Michael Haydn: Missa Sancti Aloysii auf CD

Von 1763 bis zu seinem Tod 1806 stand Johann Michael Haydn im Dienst des Salzburger Erzbischofs - eine fast ebenso lange Dienstzeit wie die seines Bruders Joseph bei der fürstlichen Familie in Esterhazy. Im Laufe dieser 43 Jahre schlug er die stilistische Brücke zwischen Frühklassizismus und Biedermeier. Tatsächlich wurde er von den Zeitgenossen zunächst als gleichwertiges Talent zu Joseph angesehen. Nur der steile Aufstieg des älteren Bruders zum bedeutendsten Instrumentalkomponisten seiner Zeit stellte Johann Michael Haydn etwas in den Schatten. In den letzten Jahren wurde seine Musik wiederentdeckt, und er wurde zunehmend wieder anerkannt. Sein Werk umfasst mehr als dreißig Werke in lateinischer oder deutscher Sprache für zwei- oder dreistimmige Oberstimmen, die er für seine "lieben Chorknaben" am Salzburger Dom komponierte. Die erste Vertonung des Ordinarium in dieser Reihe war die Missa Sancti Aloysii aus dem Jahr 1777. Sie war ursprünglich für das Gedenken an die Heiligen Unschuldigen am 28. Dezember gedacht, als die Kapellknaben ihren Hauptfesttag feierten. Diese außerordentlich reizvolle Messe ist durchgehend von einer wunderbar überschäumenden Freude geprägt.

Am anderen Ende seiner Laufbahn steht die Missa sub titulo Sti. Leopoldi pro festo Innocentium war Michael Haydns letztes vollendetes Werk, das trotz der schlechten Gesundheit des Komponisten am 22. Dezember 1805 rechtzeitig zum gleichen Festtag wie die frühere Messe fertiggestellt wurde und (nach Aussage des Komponisten) aus dem optimistischen Charakter seiner Schüler Kraft schöpfte. Ergänzend zu diesen beiden Messvertonungen präsentieren die Accademia Vocale di Genova und Roberta Paraninfo eine Gesamtaufnahme der Vesper, die Haydn für das Fest der Heiligen Unschuldigen im Jahr 1787 schrieb.

Obwohl diese attraktiven Chorraritäten schon früher aufgenommen wurden, ist dies das einzige Album, das alle drei komplementären Werke zusammen präsentiert, und zwar in modernen Aufnahmen, die von der Tonleiter und der Aufführungspraxis geprägt sind, die der Komponist selbst gekannt hätte. Roberta Paraninfo gründete 1995 die Accademia Vocale di Genova, die sich seither auf Chorwerke der Renaissance, des Barock und der Klassik spezialisiert hat.

- Johann Michael Haydn (1737-1806), der jüngere Bruder von Joseph, wurde am 14. September 1737 in Rohrau in Österreich geboren. Im Alter von acht Jahren schloss er sich Joseph als Chorknabe an der Wiener Stephanskirche an, während er Gesang, Violine und Orgel studierte. Im Alter von 25 Jahren wurde Michael zum Hofkomponisten und Konzertmeister in Salzburg ernannt, nachdem er bereits mehr als ein Dutzend Messen, fünfzehn Sinfonien und andere Werke vollendet hatte. Im Jahr 1781 wurde er Organist am Salzburger Dom. Er blieb den Rest seines langen und produktiven Lebens in Salzburg.

- Obwohl Michael Haydn heute im Schatten des Ruhmes seines Bruders Joseph steht, wurde er zu Lebzeiten von Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart und vor allem von seinem Bruder Joseph hoch geachtet und gelobt.

- Joseph Haydn hielt die Vokalwerke seines Bruders Michael sogar für besser als seine eigenen. Sicherlich sind ihre geistlichen Werke unterschiedlich: Joseph wählt einen theatralischen, bisweilen opernhaften Gesangsstil, während Michaels Werke eine zutiefst fromme, andächtige Atmosphäre atmen.

- Diese neue Aufnahme präsentiert drei groß angelegte liturgische Werke: die Missa sub titulo Sancti Leopoldi MH 837, die Missa Sancti Aloysii MH 257 und die Vesper in F MH 548.

- Aufgeführt vom Vokalensemble Genua - Accademia Vocale di Genova und einem Instrumentalensemble unter der Leitung von Roberta Paraninfo.