Emilio de' Cavalieri: Lamentationes Hieremiae Prophetae auf CD

Emilio de' Cavalieri ist heute vor allem als Komponist der Rappresentatione di Anima et di Corpo… per recitar cantando (Rom, Hrsg. Nicolò Muti, 1600) bekannt, sowie für seine umstrittene Rolle bei der Geburt der sogenannten begleiteten Monodie (vom griechischen Wort monoidia, was Sologesang bedeutet) oder des Rezitativstils, der sich Ende des 16. Jahrhunderts größtenteils in Florentiner Hofkreisen entwickelte.

Die Vertreter der Monodie – jenes Musikstils, der Ende des 16. Jahrhunderts entstand und von Nino Pirrotta als »das grundlegende Element der Musik, sowohl der Vokal- als auch der Instrumentalmusik, vom Barock bis zur Romantik« angesehen wurde – nutzten inmitten der Gegenreformation die Idee, dass die kunstvolle Konstruktion von Polyphonie und Kontrapunkt nicht in der Lage sei, den Zuhörer zu erschüttern und zu bewegen, das heißt, ihn auf psychologischer und emotionaler Ebene an der musikalischen Darbietung teilhaben zu lassen. Zur theoretischen Begründung hierfür beriefen sie sich auf die Autorität der antiken Philosophen und das platonische Motto: »Musik ist nichts anderes als Sprache und Rhythmus und schließlich Klang und nicht das Gegenteil.«

Der monodische Stil wurde daher als Rezitativ (oder Rappresentativo) bezeichnet, da seine Aufgabe darin bestand, die Handlungen oder Reaktionen einer oder zweier Personen in einer dramatischen oder pathetischen Situation oder Szene in die Vorstellung des Zuhörers zu projizieren.

Ein wesentlicher Bestandteil dieses Stils war die Begleitung, die zuerst Basso dell'organo und später Basso continuo genannt wurde und als einzelne Linie entstand, die mit der Gesangsmelodie zusammenfallen und ihr die entsprechende rhythmische und klangliche Unterstützung verleihen sollte.

Viele zeitgenössische Zeugnisse über die Entstehung dieses neuen Rezitativstils, obwohl zahlreich und widersprüchlich, erwähnen Cavalieri namentlich.