Anna Bon di Venezia: Sonaten da Camera Nr.1-6 auf CD

Im Jahr 1756, Mozarts Geburtsjahr, wurde das erste Werk eines 16-jährigen Mädchens in Nürnberg in den Druckereien der Witwe von Baltasar Schmidt veröffentlicht: eine Sammlung von Sonaten für Querflöte und Cello oder Cembalo, gewidmet »Federico, regierender Markgraf von Brandenburg, Culmbach usw. usw. usw.«.

Das Titelblatt der Sonaten verrät uns, dass Anna 16 Jahre alt war, aus Venedig stammte und eine »Virtuosa der Kammermusik« am Bayreuther Hof war. Die Sonaten von Anna Bon sind in drei Sätzen angelegt und (mit nur zwei Ausnahmen) in einer Reihenfolge mit zunehmend schnelleren Tempi angeordnet. Obwohl die musikalische Sprache offensichtlich die Einflüsse des »liebevollen Stils« widerspiegelt, der am Hof ​​Friedrichs des Großen in Mode war, weist sie dennoch mehr italienische Merkmale und eine kantable Schreibweise auf, die möglicherweise auf ihre Jahre in Venedig zurückgeht.

Auch der Einfluss italienischer Komponisten ist spürbar, vor allem der von Platti, der 1743 in Nürnberg seine eigenen Sonaten für Querflöte veröffentlichte. Außerdem sieht Anna sich in ihrer Widmung an Friedrich von Culmbach genötigt, zu erklären: »Wenn sich jedoch gewisse Passagen finden, die für die Flöte nicht sehr angenehm sind, werden Eure Durchlaucht mir verzeihen, denn mein Instrument ist das Cembalo, und die Feinheiten und die Leichtigkeit des Spiels dieses Instruments sind mir unbekannt.«

Anna war also keine Flötistin, sondern Cembalistin, und sie bittet im Voraus um Verzeihung, falls ihr Herr Schwierigkeiten bei der Ausführung dieser Sonaten haben sollte.

Dies erklärt gewisse Passagen, die nicht ganz unproblematisch sind, insbesondere angesichts der Tatsache, dass der Widmungsträger der Sonaten ein – wenn auch begabter – »Amateur« und kein »professioneller« Musiker war. Ein Beispiel hierfür ist möglicherweise auch die Wahl der Tonarten, die eine zarte Klangfülle begünstigen und nur in zwei Fällen (G-Dur und D-Dur) die Brillanz und Beweglichkeit des Instruments hervorheben.