Sergej Rachmaninoff: Das große Abend- und Morgenlob op.37 auf CD

Serge Rachmaninoff wird immer noch von vielen als halbseidener Salonlöwe gesehen, der zu stark das Parfum des fin de siecle verbreitet. In Wirklichkeit war er ein von Depressionen geplagter, stets an sich zweifelnder Künstler, der immer aufs neue seine Wurzeln in der orthodoxen Religion suchte. So frönte er oft heimlich der Passion, morgens um 7 Uhr in das Andronew-Kloster zu fahren, um im Halbdunkel den Gesängen der Mönche während des Gottesdienstes zuzuhören.

1915 vertiefte er sich in die Liturgie der Abend-und Morgengottesdienste der orthodoxen Kirche, Religiöser Humanismus, aristokratische Noblesse, russische Seele und der charaktertypische schwermütige Ernst verbinden sich in einem Meisterwerk der russischen Kirchenmusik, das Rachmaninoff binnen zweier Monate dieses Jahres verfasste: Wsenoschtschnoje Bdenje op. 37. Der Titel heißt,,Ganz nächtliches Wachen" und meint einen feierlichen, ursprünglich vor Sonn- und Feiertagen andauernden Gottesdienst. Bei uns hat das Werk unter dem Titel Vespermesse einige Berühmtheit erlangt.

cpo legt nun eine Neueinspielung aus dem Berliner Dom mit dem herausragenden Berliner Rundfunkchor unter seinem Leiter Robin Gritton vor.

Rezensionen

WDR v.​11.​5.​95: "Beeindruckend gute Einspielung.​ Sie ist von einer Klarheit, die die russischen Aufnahmen vermissen lassen.​ Und der Berliner Rundfunkchor ist deutlich intonationssicherer als die russischen Chöre, die wir vorhin hörten.​" Werner Pfister in FonoForum 9/95: "Hohe Chorklang- kultur, außergewöhnliche Homogenität in allen Stimmlagen und lupenreine Intonation.​" Das Orchester 3/96: "Sehr geradlinige Interpretation.​ Bei allen intellektuellen Meriten dieser Einspielung gelingt es Gritton dennoch, die kontemplative Wirkung der einstündigen Vesper zu erhalten.​"