Karol Rathaus: Klaviersonaten Nr.1 op.2 & Nr.2 op.20 auf 2 CDs

Karol Rathaus und der elf Jahre jüngere Dmitri Schostakowitsch stehen exemplarisch für das von Katastrophen, Vernichtung und Verfolgung geprägte 20. Jahrhundert. Karol Rathaus begann sein Studium 1913 in Wien. Nach der jähen Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg, währenddessen er in der österreichischen Armee dienen musste, folgte er als einer der Lieblingsschüler Franz Schrekers seinem Lehrer nach Berlin. Die Aufnahmeprüfung an der Hochschule für Musik bestand er 1920 mit seiner Klaviersonate Nr. 1 glänzend. Im Dezember 1926 präsentiert der gerade 20-jährige Dmitri Schostakowitsch dem Leningrader Publikum seine 1. Klaviersonate op. 12. Manche Parallelen zu der nahezu zeitgleich entstandenen 3. Sonate von Rathaus sind erstaunlich: starke, treibende Motorik, schnelle Stimmungswechsel, komplexer und extrem virtuoser Klaviersatz, Freitonalität, wilde Großstadt-Stimmung, dazu Cluster und das Element der Groteske.

Rezensionen

»In der ersten Klaviersonate, noch im Studium bei Franz Schreker komponiert, zeigen sich zwar spätromantische Einflüsse, aber bereits viele eigene Stärken, während in der Dritten Sonate, 1927 komponiert und hier von Stoupel erstmals eingespielt, ein Komponist vor uns steht, der zu unverkennbarer Individualität – und Meisterschaft! – gefunden hat.​ In der ungemein dichten Harmonik erinnert diese Musik, die sich stets an der Grenze zur Tonalität bewegt, an Skrjabin.​
Und so nimmt es nicht Wunder, dass Stoupel, der für das Label Audite sämtliche Klaviersonaten Skjabins eingespielt hat, der Musik von Rathaus auf sehr souveräne und auch idiomatische Weise zu ihrem Recht verhilft.​« (Fono Forum, März 2021)