Der DG-Kleiber auf blu-ray
Es sei mal dahingestellt, ob Carlos Kleiber der größte seines Fachs war, lt. 2011er Umfrage: allemal sattes PR-Futter.
Immerhin war er eine dirigentische Ausnahmeerscheinung, trotz oder wg seines schmalen Repertoires:
Allein die beiden Wiener-Neujahr-Konzerte und sein einmaliges Mozart-Brahms-Konzert (nur Video) zeigen ihn als musikalisch hochkarätig reflektiert-disponierenden Dirigenten.
Zufall als spontane musikalische Invention gab es bei ihm nicht, und nur wenige autorisierte live-Mitschnitte, die überzeugen.
Andernorts habe ich zu Kleiber 'Musik und Mythos' geschrieben, um nicht hier zu paraphrasieren, nur:
Was nun bleibt, tempi passati, ist das Bedauern über imaginäre Verluste möglicher Aufnahmen und Einspielungen, denen seines Übervaters Erich vergleichbar: Beethovens 3te-Eroica, Schuberts grosse C-Dur, Mozarts späte Sinfonien und die 'Hochzeit', Berlioz' Fantastique, Dvoraks 9te, Bergs Wozzeck ...
Immerhin, da gibt's noch Verdis Otello- und Bizets Carmen- Aufzeichnungen, akzeptabel, jedoch m.E. nicht erstrangig.
Münchner Musikfreunde, die ihn noch erlebt haben, meist mit dem Rosenkavalier, werden sein Andenken 'allzeit' bewahren.
Und es gibt die Handvoll C.Kleiber-Aufnahmen, die Sinfonischen, die über jeden Zweifel 'erhaben' sind.
Ältere Musikfreunde wie ich werden den DG-Kleiber seit den 70ern im LP-Format und dann als CDs längst im Regal stehen haben.
Insofern ist diese Neu-Ausgabe der DG primär für elaborierte Ohren des blu-ray-Audio-Formats interessant, und ich denke, je eine blu-ray-Ausgabe als Stereo- oder Dolby-Variante hätte gereicht oder, avancierter, ein hi-res Datenstick.
Musikalisches Resume: die orchestral-instrumentale Seite dieser Kleiber-Aufnahmen ist superb: in Dresden, München und Wien wird exzellent (unter ihm) musiziert - die vocale Seite, immer streitbar, ist nicht durchweg überzeugend: Verdis 'Traviata' und Straussens 'Fledermaus' wohl am meisten, der 'Tristan' am wenigsten.