Frank Martin: Violinkonzert
Violinkonzert
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
- +Esquisse für Orchester
- Künstler: Svetlin Roussev (Violine), Orchestre de Chambre de Geneve, Arie van Beek
- Label: Claves, DDD, 2020
- Bestellnummer: 10596841
- Erscheinungstermin: 9.6.2021
Berg und Meer
»Freier Mann, du wirst das Meer immer schätzen!« Selbst der in Genf geborene Frank Martin (1890-1974), der als junger Mann die schroffen Pfade der Schweizer Alpen entlangwanderte und sich im Felsklettern versuchte, strafte den Dichter Baudelaire nicht Lügen! Die unendlichen Horizonte des Meeres wurden für Frank Martin nach und nach zu einem zwingenden Bedürfnis, das er mit 56 Jahren befriedigte. Anschließend ließ er sich in Holland nieder, dem Land seiner dritten Frau, Maria Boecke (1915–2017). Während er lange Spaziergänge an den Stränden unternahm und das Gefühl der stillen Fülle wieder aufnahm, das er bereits zwischen den hohen Gipfeln erlebt hatte, kam Frank Martin zu der Überzeugung, dass »die Berge statisch sind, während das Meer Bewegung, Rhythmus und unbegrenzte Weite hat«.
Ein Zusammenhang zwischen dieser Anziehungskraft auf das Meer und Frank Martins Interesse an William Shakespeares »Der Sturm« kann nicht ausgeschlossen werden. In diesem Drama spielen die Wellen und die Turbulenzen, die sie verursachen, wenn sie ihre Kraft entfalten, eine entscheidende Rolle.
Ariels Geist
Bei mehreren Gelegenheiten schrieb Frank Martin, dass er viele Jahre lang von Shakespeares »Sturm verfolgt« worden sei (siehe die Kommentare zu seinen eigenen Werken in »Commentaires de Frank Martin sur ses oeuvres«, herausgegeben von La Baconnière, Neuchâtel, 1984). Er war fasziniert von der Vielfalt der Charaktere des Stücks und der ständigen Präsenz des Meeres mit seinem unveränderlichen Rhythmus. Frank Martin setzte seine Faszination für Shakespeares Stück erstmals in Cinq chants d'Ariel um. Auf dieses 1950 komponierte Stück für gemischten Chor folgte die Oper »Der Sturm«, die 1955 an der Wiener Oper uraufgeführt wurde. Der Kontext »Shakespeares Sturm« beeinflusste ganz natürlich auch Frank Martins andere Kompositionen dieser Zeit, insbesondere das Violinkonzert.
Dieses von der Stiftung Pro Helvetia in Auftrag gegebene Stück wurde 1950–1951 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des von Paul Sacher gegründeten Basler Kammerorchesters komponiert. Frank Martin begann mit dem Schreiben des Werks »durchdrungen von der märchenhaften Atmosphäre«, in die Ariel gehüllt ist. Der Luftgeist ist mit Prospero, dem Herzog von Mailand und einem Zauberer verbunden, der durch sein Wissen die Naturelemente beherrscht. In diesem Konzert respektierte Frank Martin voll und ganz die Rolle, die dieser Art von Komposition zukommt: »Ich habe mich tatsächlich bemüht, so weit wie möglich ein echtes Konzert in drei verschiedenen Teilen zu schreiben – Allegro-Andante-Presto – das ist ein symphonisches Stück, sondern geleitet und angetrieben von einem Soloinstrument. Ziel ist es auch, die Qualitäten des Instruments und des Spielers darzustellen (op. cit.). Ariel taucht mehrmals auf oder zeigt seine Flügelspitzen, ›geheimnisvoll weit entfernt, am Ende des ersten Satzes oder beim Einsatz der Violine im zweiten Satz, oder lebhaft und phantasievoll, wie am Anfang des Finales.‹ Dennoch ist hier nichts abgestimmt: Ich war einfach ein wenig vom Charme der Insel Prospero verzaubert« (ebd.).
Der Charme wirkt bereits in den ersten Takten des Werks, Allegro quietlo. Die durchsichtigen Klänge bereiten den Auftritt des Solisten vor, der ein äußerst lyrisches Lied entfaltet, gefolgt von einer leidenschaftlicheren Episode. Die Entwicklung ist von dieser Dialektik zwischen Leidenschaft und Spiritualität geprägt. Der Dialog gipfelt in einem schillernden Orchesterkommentar, der an die Bewegung von Wellen erinnert. Der Klangfluss beruhigt sich, und der Solist kann sich dann allein und ausdrucksstark gehen lassen, bevor er in eine brillante Kadenz einsteigt. Solist und Orchester treffen in der Coda aufeinander, ein Moment voller Spiritualität und Geheimnis, wie es der Beginn des Werks war: Ariel, der Geist, ist nie weit entfernt. Ruhe herrscht zu Beginn und am Ende des zweiten Teils, Andante molto moderato. Es setzt eine sanfte wellenartige Bewegung ein, ein zartes Schwingen, auf dem Orchester und Solist eine überaus lyrische Ausstrahlung haben.
Das Orchester scheint dann seine dramatische, fast erschreckende Aussage durchsetzen zu wollen. In den letzten Takten führt die Solovioline jedoch zur Kontemplation und schwebt auf dem Murmeln tiefer Streicher. Das letzte Presto ist ein Meisterwerk der Instrumentierung, eine Assemblage von Farben im Stil der Marinegemälde aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlande. Sowohl der Solist als auch das Orchester zeigen brüllende Energie. Die Blechbläser und die Pauken betonen bestimmte Akzente. Es ist ein Spiel zwischen Luft und Wasser, zwischen Geist und Materie, das in einem schillernden Licht endet.
Frank Martins Violinkonzert wurde am 24. Januar 1952 in Basel vom Geiger Hansheinz Schneeberger und dem Basler Kammerorchester unter der Leitung von Paul Sacher uraufgeführt. Der große Kunstmäzen verdoppelte das von der Stiftung Pro Helvetia versprochene Honorar: ein Angebot, das man nicht ausschlagen sollte! (Claves Records)
»Freier Mann, du wirst das Meer immer schätzen!« Selbst der in Genf geborene Frank Martin (1890-1974), der als junger Mann die schroffen Pfade der Schweizer Alpen entlangwanderte und sich im Felsklettern versuchte, strafte den Dichter Baudelaire nicht Lügen! Die unendlichen Horizonte des Meeres wurden für Frank Martin nach und nach zu einem zwingenden Bedürfnis, das er mit 56 Jahren befriedigte. Anschließend ließ er sich in Holland nieder, dem Land seiner dritten Frau, Maria Boecke (1915–2017). Während er lange Spaziergänge an den Stränden unternahm und das Gefühl der stillen Fülle wieder aufnahm, das er bereits zwischen den hohen Gipfeln erlebt hatte, kam Frank Martin zu der Überzeugung, dass »die Berge statisch sind, während das Meer Bewegung, Rhythmus und unbegrenzte Weite hat«.
Ein Zusammenhang zwischen dieser Anziehungskraft auf das Meer und Frank Martins Interesse an William Shakespeares »Der Sturm« kann nicht ausgeschlossen werden. In diesem Drama spielen die Wellen und die Turbulenzen, die sie verursachen, wenn sie ihre Kraft entfalten, eine entscheidende Rolle.
Ariels Geist
Bei mehreren Gelegenheiten schrieb Frank Martin, dass er viele Jahre lang von Shakespeares »Sturm verfolgt« worden sei (siehe die Kommentare zu seinen eigenen Werken in »Commentaires de Frank Martin sur ses oeuvres«, herausgegeben von La Baconnière, Neuchâtel, 1984). Er war fasziniert von der Vielfalt der Charaktere des Stücks und der ständigen Präsenz des Meeres mit seinem unveränderlichen Rhythmus. Frank Martin setzte seine Faszination für Shakespeares Stück erstmals in Cinq chants d'Ariel um. Auf dieses 1950 komponierte Stück für gemischten Chor folgte die Oper »Der Sturm«, die 1955 an der Wiener Oper uraufgeführt wurde. Der Kontext »Shakespeares Sturm« beeinflusste ganz natürlich auch Frank Martins andere Kompositionen dieser Zeit, insbesondere das Violinkonzert.
Dieses von der Stiftung Pro Helvetia in Auftrag gegebene Stück wurde 1950–1951 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des von Paul Sacher gegründeten Basler Kammerorchesters komponiert. Frank Martin begann mit dem Schreiben des Werks »durchdrungen von der märchenhaften Atmosphäre«, in die Ariel gehüllt ist. Der Luftgeist ist mit Prospero, dem Herzog von Mailand und einem Zauberer verbunden, der durch sein Wissen die Naturelemente beherrscht. In diesem Konzert respektierte Frank Martin voll und ganz die Rolle, die dieser Art von Komposition zukommt: »Ich habe mich tatsächlich bemüht, so weit wie möglich ein echtes Konzert in drei verschiedenen Teilen zu schreiben – Allegro-Andante-Presto – das ist ein symphonisches Stück, sondern geleitet und angetrieben von einem Soloinstrument. Ziel ist es auch, die Qualitäten des Instruments und des Spielers darzustellen (op. cit.). Ariel taucht mehrmals auf oder zeigt seine Flügelspitzen, ›geheimnisvoll weit entfernt, am Ende des ersten Satzes oder beim Einsatz der Violine im zweiten Satz, oder lebhaft und phantasievoll, wie am Anfang des Finales.‹ Dennoch ist hier nichts abgestimmt: Ich war einfach ein wenig vom Charme der Insel Prospero verzaubert« (ebd.).
Der Charme wirkt bereits in den ersten Takten des Werks, Allegro quietlo. Die durchsichtigen Klänge bereiten den Auftritt des Solisten vor, der ein äußerst lyrisches Lied entfaltet, gefolgt von einer leidenschaftlicheren Episode. Die Entwicklung ist von dieser Dialektik zwischen Leidenschaft und Spiritualität geprägt. Der Dialog gipfelt in einem schillernden Orchesterkommentar, der an die Bewegung von Wellen erinnert. Der Klangfluss beruhigt sich, und der Solist kann sich dann allein und ausdrucksstark gehen lassen, bevor er in eine brillante Kadenz einsteigt. Solist und Orchester treffen in der Coda aufeinander, ein Moment voller Spiritualität und Geheimnis, wie es der Beginn des Werks war: Ariel, der Geist, ist nie weit entfernt. Ruhe herrscht zu Beginn und am Ende des zweiten Teils, Andante molto moderato. Es setzt eine sanfte wellenartige Bewegung ein, ein zartes Schwingen, auf dem Orchester und Solist eine überaus lyrische Ausstrahlung haben.
Das Orchester scheint dann seine dramatische, fast erschreckende Aussage durchsetzen zu wollen. In den letzten Takten führt die Solovioline jedoch zur Kontemplation und schwebt auf dem Murmeln tiefer Streicher. Das letzte Presto ist ein Meisterwerk der Instrumentierung, eine Assemblage von Farben im Stil der Marinegemälde aus dem Goldenen Zeitalter der Niederlande. Sowohl der Solist als auch das Orchester zeigen brüllende Energie. Die Blechbläser und die Pauken betonen bestimmte Akzente. Es ist ein Spiel zwischen Luft und Wasser, zwischen Geist und Materie, das in einem schillernden Licht endet.
Frank Martins Violinkonzert wurde am 24. Januar 1952 in Basel vom Geiger Hansheinz Schneeberger und dem Basler Kammerorchester unter der Leitung von Paul Sacher uraufgeführt. Der große Kunstmäzen verdoppelte das von der Stiftung Pro Helvetia versprochene Honorar: ein Angebot, das man nicht ausschlagen sollte! (Claves Records)
- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
Konzert für Violine und Orchester
- 1 1. Allegro
- 2 2. Andante molto moderato
- 3 3. Presto
- 4 Esquisse für Orchester
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Violinkonzert
EUR 19,99*