Tänzerische Oper mit wenig psycholog. Tiefgang
Die meisten Arien in Teuzzone sind relativ kurz (durchschnittlich 2-4 min lang) und flott, leichtfüßig, tänzerisch. Ich vermisse dabei etwas die emotionale Tiefe, die ich von Händel oder auch Vivaldis Farnace gewöhnt bin.
Die Hauptrolle hat mit 7 Arien die intrigante verliebte Thronräuberin Zidiana, mit angenehmer kompetenter Stimme von Raffaella Milanesi (Alt/Mezzo) verkörpert.
Die Titelrolle Teuzzone hat zwar auch 7 Arien, davon sind aber fünf kürzer als zwei Minuten. Teuzzone verliert seinen Vater und wird um seinen Thron betrogen und weiß kaum, wie ihm geschieht; er bewegt sich als Getriebener, nur Re-Agierender durch die Handlung. Paolo Lopez (Sopran), der mir als Cortez in Grauns Montezuma im Radio gut gefiel, klingt für meine Ohren hier eher spitz und grundsätzlich etwas zu laut. Seine Hauptarien sind ein empörter Aufschrei mit Aufruf zum Kampf und ein peitschendes Racheversprechen.
Die zweite weibliche Hauptrolle hat mit 6 Arien Zelinda, Teuzzones Geliebte, die versucht, ihn zu retten, gesungen von Delphine Galou (Alt). Ich kann die beiden weiblichen Altstimmen kaum unterscheiden; beide klingen angenehm und kompetent.
Eine entscheidende Rolle hat auch Cino mit 5 Arien, gesungen von Roberta Mameli (Sopran). Als einziger hin-und hergerissener Charakter hängt das Happy End von ihm ab. Roberta Mamelis Stimme ist sehr angenehm: voll, rund und warm.
Die Nebenrollen sind der Schurke Sivenio mit 4 Arien, gesungen von Furio Zanasi (Bass), der wie üblich angenehm klingt und gut singt; und Zidianas Vertrauter Egaro mit 2 Arien, gesungen von Antonio Giovannini (Alt). Seine Stimme klingt für mich ziemlich geschlechtslos und neutral. Makoto Sakurada (Tenor) ist hier nur Komparse. Er hat nur zwei Szenen mit Rezitativen, als sterbender König und als Zelindas Soldat.
Das Booklet enthält neben einführenden Texten das italienische Libretto mit einer französichen und einer englischen Übersetzung sowie Fotos von allen Sängern einzeln und als Ensemble.
Als Händel-Fan spricht mich Teuzzone emotional zu wenig an, aber Vivaldi-Fans ist die Oper durchaus zu empfehlen.