Johannes Brahms: Klavierkonzert Nr.2
Klavierkonzert Nr.2
CD
CD (Compact Disc)
Herkömmliche CD, die mit allen CD-Playern und Computerlaufwerken, aber auch mit den meisten SACD- oder Multiplayern abspielbar ist.
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- Künstler: Maurizio Pollini, Staatskapelle Dresden, Christian Thielemann
- Label: DGG, DDD, 2013
- Erscheinungstermin: 4.4.2014
- Serie: DGG Piano Masters
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MUSIZIEREN AUF AUGENHÖHE
Viele sprachen von einem Glücksfall, als Maurizio Pollini im Juni 2011 nach 25 Jahren Abstinenz zur Sächsischen Staatskapelle Dresden zurückkehrte. Seit 1986 war er nicht mehr mit dem Orchester aufgetreten, und die Konzerte 2011 führten ihn zudem erstmals in die traditionsreiche Spielstätte des Klangkörpers: die Dresdner Semperoper. Ein Grund für Pollinis Rückkehr lag im Wunsch, die Zusammenarbeit mit Christian Thielemann fortzusetzen, mit dem er erstmals 2010 – damals noch in München – in beglückender Weise gemeinsam musiziert hatte und der inzwischen zum künftigen Chefdirigenten der Staatskapelle Dresden gekürt worden war. Die Aufführung des Ersten Klavierkonzertes von Johannes Brahms wurde ein überwältigender Erfolg (dessen Mitschnitt ebenfalls bei der Deutschen Grammophon erschienen ist und 2012 mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet wurde), und so war es allen Beteiligten ein Herzensanliegen, auch das Zweite Klavierkonzert von Brahms gemeinsam aufzuführen – zumal die Dresdner und Thielemann ohnehin einen umfangreichen Brahms-Zyklus planten. Im Januar 2013, nur wenige Monate nach Thielemanns Amtsantritt in Dresden, war es dann soweit: Der inzwischen 71-jährige Pollini kehrte in die Semperoper zurück und sorgte abermals für eine Sternstunde, die auf der vorliegenden CD festgehalten wurde.
Pollini und Thielemann – diese Kombination bezieht ihren Reiz auch aus den Unterschieden in der Musizierhaltung der beiden großen Künstler. Wird der Pianist aus Mailand seit jeher für seine analytisch klaren und technisch unbestechlichen Interpretationen gerühmt, so macht Thielemann nie einen Hehl aus seiner Vorliebe für gewachsene Klangtraditionen und das Spontane, Flexible im Musizieren. Wahrscheinlich ist es kein Wunder, dass die beiden in Dresden ausgerechnet bei Brahms zusammenfanden, dessen Werke – im Spannungsfeld zwischen »konservativ« und »fortschrittlich« – schon immer vielfältige Interpretationsansätze boten. Auch das Zweite Klavierkonzert in B-Dur op. 83 ist ein Beispiel dafür, wie Brahms ausgehend von der Tradition zu neuen, zukunftsweisenden Lösungen fand.
Brahms komponierte das Werk zwischen 1878 und 1881 (in diese Zeit fallen auch seine beiden Italien-Reisen) und damit rund 20 Jahre nach seinem Ersten Klavierkonzert, dessen Komposition ihn viele Mühen gekostet hatte. »Ein zweites soll schon anders lauten«, hatte er nach dem spektakulären Misserfolg des d-moll-Konzertes geäußert, aber erst als gereifter Symphoniker – nach der Komposition seiner ersten beiden Symphonien – wandte er sich der Gattung Klavierkonzert ein weiteres Mal zu. Die Erfahrungen als Symphoniker waren hierbei von wesentlicher Bedeutung: Brahms strebte in seinem Konzert eine Synthese von konzertantem und symphonischem Stil an. Der Klavierpart sollte, anders als in vielen Solokonzerten des 19. Jahrhunderts, keinem virtuosen Selbstzweck mehr genügen, sondern strukturell in das musikalische Geschehen eingebunden sein. Dies gelang Brahms in seinem B-dur-Konzert mit geradezu klassischer Abgeklärtheit, und so charakterisierte der Wiener Kritikerpapst Eduard Hanslick das Werk treffend als eine »Symphonie mit obligatem Klavier« – wenngleich die spieltechnischen Anforderungen an den Solisten immens sind und das Werk auch wegen seiner Dimensionen bis heute als eine der größten Herausforderungen im Klavierrepertoire gilt.
Symphonisch ist an dem Konzert nicht zuletzt die Satzfolge: Brahms erweiterte die übliche Dreisätzigkeit um einen vierten Satz, ein Scherzo, das er an zweiter Stelle einfügte. Zwischen dem »simplen« Kopfsatz und dem »ebenfalls einfachen Andante« brauche er »etwas kräftig Leidenschaftliches«. Neben der engen Verzahnung von Solopart und Orchester, die thematisch durch eine vielfältige Variantenbildung gewährleistet wird, zeigt sich das Musizieren auf Augenhöhe auch im kammermusikalischen Miteinander des Solisten mit einzelnen Orchesterinstrumenten: So beginnt das Werk mit einem Dialog zwischen Klavier und Solohorn, der sich allerdings schon bald zu einer vorgezogenen Solokadenz des Pianisten verdichtet. Im Andante stimmt das Cello zunächst einen Sologesang an, der bei seiner Wiederkehr am Satzende vom Klavier liebevoll umspielt wird. Auch das Schluss-Rondo steckt voller kammermusikalischer Finessen und beschließt das Werk mit ungarisch angehauchtem Brio. Brahms selbst spielte den Solopart bei der erfolgreichen Uraufführung des Werkes 1881 in Budapest, und es war sicher eine Menge Koketterie mit im Spiel, als er das Konzert in einem Brief an eine Freundin als »ganz kleines Klavierkonzert mit einem ganz einem kleinen zarten Scherzo« bezeichnete.
In Dresden hat das B-dur-Konzert eine besondere Historie: Gleich zweimal, 1882 und 1886, spielte es der Komponist mit der »Königl. musikalischen Kapelle« (der heutigen Staatskapelle) in der Semperoper; beim zweiten Mal dirigierte er im Anschluss auch seine erst wenige Monate zuvor uraufgeführte Vierte Symphonie. Spätestens seit dieser Zeit gehören Brahms’ Werke zum Kernrepertoire der Dresdner Kapelle, deren Musiker den Komponisten 1884 auch zum Ehrenmitglied ihres Tonkünstler-Vereins ernannten. In dieser Tradition musizierten 2013 also auch Christian Thielemann und Maurizio Pollini, über deren Miteinander anschließend in den Dresdner Neuesten Nachrichten zu lesen war: »Die Bestimmtheit und selbstbewusste Haltung, mit der Pollini hier spielte, war fesselnd. Der Klang durfte sich weiten und vertiefen, Christian Thielemann begleitete hoch aufmerksam und mit federnder Beweglichkeit. […] Pollini wurde bejubelt, aber der Altmeister wies immer wieder auf seine Kollegen im Orchester. Eine rare Geste bei Solisten.« (Tobias Niederschlag)
Viele sprachen von einem Glücksfall, als Maurizio Pollini im Juni 2011 nach 25 Jahren Abstinenz zur Sächsischen Staatskapelle Dresden zurückkehrte. Seit 1986 war er nicht mehr mit dem Orchester aufgetreten, und die Konzerte 2011 führten ihn zudem erstmals in die traditionsreiche Spielstätte des Klangkörpers: die Dresdner Semperoper. Ein Grund für Pollinis Rückkehr lag im Wunsch, die Zusammenarbeit mit Christian Thielemann fortzusetzen, mit dem er erstmals 2010 – damals noch in München – in beglückender Weise gemeinsam musiziert hatte und der inzwischen zum künftigen Chefdirigenten der Staatskapelle Dresden gekürt worden war. Die Aufführung des Ersten Klavierkonzertes von Johannes Brahms wurde ein überwältigender Erfolg (dessen Mitschnitt ebenfalls bei der Deutschen Grammophon erschienen ist und 2012 mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet wurde), und so war es allen Beteiligten ein Herzensanliegen, auch das Zweite Klavierkonzert von Brahms gemeinsam aufzuführen – zumal die Dresdner und Thielemann ohnehin einen umfangreichen Brahms-Zyklus planten. Im Januar 2013, nur wenige Monate nach Thielemanns Amtsantritt in Dresden, war es dann soweit: Der inzwischen 71-jährige Pollini kehrte in die Semperoper zurück und sorgte abermals für eine Sternstunde, die auf der vorliegenden CD festgehalten wurde.
Pollini und Thielemann – diese Kombination bezieht ihren Reiz auch aus den Unterschieden in der Musizierhaltung der beiden großen Künstler. Wird der Pianist aus Mailand seit jeher für seine analytisch klaren und technisch unbestechlichen Interpretationen gerühmt, so macht Thielemann nie einen Hehl aus seiner Vorliebe für gewachsene Klangtraditionen und das Spontane, Flexible im Musizieren. Wahrscheinlich ist es kein Wunder, dass die beiden in Dresden ausgerechnet bei Brahms zusammenfanden, dessen Werke – im Spannungsfeld zwischen »konservativ« und »fortschrittlich« – schon immer vielfältige Interpretationsansätze boten. Auch das Zweite Klavierkonzert in B-Dur op. 83 ist ein Beispiel dafür, wie Brahms ausgehend von der Tradition zu neuen, zukunftsweisenden Lösungen fand.
Brahms komponierte das Werk zwischen 1878 und 1881 (in diese Zeit fallen auch seine beiden Italien-Reisen) und damit rund 20 Jahre nach seinem Ersten Klavierkonzert, dessen Komposition ihn viele Mühen gekostet hatte. »Ein zweites soll schon anders lauten«, hatte er nach dem spektakulären Misserfolg des d-moll-Konzertes geäußert, aber erst als gereifter Symphoniker – nach der Komposition seiner ersten beiden Symphonien – wandte er sich der Gattung Klavierkonzert ein weiteres Mal zu. Die Erfahrungen als Symphoniker waren hierbei von wesentlicher Bedeutung: Brahms strebte in seinem Konzert eine Synthese von konzertantem und symphonischem Stil an. Der Klavierpart sollte, anders als in vielen Solokonzerten des 19. Jahrhunderts, keinem virtuosen Selbstzweck mehr genügen, sondern strukturell in das musikalische Geschehen eingebunden sein. Dies gelang Brahms in seinem B-dur-Konzert mit geradezu klassischer Abgeklärtheit, und so charakterisierte der Wiener Kritikerpapst Eduard Hanslick das Werk treffend als eine »Symphonie mit obligatem Klavier« – wenngleich die spieltechnischen Anforderungen an den Solisten immens sind und das Werk auch wegen seiner Dimensionen bis heute als eine der größten Herausforderungen im Klavierrepertoire gilt.
Symphonisch ist an dem Konzert nicht zuletzt die Satzfolge: Brahms erweiterte die übliche Dreisätzigkeit um einen vierten Satz, ein Scherzo, das er an zweiter Stelle einfügte. Zwischen dem »simplen« Kopfsatz und dem »ebenfalls einfachen Andante« brauche er »etwas kräftig Leidenschaftliches«. Neben der engen Verzahnung von Solopart und Orchester, die thematisch durch eine vielfältige Variantenbildung gewährleistet wird, zeigt sich das Musizieren auf Augenhöhe auch im kammermusikalischen Miteinander des Solisten mit einzelnen Orchesterinstrumenten: So beginnt das Werk mit einem Dialog zwischen Klavier und Solohorn, der sich allerdings schon bald zu einer vorgezogenen Solokadenz des Pianisten verdichtet. Im Andante stimmt das Cello zunächst einen Sologesang an, der bei seiner Wiederkehr am Satzende vom Klavier liebevoll umspielt wird. Auch das Schluss-Rondo steckt voller kammermusikalischer Finessen und beschließt das Werk mit ungarisch angehauchtem Brio. Brahms selbst spielte den Solopart bei der erfolgreichen Uraufführung des Werkes 1881 in Budapest, und es war sicher eine Menge Koketterie mit im Spiel, als er das Konzert in einem Brief an eine Freundin als »ganz kleines Klavierkonzert mit einem ganz einem kleinen zarten Scherzo« bezeichnete.
In Dresden hat das B-dur-Konzert eine besondere Historie: Gleich zweimal, 1882 und 1886, spielte es der Komponist mit der »Königl. musikalischen Kapelle« (der heutigen Staatskapelle) in der Semperoper; beim zweiten Mal dirigierte er im Anschluss auch seine erst wenige Monate zuvor uraufgeführte Vierte Symphonie. Spätestens seit dieser Zeit gehören Brahms’ Werke zum Kernrepertoire der Dresdner Kapelle, deren Musiker den Komponisten 1884 auch zum Ehrenmitglied ihres Tonkünstler-Vereins ernannten. In dieser Tradition musizierten 2013 also auch Christian Thielemann und Maurizio Pollini, über deren Miteinander anschließend in den Dresdner Neuesten Nachrichten zu lesen war: »Die Bestimmtheit und selbstbewusste Haltung, mit der Pollini hier spielte, war fesselnd. Der Klang durfte sich weiten und vertiefen, Christian Thielemann begleitete hoch aufmerksam und mit federnder Beweglichkeit. […] Pollini wurde bejubelt, aber der Altmeister wies immer wieder auf seine Kollegen im Orchester. Eine rare Geste bei Solisten.« (Tobias Niederschlag)
- Tracklisting
- Details
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
Piano Concerto No.2 in B Flat Major, Op.83
- 1 1. Allegro non troppo (Original Version)
- 2 2. Allegro appassionato (Original Version)
- 3 3. Andante - Più adagio (Original Version)
- 4 4. Allegretto grazioso - Un poco più presto (Original Version)
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