Geschichte persönlichen Scheiterns in der Ex-DDR
Marion Brasch beschreibt in ihrem Buch kurzweilig und unterhaltsam die Geschichte ihrer Kindheit und Jugend als Tochter des stellvertretenden Kulturministers der DDR. Als jüdische Intellektuelle aus dem britischen Exil zurückgekehrt, um einen neuen deutschen Staat aufzubauen, scheitern ihre Eltern in ihren jeweiligen Positionen. Die Brüder tragen ihrerseits durch staatskritische Worte und Taten zum beruflichen Abstieg des Vaters bei der Zwangsversetzung nach Karl-Marx-Stadt, wo die Familie den Tiefpunkt erlebt vor dem Hintergrund der Krebserkrankung der Mutter. Auch später in der Vor- und Nach-Wende- Zeit erlebt die Familie das Suchen und Finden neuer Lebenskonzepte und Positionen als schmerzhaften Prozess.
Zwar ist das Buch vor dem beschriebenen historischen Hintergrund explizit angelegt als Geschichte persönlichen Scheiterns in der damaligen DDR. Doch ist dieser Hintergrund dabei entscheidend? Aus meiner Sicht nicht. Die lieblose (kulturfreie) Atmosphäre, in der drei Kinder von viel zu sehr mit sich und den äußeren Verhältnissen beschäftigte Eltern legt den Grundstein für den Abbruch wirklicher Kommunikation, Vertrauen, Verstehen und lässt jedes Familienmitglied umso einsamer zurück mit seinen Problemen. Dies ist ein universelles familiäres Scheitern, was es tagtäglich vor jedem gesellschaftlichen Hintergrund gibt. Insofern wirkt die Verknüpfung mit dem leidigen Thema der untergegangenen DDR etwas aufgesetzt.