Ernst Krenek: Vertrauenssache (Kammeroper,1945) auf CD

Ernst Krenek ist wohl einer der vielseitigsten Komponisten dieses Jahrhunderts gewesen. Nicht nur stilistisch, auch gattungsmäßig hat sich dieses geniale Chamäleon auf allen möglichen Schauplätzen getummelt. Und was man ihm auch bei dieser fast schon besorgniserregenden schöpferischen Fruchtbarkeit vorwerfen mag, Interessantes und Aufregendes ist eigentlich immer dabei herausgekommen.

1945 schrieb er auf einen eigenen Text die Kammeroper >Vertrauenssache< für vier Sänger und Klavier, eine turbulente Komödie um Vertrauen und Misstrauen, fast eine Variation zu >Cosi fan tutte<. Bissig, ironisch und sehr, sehr englisch - immerhin spielt die Geschichte in London um 1990; Big Ben ist hörbar vertreten!
Eine Gong geniale kleine Miniatur-Oper von vierzig Minuten Länge.

Der Pianist Reinhard Schmiedel, ein ausgewiesener Krenek-Spezialist, hat die Sänger Ksenija Lukic, Elvira Dreßen, Andreas Schmidt und Markus Köhler zu eine turbulenten Interpretation um sich gescharrt.

Die vier Bagatellen op. 70 von 1931 für Klavier zu vier Händen, in denen Krenek uns ganz ungeniert noch einmal alle Annehmlichkeiten des romantischen Stils vorführt und die kompromisslose 4. Klaviersonate von 1948 runden das CD-Programm ab und machen es zu einer unserer spannendsten Neuerscheinungen.

Rezensionen

P.​P.​Pachl in NMZ 10/96: "Die Besonderheit an dieser Vier-Personen-Ehebruchskomödie liegt darin, daß sich die Begleitung tatsächlich auf das Klavier beschränkt.​ Im durchsichtigen Klavierpart der Zwölftonkomposition wird die gesamte szenische Ebene der 1900 in London angesiedelten Handlung umfassend transportiert, ohne daß der Eindruck eines Orchesterderivats entsteht.​ Mit ihren Lautmalereien erinnert Kreneks witzig - pointierte Klavier - Tonsprache an musikalische Praktiken des Stummfilms.​ Bei den Sängern herrscht wohltuende Textpräsenz.​ Als eine Glückssache ist die Wahl des musikalischen Leiters und Pianisten Reinhard Schmiedel anzusehen.​" R.​Wagner in FonoForum 11/96: "Die Musik birgt Aufbruch und Zusammenbruch, Witz und Aberwitz.​"