Die Welt ist Operette auf CD

Mit dieser Aufnahme stellt sich ein neues Label vor, dass sich die Pflege der Operette zur besonderen Aufgabe macht. Aus der programmatischen Einführung ins Programm: „Die Ärmste! Womit hat sie das verdient? Sie hat sich doch immer anständig benommen und es nur gut gemeint mit uns! Doch wir waren nur undankbar, haben ihr die Zähne gezogen, sie in billige und schmierige Gewänder gesteckt, ihre intellektuelle Brillanz und ihren Witz hinter geistlosen Späßen versteckt, ihre wahre Liebe und prickelnde Erotik mit Füßen getreten und sie gezwungen, für uns auf den Strich zu gehen. Es ist leider wahr: Die Operette genießt in den Kreisen der Hochkultur nicht gerade den besten Ruf. Doch wer die Operette ob ihrer meist vordergründig erscheinenden amüsanten Handlung als die kleine Schwester der Oper schmäht, der verkennt die tiefen Bedeutungsebenen, die sich oft erst in Kenntnis des historischen Kontexts als gekonnte zeitkritische Gesellschaftssatiren offenbaren, die in geradezu kabarettistischem Gewand einher kommen. Doch in der Nazizeit wurde die Operette „gesäubert“, von allen schlüpfrig-anzüglichen oder gar politischen Anspielungen befreit und zu einem harmlosen Vorläufer wein- und heimatseliger Musikantenstadl-Unterhaltung umgedeutet. Umso trauriger, dass das biedere Nachkriegsdeutschland diese Tradition nur allzu gern fortführte, was dann leider auch nur von dem entsprechenden Publikum goutiert wurde. Doch Operette ist subversiv, politisch, erotisch. Aber nur, wenn man damit umzugehen versteht. Wenn man es, wie Manfred Müssauer, schafft, den Ballast der vermeintlichen Traditionen mutig über Bord zu werfen. Wenn man sich auf die wahren Wurzeln des Genres zurückbesinnt.“