Alessandro Scarlatti: Sinfonie di concerto grosso Nr.1-12 auf 2 CDs

Verglichen mit seinen Vokalkompositionen von über hundert Melodramen, vierzig Oratorien und über siebenhundert profanen Kantaten mit Basso continuo und obligatem Instrumentalgesang, von denen die meisten noch wiederentdeckt werden müssen, scheint die Menge der von Alessandro Scarlatti komponierten Instrumentalmusik kaum der Rede wert zu sein.

Auch wenn diese Sammlung nicht die bekannteren Werke enthält, für die der Palermoer Komponist posthum berühmt wurde, sind diese Kompositionen dennoch von enormer Bedeutung, da sie uns einen unmittelbaren Einblick in den Stil Scarlattis ermöglichen, der sich damals seinem kreativen Niedergang näherte und zwischen der glorreichen kontrapunktischen Tradition und wunderschönen, entschieden in die Zukunft gerichteten Melodien zu schweben schien. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang laut dem Autograph im British Museum in London die zwölf Sinfonie di Concerto Grosso, die »cominciate il primo giugno« (begonnen am 1. Juni) 1715 wurden.

Es ist nicht klar, warum der 55-jährige Scarlatti beschloss, sich einem Repertoire zu widmen, das er bis dahin praktisch ignoriert hatte. Einige sagen, sein Interesse sei durch die Notwendigkeit geweckt worden, sein Einkommen mit einer Instrumentalsammlung aufzubessern, die ihm bei Veröffentlichung Geld und Ruhm eingebracht hätte, vor allem in England (diese Theorie würde auch erklären, warum sich das Manuskript in London befindet). Andere Musikwissenschaftler sahen den außerordentlichen Erfolg der Concerti Grossi Op. VI von Arcangelo Corelli (von denen eine ganz besondere Ausgabe nach seinem Tod 1714 erschien) als Grund für Alessandro Scarlattis Wunsch, dem berühmten Komponisten aus Fusignano »näher zu kommen«.