Jóhann Jóhannsson: DroneMass (Messe/Oratorium für Streichquartett,Vokalensemble,Elektronik) (180g)
DroneMass (Messe/Oratorium für Streichquartett,Vokalensemble,Elektronik) (180g)
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- One is true; Two is apocryphal; Triptych in Mass; To fold & remain dormant; Divine Objects; The low Drone of circulating Blood, diminishes with Time; Moral Vacuums; Take the Night Air; The Mountain View, the Majesty of the snow-clad Peaks, from a Place of Contemplation and Reflection
- Künstler: American Contemporary Music Ensemble, Theatre of Voices, Paul Hillier
- Label: DGG, 2021
- Bestellnummer: 10734432
- Erscheinungstermin: 18.3.2022
Weitere Ausgaben von DroneMass
Drone Mass sei ein »zeitgenössisches Oratorium«, sagte Jóhann Jóhannsson einst. Die Messe für Stimmen, Streichquartett und Elektronik – nie zuvor aufgenommen – schrieb er für das American Contemporary Music Ensemble, alias ACME, mit dem er fast zehn Jahre lang Konzerte spielte und Aufnahmen machte. Nun legen ACME und das Grammy-prämierte Vokalensemble Theatre of Voices unter der Leitung des gleichfalls mehrfach Grammy-prämierten Paul Hillier die Weltersteinspielung von Drone Mass vor. Beide Ensembles kannten Jóhannsson gut; im Studio, auf der Bühne und auf Tourneen arbeiteten sie eng mit ihm zusammen. Am 18. März 2022 erscheint das atmosphärisch dichte Werk des viel zu früh verstorbenen Komponisten auf CD, LP und digital bei Deutsche Grammophon.
Drone Mass ist ein außergewöhnliches und zugleich geheimnisvolles Opus, es beginnt mit Streichern und Gesang, sukzessive werden elektronische Klänge in die Komposition verwoben. Es wurde mit dem meditativen Minimalismus eines Arvo Pärt oder Henryk Górecki verglichen, während Jóhannsson selbst es »ein Destillat vieler Einflüsse und Obsessionen« nannte.
Zu diesen Obsessionen zählt auch Jóhannssons Faszination für den Bordun – die titelgebende Drone –, eine »grundlegende Vibration«, wie er erklärte, »die die Musik verankert und ihr ein Fundament gibt«. Er setzte sie sowohl akustisch als auch elektronisch ein, mal die Musik nur untermalend, mal alles übertönend. Durch die Bedeutung des Wortes – zu Deutsch Drohne – entstand eine zusätzliche Resonanzschicht; in der Musik aber sind die Vibrationen wie ein Motiv: Sie verschieben sich, scheinen zu flirren, zu hypnotisieren, schaffen im Verlauf des Werks verschiedene Stimmungen, beunruhigend, aber auch erhebend.
Zu solch hypnotischer Wirkung tragen ebenso die Gesangslinien bei, die zuweilen an die Polyfonie der Renaissance erinnern, besonders in den beiden Sätzen »Two is Apocryphal« und »Moral Vacuums«. Schon lange war Jóhannsson daran interessiert, ein groß angelegtes Vokalwerk zu schreiben. Eine Quelle fand er schließlich im koptischen Ägypterevangelium, das in den 1945 entdeckten Schriften von Nag Hammadi überliefert ist. Neben weiteren Texten verwendete Jóhannsson einen Hymnus, der aus einer »scheinbar bedeutungslosen Reihe von Vokalen« besteht. Sowohl die enigmatische Natur dieser gnostischen Schriften als auch die schiere Schönheit der vokalisierten Schrift geben dem Werk eine spirituelle Qualität.
Passend scheint es da, dass Drone Mass 2015 im New Yorker Metropolitan Museum of Art in der spektakulären Kulisse des ägyptischen Dendur-Tempels uraufgeführt wurde. Neben den ACME-Spielern trat damals das Grammy-prämierte Vokalensemble Roomful of Teeth auf, während der Komponist selbst die elektronischen Klangwellen steuerte.
Erst vier Jahre später wurde die Musik aufgenommen, im Mai 2019 in der Garnisonskirken in Kopenhagen. Francesco Donadello, ein weiterer Freund und regelmäßiger Mitarbeiter Jóhannssons, produzierte das Album. Diesmal wurde ACME von der international renommierten dänischen Vokalgruppe Theatre of Voices und ihrem künstlerischen Leiter Paul Hillier begleitet.
Auch Theatre of Voices hat eine enge Verbindung zu Drone Mass. Bereits zweimal hat das Ensemble das Stück in den USA aufgeführt, außerdem in Krakau mit Jóhannsson selbst und mit ACME. Zuletzt brachten ACME und Theatre of Voices Drone Mass in Athen auf die Bühne, nur wenige Monate nach dem Tod des Komponisten. Theatre of Voices war darüber hinaus in anderen Aufnahmen von Jóhannssons Musik zu hören, darunter Orphée, Englabörn & Variations, Arrival und Last and First Men. Die integrative Art des Arbeitens, die dem Komponisten eigen war, begünstigte solche kontinuierlichen Kooperationen – ein kollaborativer Geist, der auch im Mittelpunkt dieser Aufnahme steht.
Als Drone Mass zum ersten Mal vorgestellt wurde, war Jóhannsson bereits international bekannt, unter anderem dank seiner Musik für Denis Villeneuves Filme Sicario (2015) und Prisoners (2013). Für seine Filmmusik zu James Marshs The Theory of Everything gewann er 2015 einen Golden Globe, ein Jahr später brachte ihm sein Beitrag zu Villeneuves gefeiertem Arrival eine Oscar-Nominierung ein. 2016 erschien sein hochgelobtes Debütalbum Orphée bei Deutsche Grammophon. Jóhannsson starb nur zwei Jahre später, am 9. Februar 2018 im Alter von 48 Jahren in Berlin.
Obwohl die Veröffentlichung auf sich warten ließ, zählt Drone Mass zu den wichtigsten Werken des Komponisten. Dass das Oratorium nun erscheint, ist auch eine bewegende und persönliche Hommage von Menschen, die Jóhannsson sehr gut kannten.
Rezensionen
»Drone Mass hat die glaziale Dramatik des Minimalismus, die vertrauten Harmonien der Kirchenmusik, das Sehnen des Pop, den tiefen digitalen Unterton des modernen Kinos – und das alles in Sätzen von der Länge eines Rocksongs.« (Rolling Stone)»Einfach in dieser überwältigenden Schönheit schwelgen … es könnte Ihre beste Stunde seit Jahren sein.« (CVNC.org)
- Tracklisting
- Mitwirkende
LP
- 1 One is True
- 2 Two is Apocryphal
- 3 Triptych in Mass
- 4 To Fold & Remain Dormant
- 5 Divine Objects
- 6 The Low Drone of Circulating Blood, Diminishes with Time
- 7 Moral Vacuums
- 8 Take the Night Air
- 9 The Mountain View, the Majesty of the Snow-Clad Peaks, from a Place of Contemplation and Reflection