Erkki-Sven Tüür: Requiem (1994)
Requiem (1994)
Kaia Urb, Tiit Kogerman, Estonia Philharmonic Chamber Choir, Tallinn Chamber Orchestra, Tönu Kaljuste
CD
CD (Compact Disc)
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- +Architectonics VI; Passion; Illusion; Crystallisatio
- Künstler: Kaia Urb, Tiit Kogerman, Estonia Philharmonic Chamber Choir, Tallinn Chamber Orchestra, Tönu Kaljuste
- Label: ECM, DDD, 1994/1995
- Bestellnummer: 7674371
- Erscheinungstermin: 29.6.2007
»Erkki-Sven Tüürs Musik«, schreibt Wolfgang Sander, »klingt, als sei sie durch die Musikgeschichte geschlendert und habe dabei theoretische Inspiration und praktische Erfahrung aufgenommen. Dann scheint sie sich in einen Kokon eingehüllt zu haben, immun gegen die Außenwelt, um ihre eigenen Konturen zu entwickeln, wie die abrupten Kontraste zeigen. Tüürs Musik ist realistisch; sie vertraut auf ihre historischen Bezüge, aber sie ist distanziert.«
Man könnte hinzufügen, dass Tüürs »Entfernung« von der internationalen Neue-Musik-Community kaum seine eigene Wahl war: Sein kompositorischer Ansatz entwickelte sich in einer erzwungenen politischen und geografischen Isolation. Dasselbe kann natürlich auch über viele Komponisten aus der ehemaligen Sowjetunion gesagt werden, die insgesamt Musik von enormer Vielfalt geschaffen haben.
Tüür ist ungeduldig mit der westlichen journalistischen Angewohnheit, alle postsowjetischen Komponisten in einen Topf zu werfen, als ob sie ein erkennbares »Genre« darstellten, während er gleichzeitig zugibt, dass jeder Künstler, ob er es nun will oder nicht, zwangsläufig ein Produkt seiner Umgebung ist. Ist sein Werk also von Natur aus »estnisch«? »Vielleicht gibt es etwas, das mit der allgemeinen ›nordischen‹ Art, die Welt zu sehen, zusammenhängt und von der spezifischen geografischen Region beeinflusst wird, davon, wie dunkel und kurz die Tage im Winter und wie hell und kurz die Nächte im Sommer sind.«
Tüürs Debüt in der New Series beginnt mit Archtectonics VI, geschrieben 1992, einem charakteristisch »rhetorischen« Werk, das quasi-minimale Kompositionen für Streicher mit seriellen Stimmen für Flöte, Klarinette und Vibraphon konfrontiert; in dieser speziellen Debatte gewinnt der Serialismus letztlich die Oberhand. Das folgende Passion (1993) für Streicher baut sich von der langsamen Raumfüllung mit Kontrabässen und Celli im tiefsten Register zu Klangclustern für Violinen im hohen Register auf.
Illusion, ein im selben Jahr komponiertes Gegenstück zu Passion, dekonstruiert ein barockes Motiv. Wolfgang Sander beschreibt es als »zerrissene Litanei … einhundertelf Takte, komponiert wie in Verzückung«. Besonders geheimnisvoll und betörend ist Crystallisatio (1995) für drei Flöten, Campanelli, Streicher und Live-Elektronik. Das Klangpotential der Flöten wird durch elektronische Bearbeitung und digitale Verzögerung subtil erweitert.
Requiem (1994) entstand als Hommage an Peeter Lilje, den Chefdirigenten des Estnischen Staatsorchesters, einen engen Freund des Komponisten, der 1993 im Alter von 43 Jahren starb. Tüür vertont den Text der katholischen Totenmesse.
Man könnte hinzufügen, dass Tüürs »Entfernung« von der internationalen Neue-Musik-Community kaum seine eigene Wahl war: Sein kompositorischer Ansatz entwickelte sich in einer erzwungenen politischen und geografischen Isolation. Dasselbe kann natürlich auch über viele Komponisten aus der ehemaligen Sowjetunion gesagt werden, die insgesamt Musik von enormer Vielfalt geschaffen haben.
Tüür ist ungeduldig mit der westlichen journalistischen Angewohnheit, alle postsowjetischen Komponisten in einen Topf zu werfen, als ob sie ein erkennbares »Genre« darstellten, während er gleichzeitig zugibt, dass jeder Künstler, ob er es nun will oder nicht, zwangsläufig ein Produkt seiner Umgebung ist. Ist sein Werk also von Natur aus »estnisch«? »Vielleicht gibt es etwas, das mit der allgemeinen ›nordischen‹ Art, die Welt zu sehen, zusammenhängt und von der spezifischen geografischen Region beeinflusst wird, davon, wie dunkel und kurz die Tage im Winter und wie hell und kurz die Nächte im Sommer sind.«
Tüürs Debüt in der New Series beginnt mit Archtectonics VI, geschrieben 1992, einem charakteristisch »rhetorischen« Werk, das quasi-minimale Kompositionen für Streicher mit seriellen Stimmen für Flöte, Klarinette und Vibraphon konfrontiert; in dieser speziellen Debatte gewinnt der Serialismus letztlich die Oberhand. Das folgende Passion (1993) für Streicher baut sich von der langsamen Raumfüllung mit Kontrabässen und Celli im tiefsten Register zu Klangclustern für Violinen im hohen Register auf.
Illusion, ein im selben Jahr komponiertes Gegenstück zu Passion, dekonstruiert ein barockes Motiv. Wolfgang Sander beschreibt es als »zerrissene Litanei … einhundertelf Takte, komponiert wie in Verzückung«. Besonders geheimnisvoll und betörend ist Crystallisatio (1995) für drei Flöten, Campanelli, Streicher und Live-Elektronik. Das Klangpotential der Flöten wird durch elektronische Bearbeitung und digitale Verzögerung subtil erweitert.
Requiem (1994) entstand als Hommage an Peeter Lilje, den Chefdirigenten des Estnischen Staatsorchesters, einen engen Freund des Komponisten, der 1993 im Alter von 43 Jahren starb. Tüür vertont den Text der katholischen Totenmesse.
Rezensionen
FonoForum 6/96: »Die Aufnahme ist von ungeheurer Intensität. Solange es solche Chöre im Baltikum gibt, muß man sich nicht wundern, daß auch die dortigen Komponisten über eine Ursprünglichkeit und Kraft verfügen, die in saturierteren Gesellschaften selten geworden sind.«- Tracklisting
- Mitwirkende
Disk 1 von 1 (CD)
- 1 Architectonics Nr. 6
- 2 Passion
- 3 Illusion
- 4 Crystallisatio
- 5 Requiem
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