Wintersun" zumindest ein waschechter Perfektionist am Werk ist, dürfte sich ja inzwischen rumgesprochen haben. Und so überrascht es dann nicht, dass man sich nach einem fulminanten selbstbetitelten Debutalbum viel Zeit für einen würdigen Nachfolger nehmen wollte, den gerade frühe Fans lange herbeigesehnt haben.
Auf den ersten Blick scheint diese Rechnung auch aufzugehen, musikalisch ist das ganze jedenfalls unglaublich ergiebig - bei längerem Hören fühlt man sich jedoch gelegentlich dicht an der Grenze zur Überfrachtung, was bei Fans symphonisch-epischer Ausmaße zwar sogar eine gewisse Euphorie auslösen wird, für nicht ganz so ambitionierte Hörer aber auch schnell eine Spur zu pathetisch anmutet.
Auch stimmungsmäßig baut "Time I" eine überraschende Dramatik auf, die sich recht authentisch so anfühlt, als ob man sich auf einer (Welt)-Reise durch winterliche Gebirge befindet, mal im sanften wogen glitzernder Schneeflocken, mal durch eisige Schneestürme schreitend, auf zu fernen exotischen Gefilden. Gestreift wird dabei das eine oder andere Tal, in dem sich sanftes grün durch die Schneedecke empor zu recken scheint, oder ein Fluß der gemächlich und bestimmt dahingleitet (besonders der recht Balladen-artig anmutende Song im Mittelteil scheint dieses Bild erwecken zu wollen, bevor der nächste Gebirgsrücken erklommen wird).
Leider ist man jedoch ausgerechnet dann, als man gerade so richtig in die Abenteueratmosphäre eingetaucht ist und schon gespannt darauf lauert, was sich wohl hinter dem nächsten Bergpfad eröffnen wird, auch schon am Ende angelangt, wo man doch als Fan gerade erst so richtig in Fahrt kam.
Und so beschäftigt einen langfristig dann doch ein wenig die Frage, ob ein bisschen weniger Perfektion und dafür 1-2 Songs mehr, den geneigten Fan nicht letztlich noch ein wenig überzeugter zurückgelassen hätten. Immerhin, Käufern der MediaBook-Edition wird dann trotzdem noch ein unvergesslicher Nachgang serviert - es macht einfach Riesenspaß den Jungs bei der Arbeit zuzusehen, besonders Kai Hahto bei seiner Schlagzeugarbeit ... ;-)