Rebecca Broberg & Hans-Georg Priese - Aus leuchtender Romantik in dunkle Zeit
Rebecca Broberg & Hans-Georg Priese - Aus leuchtender Romantik in dunkle Zeit
Liederzyklen und Kammermusik
Mit Werken von:
Casimir von Paszthory (1886-1966)
, Arnold Winternitz (1874-1928)
, Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern (1859-1949)
2
CDs
CD (Compact Disc)
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Paszthory: 7 Rilke-Lieder; 7 Lieder nach Gedichten von Hermann Hesse; Cellosonate op. 13
+Winternitz: Der Brautschatz - Vorspiel für Klavier; Japanischer Frühling; Meister Grobian - Zwischenspiel für Klavier
Ludwig Ferdinand von Bayern: 5 Schilflieder von Nikolaus von Lenau; 2 Lieder auf Gedichte von Heinrich Heine; Grau in Grau; 2 Lieder auf Gedichte von Karl Stieler; 2 Lieder auf Gedichte adeliger Autorinnen; Elegie für Klavier
- Künstler: Rebecca Broberg (Sopran), Hans-Georg Priese (Tenor), Bernhard Schwarz (Cello), Rainer Maria Klaas (Klavier)
- Label: Thorofon, DDD, 2018
- Bestellnummer: 9419528
- Erscheinungstermin: 30.7.2019
Der österreichische Komponist, Cellist und Pianist Casimir von Pászthory (1886–1966), in Budapest geboren, lebte jahrzehntelang in Wien. Seine hier vorgestellten Lieder nach Gedichten von Rainer Maria Rilke und Hermann Hesse belegen das Gespür des Komponisten für literarische Qualität. Er gibt dem Sänger durch unaufdringliche Klavierbegleitungen große Gestaltungsfreiräume und belässt die sängerische Deklamation dicht am sprachlichen Duktus der Vorlagen. Pászthorys Stärke ist die Intensität und das Überraschungspotential seiner Harmonik, welche die tonalen Räume immer wieder nach ungewohnten Wirkungen abtastet, um den komplexen religiösen Anspielungen Rilkes (»Advent«, »Um die vielen Madonnen«, »Pietà«) ebenso gerecht zu werden wie Hesses poetischen Mystifikationen (»Im Nebel«, »Landstreicherherberge«, »Stufen«).
In der 1936 entstandenen einzigen Cellosonate op. 13 des Komponisten wird die nach wie vor tonale Sprache Pászthorys rauher, freizügiger, unberechenbarer als im Frühwerk: Nachwagnerische Chromatik, aber auch Ganztonfolgen und -akkorde setzt er ebenso regelmäßig ein wie melodische Wendungen, die sich aus der ungarischen Volksmusik herzuleiten scheinen; mitunter fühlt man sich plötzlich in die Klangwelt und Harmonik von Brahms, Grieg, Borodin oder gar Richard Strauss versetzt – ein Spiel mit stilistischen Vexierbildern, das der Komponist durch eine sensibel fließende Melodik, eine tief empfundene harmonische Sprache, eine abwechslungsreiche Rhythmik und nicht zuletzt durch eine klangschöne Ausformung der beiden Instrumentalparts geschickt austariert.
Der in Linz geborene jüdische Komponist Arnold Winternitz (1874–1928) gehörte ursprünglich zum Kreis um Arnold Schönberg, dessen Weg in die Atonalität er gleichwohl nicht mitging. Als Kapellmeister an die Hamburger Oper verpflichtet, brachte er dort 1918 bzw. 1925 zwei eigene Opern, »Meister Grobian« und »Der Brautschatz« zur Uraufführung. Kurze Klavierfassungen von Zwischenspielen aus beiden Werken belegen die pianistische Gewandtheit des Verfassers.
Einen ganz eigenen Zungenschlag entwickelt Winternitz aber in der 1919 entstandenen Liedfolge »Japanischer Frühling«. Die haiku-artige Kürze der japanischen Texte (in der deutschen Nachdichtung von Hans Bethge) muss Winternitz besonders angesprochen haben. Mit feinsten melodisch-harmonischen Gesten und durchsichtigem, oft getupftem Klaviersatz zeichnet er die poetischen Situationen nach, von den abgefallenen Blüten (»Frühlings Ende«) über Blumendüfte, welche die Nachtigall anlocken sollen, den Hund, der den Geliebten nicht durch Bellen verraten soll, bis zum rasch über die Brücke eilenden, angebeteten fremden Mädchen.
Der in Madrid geborene Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern (1859–1949) war im »Hauptberuf« als Facharzt für Chirurgie und Gynäkologie sowie als General des medizinischen Corps der kgl. -spanischen Armee tätig. Nebenher beschäftigte er sich auf eindrucksvolle Weise mit der Komposition vor allem von Liedern. Nicolaus Lenau, Heinrich Heine, Karl Stieler und zwei adelige Autorinnen lieferten bei den hier eingespielten Liedern die Textvorlagen, und man darf vermuten, dass das ohne Textdichter veröffentlichte Lied »Grau in Grau« auch textlich vom Prinzen selber stammte.
Vor allem bei den »Fünf Schilfliedern« nach Lenau muss Ludwig Ferdinand den Vergleich mit anderen, wesentlich berühmteren Komponisten (darunter Mendelssohn, Schönberg und Schoeck) nicht scheuen: Sein »Tonfall« schmiegt sich aufs Engste der bitteren Melancholie Lenaus an. Auf vordergründige (pianistische) Effekte, wie sie sich etwa bei »Trübe wird's, die Wolken jagen« anbieten, verzichtet er zugunsten einer stets den großen Bogen suchenden Melodik, die von einem klangvollen, harmonisch vielfältig changierenden Klaviersatz gestützt wird. Beim Lied »Ein Traum« nach Edith von Salburg spürt man in tristan-inspirierten Vorhaltsbildungen besonders deutlich die stilistische Nähe des Prinzen zu Richard Wagner. Eine »Elegie« Ludwig Ferdinands in der mit Lisztschem Applomb dargebotenen Klaviertranskription August Stradals rundet das kompositorische Kurzporträt dieses bemerkenswerten Komponisten ab.
In der 1936 entstandenen einzigen Cellosonate op. 13 des Komponisten wird die nach wie vor tonale Sprache Pászthorys rauher, freizügiger, unberechenbarer als im Frühwerk: Nachwagnerische Chromatik, aber auch Ganztonfolgen und -akkorde setzt er ebenso regelmäßig ein wie melodische Wendungen, die sich aus der ungarischen Volksmusik herzuleiten scheinen; mitunter fühlt man sich plötzlich in die Klangwelt und Harmonik von Brahms, Grieg, Borodin oder gar Richard Strauss versetzt – ein Spiel mit stilistischen Vexierbildern, das der Komponist durch eine sensibel fließende Melodik, eine tief empfundene harmonische Sprache, eine abwechslungsreiche Rhythmik und nicht zuletzt durch eine klangschöne Ausformung der beiden Instrumentalparts geschickt austariert.
Der in Linz geborene jüdische Komponist Arnold Winternitz (1874–1928) gehörte ursprünglich zum Kreis um Arnold Schönberg, dessen Weg in die Atonalität er gleichwohl nicht mitging. Als Kapellmeister an die Hamburger Oper verpflichtet, brachte er dort 1918 bzw. 1925 zwei eigene Opern, »Meister Grobian« und »Der Brautschatz« zur Uraufführung. Kurze Klavierfassungen von Zwischenspielen aus beiden Werken belegen die pianistische Gewandtheit des Verfassers.
Einen ganz eigenen Zungenschlag entwickelt Winternitz aber in der 1919 entstandenen Liedfolge »Japanischer Frühling«. Die haiku-artige Kürze der japanischen Texte (in der deutschen Nachdichtung von Hans Bethge) muss Winternitz besonders angesprochen haben. Mit feinsten melodisch-harmonischen Gesten und durchsichtigem, oft getupftem Klaviersatz zeichnet er die poetischen Situationen nach, von den abgefallenen Blüten (»Frühlings Ende«) über Blumendüfte, welche die Nachtigall anlocken sollen, den Hund, der den Geliebten nicht durch Bellen verraten soll, bis zum rasch über die Brücke eilenden, angebeteten fremden Mädchen.
Der in Madrid geborene Prinz Ludwig Ferdinand von Bayern (1859–1949) war im »Hauptberuf« als Facharzt für Chirurgie und Gynäkologie sowie als General des medizinischen Corps der kgl. -spanischen Armee tätig. Nebenher beschäftigte er sich auf eindrucksvolle Weise mit der Komposition vor allem von Liedern. Nicolaus Lenau, Heinrich Heine, Karl Stieler und zwei adelige Autorinnen lieferten bei den hier eingespielten Liedern die Textvorlagen, und man darf vermuten, dass das ohne Textdichter veröffentlichte Lied »Grau in Grau« auch textlich vom Prinzen selber stammte.
Vor allem bei den »Fünf Schilfliedern« nach Lenau muss Ludwig Ferdinand den Vergleich mit anderen, wesentlich berühmteren Komponisten (darunter Mendelssohn, Schönberg und Schoeck) nicht scheuen: Sein »Tonfall« schmiegt sich aufs Engste der bitteren Melancholie Lenaus an. Auf vordergründige (pianistische) Effekte, wie sie sich etwa bei »Trübe wird's, die Wolken jagen« anbieten, verzichtet er zugunsten einer stets den großen Bogen suchenden Melodik, die von einem klangvollen, harmonisch vielfältig changierenden Klaviersatz gestützt wird. Beim Lied »Ein Traum« nach Edith von Salburg spürt man in tristan-inspirierten Vorhaltsbildungen besonders deutlich die stilistische Nähe des Prinzen zu Richard Wagner. Eine »Elegie« Ludwig Ferdinands in der mit Lisztschem Applomb dargebotenen Klaviertranskription August Stradals rundet das kompositorische Kurzporträt dieses bemerkenswerten Komponisten ab.
Rezensionen
"Die beiden Sänger, die Sopranistin Rebecca Broberg und der Tenor Hans-Georg Priese, werden den Ansprüchen dieser Lieder mit präziser, plastischer Diktion und der Kunst des „recitar cantando“ in hohem Maße gerecht. Brobergs Stimme, die wie die ihres Mitstreiters mittlerweile zum hochdramatischen Fach tendiert, ist vielleicht eine Spur zu schwer für die japanischen Miniaturen von Winternitz und glänzt am meisten in Lenaus Schilfliedern von Ludwig Ferdinand, Priese hat in den Rilke- und Hesse-Vertonungen Pászthorys, die überwiegend in baritonaler Lage geschrieben sind, wenig Gelegenheit, vorhandenen tenoralen Höhenglanz zu zeigen. Wie in früheren Veröffentlichungen bei Thorofon hält sich der Pianist Rainer Maria Klaas völlig frei von Routine, versucht jede Nummer als kleine Preziose zu präsentieren. Schluß- und Höhepunkt des Doppelalbums ist dann auch Pászthorys viersätzige Sonate für Violoncello und Klavier op. 13, in der Klaas mit dem Cellisten Bernhard Schwarz gleichberechtigt konzertiert. Ein faszinierendes Beispiel der Gattung in der Nachfolge von Johannes Brahms, 1937 in Frankfurt mit dem Cellisten Ludwig Hölscher und dem Komponisten am Klavier uraufgeführt. Wie Pászthory ist auch Schwarz sowohl als Cello- wie als Klaviervirtuose aufgetreten und diese Erfahrung kommt dem gemeinsamen, ungemein eloquenten, musikantisch animierten Spiel sehr zugute. Diesen letzten Teil der CD wird man sich gerne mehrmals anhören, und man wünscht sich, dass dieses Werk auch im Konzertsaal wieder Fuß fasst." (KLASSIK heute)- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 2 (CD)
Lieder nach Gedichten von Rainer Maria Rilke Nr. 1-7
- 1 Casimir Von Pászthory: Nr. 1 Advent
- 2 Casimir Von Pászthory: Nr. 2 Du! Hände
- 3 Casimir Von Pászthory: Nr. 3 Um die vielen Madonnen
- 4 Casimir Von Pászthory: Nr. 4 Pietà
- 5 Casimir Von Pászthory: Nr. 5 Ein Frauenschicksal
- 6 Casimir Von Pászthory: Nr. 6 Der Gefangene
- 7 Casimir Von Pászthory: Nr. 7 Die Blätter fallen
- 8 Arnold Winternitz: Der Brautschatz (Vorspiel für Klavier)
Japanischer Frühling (Nach Hans Bethge)
- 9 Arnold Winternitz: Frühlings Ende
- 10 Arnold Winternitz: Sehnsucht nach der Nachtigall
- 11 Arnold Winternitz: Bitte an den Hund
- 12 Arnold Winternitz: Noch einmal
- 13 Arnold Winternitz: Das Mädchen auf der Brücke
- 14 Arnold Winternitz: Die Weide im Wind
- 15 Arnold Winternitz: Über die Heide
- 16 Arnold Winternitz: Meister Grobian (Zwischenspiel für Klavier)
Schlaflieder von Nikolaus von Lenau Nr. 1-5
- 17 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 1 Drüben geht die Sonne scheiden
- 18 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 2 Trübe wird's, die Wolken jagen
- 19 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 3 Auf geheimem Waldespfade
- 20 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 4 Sonnenuntergang
- 21 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 5 Auf dem Teich, dem regungslosen
Lieder auf Gedichte von Heinrich Heine Nr. 1-2
- 22 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 1 Der Mond ist aufgegangen
- 23 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 2 Mir träumte einst von wildem Liebesglüh'n
- 24 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Lied nach unbekanntem Textdichter: Grau in grau
Lieder auf Gedichte von Karl Stieler Nr. 1-2
- 25 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 1 Wie wundersam?
- 26 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 2 Kennst du dies Leid?
Lieder auf Gedichte adeliger Autorinnen Nr. 1-2
- 27 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 1 Müde bin ich
- 28 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Nr. 2 Ein Traum
Disk 2 von 2 (CD)
- 1 Ludwig Ferdinand Von Bayern: Elegie für Klavier
Lieder nach Gedichten von Rainer Hermann Hesse Nr. 1-7
- 2 Casimir Von Pászthory: Nr. 1 Meine fröhliche Liebe
- 3 Casimir Von Pászthory: Nr. 2 Sei nicht traurig
- 4 Casimir Von Pászthory: Nr. 3 Der Brief
- 5 Casimir Von Pászthory: Nr. 4 Bitte
- 6 Casimir Von Pászthory: Nr. 5 Im Nebel
- 7 Casimir Von Pászthory: Nr. 6 Landstreicherherberge
- 8 Casimir Von Pászthory: Nr. 7 Stufen
Sonate für Violoncello und Klavier op. 13
- 9 Casimir Von Pászthory: 1. Langsam - più mosso
- 10 Casimir Von Pászthory: 2. Scherzo. Vivace - Trio
- 11 Casimir Von Pászthory: 3. Sehr langsam und breit
- 12 Casimir Von Pászthory: 4. Mit Schwung, nicht zu schnell