Konkurrenzlose Gram Parsons Dokumentation
FALLEN ANGEL ist die erste und bisher einzige nennenswerte Dokumentation über Gram Parsons. Dass sie erst gut dreißig Jahre nach dessen Tod von einem deutschen Regisseur als deutsch/britische Koproduktion realisiert wurde, beweist, wie stiefmütterlich Parsons in seiner Heimat bisher behandelt wurde. Zwar gilt er in den USA in Insiderkreisen als äußerst einflussreicher Künstler und Pionier, der Country mit Rock verschmolz, seinerzeit Bands wie den Rolling Stones neue Impulse gab und der heutigen Americana und Alternative-Country-Szene den Weg ebnete, der große posthume Ruhm blieb ihm aber versagt.
In seiner ambitionierten Dokumentation portraitiert Gandulf Henning anhand sorgfältig zusammengetragenen Archivmaterials, Konzertmitschnitten, Privatfotos und Homevideos ausführlich Parsons Leben und künstlerischen Werdegang bis zu seinem tragischen Drogentod mit 26 Jahren. Dabei behält er stets den zeitlichen Kontext der musikalischen Phase der späten 60er und früher 70er Jahre im Blick, um Zusammenhänge verständlich darzustellen und Parsons Einfluss zu verorten.
Die großen Trümpfe des Films sind aber die zahlreichen, teils sehr emotionalen Wortbeiträge von Zeitzeugen. Der Berliner Filmemacher hat es fertiggebracht, über viele Jahre hinweg fast alle relevanten Weggefährten, enge Familienangehörige, Freunde, Bewunderer und Kollegen von Parsons vor der Kamera aus erster Hand ihre Geschichte erzählen zu lassen. Unter anderem kommen Keith Richards, Peter Buck von R.E.M., Steve Earle, Emmylou Harris und Chris Hillman zu Wort und Roadmanager Phil Kaufman lässt es sich nicht nehmen nochmal an Originalschauplätzen die abenteuerliche Feuerbestattung der von ihm entführten Leiche seines Freundes zu demonstrieren. Über allem liegt natürlich ein Soundtrack, der für sich genommen schon eine umfassende Retrospektive von Parsons' Werk gewesen wäre. Aus Gandulf Hennings Engagement ist mit FALLEN ANGEL ein konkurrenzloses Referenzwerk entstanden. (vinylistix.com)