Erstaunliche Tonqualität
Dieses Konzert besteht aus drei Aufnahmen (Jan., März und Mai 1944), die wohl mit AEG-Bandmaschinen mit (der noch nicht sehr alten Technik) der Vormagnetisierung gemacht wurden. DIe Mikrofone waren vermutlich die NEUMANN CMV 3 ("NEUMANN-Flasche").
Die Tonbänder mit 6,5mm Breite liefen damals mit Bandgeschwindigkeit 77cm/s. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die verbliebenen Bandmaschinen der RRG in die USA verbracht. Die Bandgeschwindigkeit wurde dann international auf 76,2 cm/s festgelegt. Die Breite der Bänder auf 1/4 Zoll (6,35 mm) geändert.
(Quelle: WIKIPEDIA)
Der Organist Hanns Ander-Donath, der die Aufnahmen 1944 in der Frauenkirche eingespielt hatte, hörte 1948 seine verloren geglaubten Aufnahmen im Rundfunk wieder. Er erfuhr auf Anfrage beim Sender, daß die Bänder durch Zufall auf einem verlassenen Planwagen in Berlin-Grunewald entdeckt wurden. Sie waren völlig durchnässt und Kinder hatten sie längst als Luftschlangen zum Spielen benutzt.
Nach meinen Unterlagen wurden die Aufnahmen 1968 umgeschnitten auf 38,1 cm/s (in dieser Zeit wurde fast bei allen Rundfunkanstalten umgestellt) und 1971 bei edel records GmbH vermutlich als Schallplatte angeboten. Erst 1999 wurden die Aufnahmen bei der gleichen Firma digitalisiert.
Erstaunlich ist die damals in Mono erreichte Tonqualität, die doch sehr gut den Klang der Silbermannorgel einfängt. Ich selbst habe versucht, die mir bekannten Mängel der damaligen Tonköpfe und der Unarten der damaligen Bänder zu kompensieren. Wegen der Tonkopfspaltbreite war eine Aufzeichnung kaum über 10 kHz möglich,
unterhalb von 100 Hz machten sich Welligkeiten im Frequenzgang bemerkbar, man kämpfte damals auch mit dem Netzbrumm usw.
Nichtsdestotrotz sind im aufgezeichneten Material noch Tonanteile oberhalb 10 kHz und unter halb sogar von 50 Hz vorhanden. Wegen Rauschen und Brumm hat man das bei der Digitalisierung kaum korrigiert. Dabei ist ein weiterer Fehler entstanden: Die Anfänge der Stücke wurden alle eingeblendet (vermutlich, um das Brummen und Rauschen zu verdecken)!
Wenn man aber den Frequenzgang korrigiert, die Störgeräusche herausfiltert und über Kammfilter einen (monokompatiblen) Pseudostereoeffekt auf die Aufnahme legt, ist diese so eindrucksvoll, wie man das bei historischen Aufnahmen selten erlebt. Was mir bis heute noch nicht klar ist: Die Stimmtonhöhe der Orgel. Vermutlich war sie auf a'=440 Hz gestimmt (also die Normalstimmung, wie damals in der Hofkirche). Wegen der vermutlich nicht beachteten Änderung der Normbandgeschwindigkeit von 77 auf 76,2 cm ist die Tonhöhe zu niedrig! Das bestätigt sich beim Vergleich mit einem Keyboard.
Als historisches Dokument ist diese CD in jedem Fall ein Muß!
WaLu