Antonio Casimir Cartellieri: Die drei Wiener Bläserdivertimenti
Die drei Wiener Bläserdivertimenti
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Künstler: Consortium Classicum
- Label: CPO, DDD, 1991
- Erscheinungstermin: 24.4.1998
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Antonio Casimir Cartellieri - geboren am 27 September 1772 in Danzig
und gestorben am 2. September 1807 in
Liebshausen / Böhmen -, wurde schon früh
im Elternhaus von seiner Mutter Elisabeth
und dem Vater Giuseppe Cartellieri musikalisch
ausgebildet.
Die stark zerrüttete Ehe der Eltern und schließlich ihre Scheidung führte dazu, dass Antonio Casimir bereits mit dreizehn Jahren die Selbständigkeit suchte und das Elternhaus verließ. Nach einer Zeit „musikalischen Umherstreunens“ tauchte er 1791 als Musikdirektor und Hofkomponist beim Grafen Oborsky auf, und als dessen Begleiter führte ihn sein Weg 1792 nach Berlin. Hier wurden ihm erste Erfolge als dramatischer Komponist zuteil. Sein unruhiger Geist - entstanden durch das elterliche Missverhältnis - ließ ihn in der preußischen Hauptstadt nicht Fuß fassen, vielmehr zog es ihn in die „Metropole der Musik“ nach Wien, wo er den Unterricht bei den größten Musikpädagogen seiner Zeit, Albrechtsberger und Salieri, suchte und fand.
Schnell wurde die musikalische Welt Wiens auf das junge Genie aufmerksam, und eine Empfehlung bescherte ihm 1796 die hochbegehrte Kapellmeisterstelle beim Fürsten Lobkowitz, welcher im Winter seinen Aufenthalt in Wien nahm und während der Sommermonate auf seinen Gütern und Schlössern in Raudnitz und Eisenberg residierte. Bis zum frühen Tode blieb Cartellieri dem Fürstenhaus in dieser anspruchsvollen Position künstlerisch und freundschaftlich verbunden. Ähnlich wie Joseph Haydn vor ihm bei seinem Dienstantritt in Esterhazy, entwickelte auch Cartellieri hier eine beachtenswerte Kompositionstätigkeit, weiche dazu angetan war, später sogar Beethoven zu verblüffen.
In die ersten neunziger Jahre des ausgehenden 18. Jahrhunderts fällt denn auch die Bekanntschaft zu diesem. Ob der Kontakt in Wien oder in Böhmen zustande kam, ist nicht mehr genau festzustellen. Tatsache ist, dass die fast gleichaltrigen jungen Musiker freundschaftlichen Umgang pflegten, und vieles, was uns später bei Beethoven als so ganz typisch bewegt, seinen Ursprung in dieser Zeit und bei Cartellieri hat. Als Musterbeispiel mag hier Cartellieris Oratorium „Gioas" gelten, bei dessen Aufführung am 30. März 1795 (also noch vor seiner Anstellung als Kapellmeister) Beethoven erstmals in Wien öffentlich als Pianist auftrat.
Theophil Antonicek schrieb hierüber und über Cartellieri im allgemeinen folgende, sehr zutreffende Sätze: „Cartellieri zeigt in seiner Ouvertüre ganz auffallende Parallelen zu Werken der ersten Schaffensperiode Beethovens, vor allem zur 1. Symphonie! Es finden sich nicht nur Beethovensche Merkmale wie pathetische Mollstellen ..., energisch vorwärtsdrängende Rhythmik, Sequenzsteigerungen Orchester- Unisoni und herrische Schleiferfiguren, sondern auch in den Themen der Allegrosätze ein deutlicher thematischer Anklang, der durch Höhersequenzierung auf die Il. Stufe in beiden Fällen noch betont wird. lm Hinblick auf die biographische und offensichtlich stilistische Nähe zu Beethoven erscheint eine Beschäftigung mit Cartellieri der Mühe wert.“
Wie recht Antonicek hatte, als er diese Worte schrieb, war seiner Musikergeneration noch nicht klar, denn bis heute gibt es keine Schallplattenveröffentlichung dieses "Genies", welches sich aufgrund bedrängter persönlicher Verhältnisse und eines zu kurzen Lebens nicht voll (im Beethovenschen Sinne) entfalten konnte. Die "Drei Wiener Bläserdivertimenti" für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Corni, 2 Fagotte und Kontrabass entstünden (wohl zwischen 1792-1794 für die kaiserliche Harmoniemusik) in einer Zeit, in der Cartellieri sich bemühte, den Kontakt zu Beethoven enger zu knüpfen. Beethoven hatte gerade erst Erfahrungen mit "Harmoniemusik" gesammelt. Die Kompositionen seiner "Bonner Werke" für Bläserensemble (Oktett, Rondino, Quintettfragment, Sextett?, Duos...) waren noch frisch im Gedächtnis. Beethoven legte Wert darauf, dass diese Stücke auch in Wien aufgeführt wurden.
Wenn wir einmal kritisch Beethovens Bläserwerke und die Cartellieris vergleichen, so sind viele Gemeinsamkeiten festzustellen. Allerdings sieht man auch, dass sich spätestens ab 1795 die gedanklichen Wege der beiden jungen Talente sich trennen. Während bei Beethoven der eingeschlagene Weg sich immer weiter personalisiert und schließlich unverwechselbar wird, orientiert sich Cartellieri eher vielseitig. Er ist ein suchender Geist! Haydn als Vater aller klassischen Dinge klingt durch, Beethoven ist schon da, Themen Schubertscher Prägung werden erfunden und weisen in die Zukunft. ln seinen bisher fast gänzlich unbeachteten Klarinettenkonzerten wird er gar zum Vorläufer Mendelssohns.
Der frühe Tod ließ ihm keine Zeit, einen endgültigen Personalstil zu formen, so wie es dem 20 Jahre länger lebenden Beethoven oder gar Haydn vergönnt war. Mozart ist in diesem Zusammenhang wie ein Wunder, welches die Menschen nur einmal in einer Kunstepoche beglückt. Abschließend möchte ich feststellen, dass Cartellieri mit seinen Divertimenti Bläserkammermusik hinterließ, die aufgrund oben beschriebener Stärken einen Vergleich zu den Beethovenschen Schöpfungen für Harmoniemusik standhalten, ja, in einigen Details diese sogar überflügeln. Die hohen technischen Anforderungen an alle Instrumentenpaare mögen hierbei am Rande genannt sein. Eine gewisse Unangepasstheit zum Wohle dieser Musik mit ihren großen dramatischen Steigerungen führt alle Gruppen - auch mit heutigem Instrumentarium - in abenteuerliche Bereiche (Hornpartien).
lm Gegensatz zur Ehe seiner Eltern, führte Casimir Antonio Cartellieri ein glückliches Familienleben mit seiner Frau Franziska (einer Tochter des berühmten Cellisten und Komponisten Anton Kraft, der als Freund Haydns unter diesem in der Esterhazyschen Hofkapelle in Eisenstadt wirkte) und seinen drei Söhnen Joseph, Paul und Anton. Joseph Cartellieri wurde nach dem Tode des Vaters sein Amtsnachfolqer "beim Lobkowitz" und behielt diese Stelle bis zu seinem Tode im November 1820. Aus der noch heute existierenden Familie gingen später einige auf den verschiedensten Gebieten bemerkenswerte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hervor.
Die stark zerrüttete Ehe der Eltern und schließlich ihre Scheidung führte dazu, dass Antonio Casimir bereits mit dreizehn Jahren die Selbständigkeit suchte und das Elternhaus verließ. Nach einer Zeit „musikalischen Umherstreunens“ tauchte er 1791 als Musikdirektor und Hofkomponist beim Grafen Oborsky auf, und als dessen Begleiter führte ihn sein Weg 1792 nach Berlin. Hier wurden ihm erste Erfolge als dramatischer Komponist zuteil. Sein unruhiger Geist - entstanden durch das elterliche Missverhältnis - ließ ihn in der preußischen Hauptstadt nicht Fuß fassen, vielmehr zog es ihn in die „Metropole der Musik“ nach Wien, wo er den Unterricht bei den größten Musikpädagogen seiner Zeit, Albrechtsberger und Salieri, suchte und fand.
Schnell wurde die musikalische Welt Wiens auf das junge Genie aufmerksam, und eine Empfehlung bescherte ihm 1796 die hochbegehrte Kapellmeisterstelle beim Fürsten Lobkowitz, welcher im Winter seinen Aufenthalt in Wien nahm und während der Sommermonate auf seinen Gütern und Schlössern in Raudnitz und Eisenberg residierte. Bis zum frühen Tode blieb Cartellieri dem Fürstenhaus in dieser anspruchsvollen Position künstlerisch und freundschaftlich verbunden. Ähnlich wie Joseph Haydn vor ihm bei seinem Dienstantritt in Esterhazy, entwickelte auch Cartellieri hier eine beachtenswerte Kompositionstätigkeit, weiche dazu angetan war, später sogar Beethoven zu verblüffen.
In die ersten neunziger Jahre des ausgehenden 18. Jahrhunderts fällt denn auch die Bekanntschaft zu diesem. Ob der Kontakt in Wien oder in Böhmen zustande kam, ist nicht mehr genau festzustellen. Tatsache ist, dass die fast gleichaltrigen jungen Musiker freundschaftlichen Umgang pflegten, und vieles, was uns später bei Beethoven als so ganz typisch bewegt, seinen Ursprung in dieser Zeit und bei Cartellieri hat. Als Musterbeispiel mag hier Cartellieris Oratorium „Gioas" gelten, bei dessen Aufführung am 30. März 1795 (also noch vor seiner Anstellung als Kapellmeister) Beethoven erstmals in Wien öffentlich als Pianist auftrat.
Theophil Antonicek schrieb hierüber und über Cartellieri im allgemeinen folgende, sehr zutreffende Sätze: „Cartellieri zeigt in seiner Ouvertüre ganz auffallende Parallelen zu Werken der ersten Schaffensperiode Beethovens, vor allem zur 1. Symphonie! Es finden sich nicht nur Beethovensche Merkmale wie pathetische Mollstellen ..., energisch vorwärtsdrängende Rhythmik, Sequenzsteigerungen Orchester- Unisoni und herrische Schleiferfiguren, sondern auch in den Themen der Allegrosätze ein deutlicher thematischer Anklang, der durch Höhersequenzierung auf die Il. Stufe in beiden Fällen noch betont wird. lm Hinblick auf die biographische und offensichtlich stilistische Nähe zu Beethoven erscheint eine Beschäftigung mit Cartellieri der Mühe wert.“
Wie recht Antonicek hatte, als er diese Worte schrieb, war seiner Musikergeneration noch nicht klar, denn bis heute gibt es keine Schallplattenveröffentlichung dieses "Genies", welches sich aufgrund bedrängter persönlicher Verhältnisse und eines zu kurzen Lebens nicht voll (im Beethovenschen Sinne) entfalten konnte. Die "Drei Wiener Bläserdivertimenti" für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Corni, 2 Fagotte und Kontrabass entstünden (wohl zwischen 1792-1794 für die kaiserliche Harmoniemusik) in einer Zeit, in der Cartellieri sich bemühte, den Kontakt zu Beethoven enger zu knüpfen. Beethoven hatte gerade erst Erfahrungen mit "Harmoniemusik" gesammelt. Die Kompositionen seiner "Bonner Werke" für Bläserensemble (Oktett, Rondino, Quintettfragment, Sextett?, Duos...) waren noch frisch im Gedächtnis. Beethoven legte Wert darauf, dass diese Stücke auch in Wien aufgeführt wurden.
Wenn wir einmal kritisch Beethovens Bläserwerke und die Cartellieris vergleichen, so sind viele Gemeinsamkeiten festzustellen. Allerdings sieht man auch, dass sich spätestens ab 1795 die gedanklichen Wege der beiden jungen Talente sich trennen. Während bei Beethoven der eingeschlagene Weg sich immer weiter personalisiert und schließlich unverwechselbar wird, orientiert sich Cartellieri eher vielseitig. Er ist ein suchender Geist! Haydn als Vater aller klassischen Dinge klingt durch, Beethoven ist schon da, Themen Schubertscher Prägung werden erfunden und weisen in die Zukunft. ln seinen bisher fast gänzlich unbeachteten Klarinettenkonzerten wird er gar zum Vorläufer Mendelssohns.
Der frühe Tod ließ ihm keine Zeit, einen endgültigen Personalstil zu formen, so wie es dem 20 Jahre länger lebenden Beethoven oder gar Haydn vergönnt war. Mozart ist in diesem Zusammenhang wie ein Wunder, welches die Menschen nur einmal in einer Kunstepoche beglückt. Abschließend möchte ich feststellen, dass Cartellieri mit seinen Divertimenti Bläserkammermusik hinterließ, die aufgrund oben beschriebener Stärken einen Vergleich zu den Beethovenschen Schöpfungen für Harmoniemusik standhalten, ja, in einigen Details diese sogar überflügeln. Die hohen technischen Anforderungen an alle Instrumentenpaare mögen hierbei am Rande genannt sein. Eine gewisse Unangepasstheit zum Wohle dieser Musik mit ihren großen dramatischen Steigerungen führt alle Gruppen - auch mit heutigem Instrumentarium - in abenteuerliche Bereiche (Hornpartien).
lm Gegensatz zur Ehe seiner Eltern, führte Casimir Antonio Cartellieri ein glückliches Familienleben mit seiner Frau Franziska (einer Tochter des berühmten Cellisten und Komponisten Anton Kraft, der als Freund Haydns unter diesem in der Esterhazyschen Hofkapelle in Eisenstadt wirkte) und seinen drei Söhnen Joseph, Paul und Anton. Joseph Cartellieri wurde nach dem Tode des Vaters sein Amtsnachfolqer "beim Lobkowitz" und behielt diese Stelle bis zu seinem Tode im November 1820. Aus der noch heute existierenden Familie gingen später einige auf den verschiedensten Gebieten bemerkenswerte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hervor.
Rezensionen
D.Hurwitz/ Classical Pulse New York: "Faszinierende Musik. Cartellieri verband Mozarts erregende Chromatik mit Haydns Sinn für Humor und erreichte damit einige äußerst überraschende Ergebnisse. Ein kleines Juwel der Wiener Klassik, exzellent in Klang und Darbietung." H.Arnold/Musikmarkt 1.10.93: "Die streckenweise aberwitzig virtuosen Stücke werden mit geradezu atemberaubender Perfektion bewältigt."- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
Divertimento für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörner, 2 Fagotte und Kontrabass Nr. 1 F-Dur
- 1 1. Allegro
- 2 2. Romance
- 3 3. Menuetto: Allegro di molto
- 4 4. Andante con variazione: Poco adagio
- 5 5. Finale: Presto assai
Divertimento für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörner, 2 Fagotte und Kontrabass Nr. 2 F-Dur
- 6 1. Adagio - Allegro agitato
- 7 2. Adagio poco andante
- 8 3. Menuetto
- 9 4. Alla cosacca
Divertimento für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörner, 2 Fagotte und Kontrabass Nr. 3 F-Dur
- 10 1. Allegro
- 11 2. Andante con variazione
- 12 3. Menuetto: Presto
- 13 4. Finale: Allegro
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