Eine sensationelle Jazzplatte!
Just wenn man glaubt, dass einen als längjähriger und erfahrener Jazzhörer kaum mehr eine Platte grundlegend und ganz innig begeistert, kommt Kenny Werner mit seinem Allstar Ensemble und erweckt ähnlich euphorische Gefühle, wie beim ersten mal des Höens von "Maiden Voyage". Der Pianist schafft es mit vier Eigenkompostionen das Aha Erlebnis des Hörens eines Klassikers hervorzurufen. Und vielleicht einen solchen neu zu erschaffen.
Die Liveaufnahme aus dem Blue Note in New York ist nicht einfach irgendeine Session mit ein paar Weltstars, sondern eine eine Art Passionsmusik des Jazz. Zu keiner einzigen Sekunde wirken Randy Brecker, David Sanchez, John Patitucci und Antonio Sanchez sowie Kenny Werner selbst routiniert oder sogar egoistisch.
Hier spielen fünf Musiker, weil sie passionierte Spieler sind, weil sie es so wollen und nicht weil sie müssen oder anderen etwas zu beweisen haben. Dieses Quintett muss niemanden mehr etwas beweisen. Und so spielen sie beseelt, frei von Druck und einfach nur mit einer tiefen Überzeugung die vier neuen Stücken von Werner, die es in sich haben.
"Sada" ist ein Stück Gänsehaut in Reinkultur. Fesselns, hypnotisch und die perfekte Basis für Werners romantisch angehauchtes Solo. Doch auch Sanchez am Sax beweist seine Klasse. Welch ein Chorus dies auch ist!
"Siena" zeigt, welch grandioser Jazztrompeter Randy Brecker abseits von Funk und Pop ist und wie harmonisch er sich in ein kleines Ensemble einfügen kann.
In "Balloons" selber, beweist Werner seine kompositorische Klasse und zugleich seinen Solitärstatus als Solopianist. Das lange Intro lässt einen nicht nur technischen virtuosen Tastenkünstler hören, sondern jemanden, der seine ganze Erfahrung und interpretatorische Klasse auf die schwarzen und weissen Taten bringt, ohne selbstsüchtig zu wirken. Ganz grosese Klasse!
"Class dimisseed" schließlich ist der fiebrige und boppige Abschluß, der nochmal alle Solisten zu Worte kommen lässt und zeigt, welch uneigennütziges Ensemble hier spielt. Dies gilt im übrigen auch für John Patitucci, der auf der Platte als pulsgebender Sideman wie auch brillanter Solist glänzt; und den groovenden Antonio Sanchez, der Akzente setzt und immer eine treibende Kraft an den Drums ist.
Wenn nicht jetzt schon ein Klassiker, so ist dies zumindest eine der Jazzplatten des Jahres 2011!