Das vollständige Werk...
Viel ist über die Deliverance/Damnation Sessions bekannt, eben auch dass die beiden Scheiben damals zusammen veröffentlicht werden sollten. Dass die damalige Plattenfirma ihr Veto einlegte spricht Bände, waren die Entstehungssessions zu den "beiden" Alben bereits geplagt von technischen und bandinternen Problemen und Quälereien. 12 Jahre später werden die Alben nun in der ursprünglichen Fassung veröffentlicht, zwei Alben in einem Paket. Man verzichtet dabei auf eine lieblose "Wiederverwertung", sondern man hat jedes Album durch eine sorgfältige Neuabmischung in Stereo (auf DVD im LPCM96/24 Format) und DTS5.1 neues Leben einhauchen lassen. Das Packaging ist ebenfalls sehr liebevoll gestaltet, ein kleines Buch mit Anekdoten, geschrieben von Jerry Ewing und Mikael Akferfeldt persönlich.
Nun die Gretchenfrage : ist denn eine Neuanschaffung für die "Bereitsbesitzer" der Alben lohnenswert ? Kurz und bündig : ja. Die Neuabmischungen der beiden Alben ist wirklich sehr gelungen. Obwohl beide Alben bereits digital gemixt und gemastert wurden, ist es geglückt den Sound nochmals zu optimieren. Steven Wilson selbst war ja mit den ursprünglichem Mix von Damnation nie wirklich zufrieden, daher wundert es nicht dass er sich dieses Album nochmals vorgenommen hat. Der neue Mix von Deliverance stammt von Bruce Soord, der in der ProgSzene ebenfallls kein unbeschriebenes Blatt ist (The Pineapple Thief).
Damnation klingt um einiges düsterer, es wurde aufgeräumt und alles klingt nun insgesamt etwas "mystischer" und "geheimnisvoller". Der 5.1 Mix lässt sich mit einem Wort beschreiben : gigantisch. Das Stereo Bild ist bereits riesig, bei dem 5.1 Mix werden jedoch alle Kanäle voll ausgereizt, ohne dass sich dabei aber etwas in den Vordergrund drängt oder gar Details lästig wirken. Grandios ! Zu dem Album selbst braucht man hier denke ich wenig sagen, es kennt ja bereits sowieso fast jeder. Melancholisch, ruhig, traurig, geheimnisvoll und düster. Eben wunderbar "herbstlich".
Bei Deliverance wurde der Sound ebenfalls "aufgekehrt". Hervorheben möchte ich das Schlagzeugspiel von Martin Lopez, der Drumsound ist wirklich vom feinsten. Allgemein ist der Sound sehr transparent und sehr clean. Für Schmuddelmetaller ist das wohl definitiv nichts, für Leute die den Sound aber eben klinisch steril mögen, ist das eine wahre Ohrenweide. Der 5.1 Mix ist ebenfalls ein ziemliches Brett. Auch hier werden die Kanäle voll ausgenutzt und der Sound schwebt regelrecht im Raum. Das ist bei einem Album wie Deliverance gar nicht so einfach, da es sich bei der Platte um die wohl härteste und "brutalste" von Opeth handelt. Man höre sich nur mal den Opener Wreath an. Ein wirklich hartes und sehr schwer verdauliches Stück Musik. Was den Mix betrifft hat Bruce Soord einen sehr guten Beitrag geleistet. Eine wirklich gute Arbeit, die sich mit der von Wilson wirklich messen lassen kann.
Für das Mastering zeichnet sich Jaime Gomez verantwortlich. Jenes ist relativ modern und weist eine gründliche Portion Brickwalling auf. Ein Phänomen, welches ich aber nicht wirklich schlimm finde, jedenfalls bei diesen beiden Werken. Das klingt wirklich geschmackvoll und gekonnt. Für die Puristen, die jegliche Art von Clipping bzw. HardLimiting ablehnen, gibt es ja noch die Vinyl Version. Die Pressqualität der Platten ist sehr gut und das Mastering ist, wie bei Vinyl üblich, flach und ohne übertriebenes HardLimiting "ausgestattet".
Hervorheben möchte ich auch noch den relativ günstigen Preis, der für beide Editionen gilt.
Zusammengefasst lohnt sich die Neuauflage auch für die, die die alten Versionen besitzen. Es gibt auch für die Kenner sehr viel neues zu entdecken und der Preis rechtfertigt ebenfalls eine Neuanschaffung. Für die, die die Alben nicht besitzen oder gar für absolute "Neuanfänger", ist dies ein idealer Einstieg in den Opeth'schen Klangkosmos. Daher gibt es eine absolute Kaufempfehlung von meiner Seite.