Eine Sternstunde der Kammermusik
Diese preisgünstige Doppel-CD fasst die - mir bislang nur zum Teil bekannten - Aufnahmen der "großen" Dvorak-Quartette mit den Guarneris aus den Jahren 1965 bis 1975 zusammen. Das ist exzeptionelle Streichquartettkultur! Da spielen vier großartige Instrumentalisten mit einer Emphase zusammen, die ergreift. Dabei klingt nichts grob oder "folkloristisch"; dafür sorgt schon die unvergleichliche Tonschönheit. In den langsamen Sätzen werden unendlich erscheinende Bögen gespannt, allen voran im Lento aus dem "Amerikanischen", das in der Interpretation der Guarneris zu Tränen rührt (auch wenn sie - wie die meisten anderen Interpreten auch - ein zu langsames Tempo nehmen). Die Vier machen deutlich, dass der in Deutschland immer noch ein wenig unterschätze Dvorak Quartette geschaffen hat, die ohne weiteres an die Seite der Werke seines Förderers und Freundes Johannes Brahms gestellt werden können.
Manchem mag die auf die große Linie ausgerichtete Musizierweise des Guarneri Quartetts im Vergleich zu vielen jungen Formationen der Gegenwart zu wenig "durchgearbeitet" erscheinen. So spannend die aktuellen "Jungen" sein können - bei ihnen ist doch allzu oft die Absicht präsent, jede einzelne Note irgendwie "besonders" oder "anders" machen zu wollen. Beim Guarneri Quartett hingegen kann man endlich wieder einmal große Musik hören - und genießen.