When I find myself in times of trouble……….Mother Mary comes to me.
Schwarze Madonna von Gwaltinger/Rauch
Was genau ist eigentlich Religion? Religion ist Glaube. Glaube an IRGENDWAS oder an ALLES. Verschiedene Menschen glauben an etwas Anderes, als die anderen Menschen es tun. Das ist Religionsfreiheit. Doch manchmal wird Religion missbraucht, aus ihrem Konzept gerissen. Religion wird beiseitegeschoben, von manchen verachtet. Man verachtet andere Religionen, oder gar die Religion an sich. Doch was genau sind die Kernaussagen von allen Religionen? Der Mensch braucht etwas, an das er glauben kann. Die eigentliche Religion sagt etwas aus, was uns Menschen wichtig ist, seit Anbeginn der Zeit war, zwischendrin ebenso, und heute noch sein sollte, vielleicht sogar ist. Richtige Religion ist dafür da, Menschlichkeit, Liebe, Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Frieden auszustrahlen und den Menschen zu bringen. Alles schöne Dinge. Und alles etwas, das Menschen miteinander teilen sollten. In Brüderlichkeit. Ähm.... Schwesterlichkeit. Amen. Aber Halt. Worauf ich eigentlich hinaus möchte, das ist, dass sich natürlich im Laufe der Jahrhunderte, ja gar Jahrtausende etwas entwickelt hat, das so fern von Menschlichkeit, und allen positiven Dingen des Glaubens ist, dass es fast schon nicht mehr zu erkennen ist als Religion. Der Mensch braucht Liebe, Hoffnung, Gnade, und das Leben. Schon in den alten Religionen war es so. Es gab eine Gottheit, und der Mensch betete diese an, um etwas zu erhoffen für seine Liebe, sein Leben, seine Hoffnungen, und das in einem Wunsch. Für sich. Für seine Liebsten. Denn das Beisammensein, und Zusammenleben, war schon das Wichtigste. Immerhin haben wir Menschen doch niemand andren auf diesem Planeten als andere Menschen, und Lebewesen, und den Glauben an Etwas, das uns durch das Leben leitet. Und der Glaube, und unsere eigene Endlichkeit, den gab es ebenfalls schon immer. Die Gestalt der Verehrung war anders, und doch gleich. Aber ich möchte nicht zu viele ketzerische Dinge schreiben, die eigentlich gar nicht ketzerisch sind. Fakt ist. Das Wichtigste ist der Kreislauf des Lebens. Für Menschen, und jedes Lebewesen. Und das entsteht nun mal durch uns Menschen und besagte Lebewesen. Wir lieben uns, leben zusammen, und neues Leben entsteht, und so geht der Kreislauf immer weiter. Und zwischendurch versuchen wir das Leben so gut und friedlich zu meistern, wie es uns möglich ist. Zusammen mit unsrem Glauben an…….. was auch immer. Denn das, an was wir glauben, kann viele Gestalten haben. Und egal, ob die alten Ägypter ihre Götter angebetet haben, die Römer ihre, gar die Griechen ihre Olympier, oder andere Naturreligionen Mutter Natur oder eine Muttergottheit angerufen haben, viele Tausend Jahre vorher ….. es ging ihnen dabei sicher immer um Unterstützung für ihr Leben, oder die Lösung eines Problems. Nicht die Gestalt der Anbetung ist wichtig, sondern der Glaube, und die Hoffnung darauf, dass unsere Gebete von Irgendjemandem erhört werden. Genug davon, ihr wollt nun sicher wissen, worum es im Buch geht. Und das ist im gewissen Sinne der Glauben, und die Auslegung dessen. Alsooo….
Die Geschichte, die das Buch erzählt:
Da ist eine Frau, die ist schwanger, und dann nicht mehr schwanger. Später ein junges Mädchen, ebenso. Überhaupt sind viele Frauen schwanger, und dann nicht mehr. Hä?! :D. Okay. Ich fange nochmal von vorne an.
Also: Es gibt schwarze Madonnen, blutende und weinende. Welche mit Bauch dargestellt, welche ohne, nach der Geburt, während der Schwangerschaft, mit verschiedenen Bauchinhalten, von der Dreifaltigkeit bis zum Jesuskind. Ihr Kind stillend, oder einfach nur haltend. Als Königin der Welt dargestellt, oder einfache Gebärerin des Jesuskindes. Verhüllt in einen Übermantel, welche die lasziv lächeln, oder gar ein Kleid aus Getreide tragen. Neben der Dreifaltigkeit, als Teil von dieser, oder gar ganz allein. Neben Erdbällen und Monden. Mit Tuch. Ohne Tuch. In verschiedenfarbigen Gewanden, oder mit offener Lockenpracht. Oder gar ihren toten Sohn im Arm haltend. Und wer nun gar nicht weiß, wovon ich rede, sollte unbedingt dieses Buch lesen.
Wir haben eine neue Glaubensgemeinschaft, Marienjünger, gepaart mit toten Babys, die gefunden werden, jungen Frauen, die sich sehr merkwürdig benehmen, und einen Kult…….. dessen Aussagen den Lehren der christlichen katholischen Kirche, die etwas Männerüberschusslastig ist, gegenüberstehen. Klingt ein wenig nach Dan Brown und Verschwörung. Die versteckten und geheimen Symbole sind da. Die Symbolik, die in Bildern, bzw. Statuen liegt, und die ein Geheimnis bergen. Wir sind hier allerdings nicht bei Dan Brown, sondern befinden uns im schönen Bayern. Vergleiche will ich nicht ziehen. Wir befinden uns also mitten in Bayern, bzw. Franken. Denn diese beiden Handlungsorte spielen beide eine Rolle. Und es ist auch kein Professor, der die Spur der Geheimnisse verfolgt. Philipp Marlein, Privatdetektiv in Fürth, und in seinen 40ern, und Emil Bär, Ex Pfarrer, Ex Seelsorger……ExeineMengeAnderes, und in Rente, aus der schönen Nähe von Kempten im Allgäu, in seinen 60 er Jahren, spielen hier die Hauptrolle. Und zwar erstmal unabhängig voneinander. Beide bekommen es mit besagten jungen Frauen zu tun, die schwanger waren, und es auf einmal nicht mehr sind. Und auf verschiedenen Wegen, und aus verschiedenen Gründen, machen sie sich nun auf die Spurensuche, was es damit auf sich hat. Derweil ist klar, dass sie immer tiefer in Geheimnisse hineinrutschen, denn mittlerweile tauchen im Allgäu die toten Babys auf, und Marlein merkt in Franken, was es wirklich mit dem Marienkult in Bayern auf sich hat……. Zumindest für eine bestimmte Gruppierung. Und auch wenn Bär und Marlein sich nicht kennen, so steuern sie doch beide unvermittelt auf ein gemeinsames Ziel im Buch zu, mit derselben Geschichte, erlebt aus der Sicht desjenigen, und an verschiedenen Orten. Alles führt nach Altötting. Dort treffen Bär und Marlein aufeinander, ihr Weg kreuzt sich. Denn was ich vergessen habe zu sagen: Himmelhilf! Die Schwarze Madonna von Altötting wurde gestohlen!! (Aufmerksame Leser erkennen nun einen Zusammenhang zum Titel des Buches :D). Und die sollte vielleicht auch wieder aufgefunden werden. Gibt es vielleicht sogar Zusammenhänge? Dies gilt es selber herauszufinden.
Das Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut, zeigt es thematisch doch das, worum es geht. Wir sehen im Hintergrund ein Marienbild, im Vordergrund eine Herz-Urne, so wie sie in der Gnadenkapelle in Altötting vorkommen. Kleine Geschichtsstunde. Damals hat man die Herzen getrennt vom Rest des Leichnams nach dem Tode verwahrt. Die in Altötting gehören zum Beispiel den Wittelsbachern. Geschichtsstunde beendet. Auch hier gibt es einen Zusammenhang, den ihr rausfinden solltet, denn er ist ungemein spannend.
Fazit und Gedankenallerlei:
Seufz. Und auf einmal hat man nach dem Buch direkt Lust, auf Marienwallfahrt zu gehen, oder alternativ Let it be zu hören :D. Wir begeben uns in diesem Buch nämlich ebenfalls auf eine Odyssee und Rundfahrt durch Bayern, an verschieden Orte und in Kirchen, und lernen sehr viel über die Geschichte dieser Kirchen und Madonnenfiguren. Recherchiert ist dieser Roman somit allemal super. Und lehrreich. Man bekommt sofort Lust, jede Marienfigur nachzuschlagen, um ein Bild vor Augen zu haben, was im Buch genau gemeint ist. Und tatsächlich sind die Beschreibungen identisch, und man wundert sich, ob der Bilder im Kopf, die ähnlich denen der Realität sind. Die Reise durch Bayern, die Orte sind atmosphärisch so gut eingefangen, dass man meint sich gerade dort zu befinden. Auch, oder gerade wenn, man an diesen Orten schon war, macht es richtig Spaß, über sie zu lesen. Wer noch nicht da war, bekommt ein Verständnis dafür, wie es dort aussehen mag. Und gleich noch ein wenig Wissen darüber mit, wie die Bevölkerung dort tickt. Wir lernen bayrisch. Das stört aber nicht, sondern bringt einem die Figuren nur noch näher. Sowohl einen Hauptprotagonisten, als auch ein paar Nebenfiguren. Auf alle Fälle ist die Lektüre wie eine Reise, die man selbst begeht. Vielleicht auch eine kleine Marienwallfahrt :D.
Es ist ein Krimi mit Witz und Charme. Ernste Themen wurden hier verpackt in ein Gewand aus Humor der beiden Protagonisten, und trotzdem lädt das Buch immer wieder zum Nachdenken darüber ein, was unter diesem Gewand steckt. Und so wie manche Madonnen ummantelt sind, um ihre wahre Gestalt, nämlich die einer Frau mit all den Attributen genau dieser, zu verstecken vor der Welt, so ist auch die Thematik des Buches, die uns wirklich in Abgründe stößt, und uns die wahren Fragen der Menschheit vor Augen führt, ummantelt und umhüllt von einem Kleid aus trockenem, manchmal schwarzem Humor, den Bär und Marlein da ausleben. Vielleicht um das Ganze erträglicher zu machen? Auf jeden Fall müssen wir uns hier im Buch einigen großen Fragen stellen, und ob alles immer nur Schwarz und Weiß gesehen werden kann, ob es nur Richtig und Falsch gibt…… oder ob es gar die Fanatiker sind, die etwas Gutes in etwas umwandeln, was nicht mehr so gut ist. Man muss seine Ethik und Moral überdenken, ob seine eigene Denkweise moralisch okay ist. Und das Buch lässt einen auch ein bisschen in einem Dilemma zurück, macht nachdenklich. Weil man fanatische Ansätze natürlich nicht gutheißen kann, aber auf der anderen Seite das Ganze gar nicht soooo verkehrt findet. Denn ja. Männer in der Kirche sind nun mal in der Übermacht, und Frauen werden nicht gerade gut behandelt. Als Frau kann man das einfach nicht sooo toll finden. Wie überall sind es die Ansätze und die Auslegung, die etwas falsch oder richtigmachen, Falsch von richtig unterscheiden. Es ist ein bisschen so wie „Die Dosis macht das Gift“. In kleinen Schritten wunderbar hilfreich, in großen dann übermächtig und gefährlich. Es geht um die engstirnige Kirche, die keine Neuerungen akzeptiert, ein Marienkult, der alles etwas anders auslegt. Leben und Liebe als Sünde angesehen wird, oder als Lebensinhalt, und etwas Gutes.
Ein schwieriges, aber sehr interessantes Thema, ist die Thematik von Frauen in Kirchen. Wird Maria doch fast immer nur dargestellt als eben die Mutter von Jesus, so wissen sicher einige, dass vor dem Christentum sehr viele Göttinnen weiblich waren, und verehrt wurden. Das mit der Verehrung einer männlichen Gottheit kam erst später….. aufgrund von Männern. Man höre und staune. Kirchenmänner, die es nicht wahrhaben wollten, dass man auch eine Frau verehren kann……. Darf doch ein Christ einzig und allein Gott und Jesus, und den Heiligen Geist anbeten. Erkenne ich da etwa eine jahrtausendalte Angst vor Frauen, und ihrer Klugheit und Rolle in der Weltengeschichte, ihrer Rolle in der Natur der Menschen, und dass sie wohl wichtig sind, und für alles stehen, was mit Leben zu tun hat? (es heißt nicht umsonst Mutter Natur, oder Mutter Erde) :D. Nein?! Na dannnnnnn! Ist ja nicht so, dass Frauen verfolgt und verbrannt wurden, wenn sie Wissen angehäuft hatten, verteufelt wurden als Verführerinnen, als Huren abgestempelt…. Oder ihnen gar die Schuld für alles Übel der Welt untergeschoben wurde, weil in ihnen eine Bedrohung gesehen wurde. Und so kann es natürlich auch auf gar keinen Fall sein, dass Frauen in Religionen verehrt werden. Oder etwa doch? Vielleicht im Geheimen? Ist Maria nicht auch eine Frau? Gerade in unseren heutigen Zeiten von Maria 2.0 sollte man nochmal über sowas nachdenken.
Der Schreibstil ist flapsig humorig, Bär ein Original. Marlein irgendwie auch, aber anders als Bär. Jeder eben auf seine Art. Der Humor ist diese trockene Art von Humor, der aus einer Situationskomik heraus entsteht, und diese Situationen gibt es fortlaufend. Sie unterscheiden sich von Bär zu Marlein, sind aber beide an Humor nicht übertroffen, sondern auf einem gleichen Level. Die Figur Bär und Marlein sind verschieden, jedes Kapitel aus der Sicht des jeweils anderen geschrieben. Und um diese zu unterscheiden, ist der Schreibstil bei beiden anders. Während wir einen normalen Erzählrhythmus bei Marlein haben, so stoßen wir bei Bär auf einen Stil, der fast ein wenig an den in Novellen erinnert. Kleine einzelne Worte, Keine ganzen Sätze, fast wie Notizen. Und trotzdem eine Rundumbeschreibung der Situation. Das ist anders, gefällt mir aber trotzdem sehr gut. Die Stereotypen der beiden und auch der Nebenfiguren sind überzeichnet, aber genau das ist das Lustige daran. Trotzdem sind alle einzigartig. Das ist an sich kein Widerspruch in sich.
Selbstironisch, spritzig, witzig und leicht. Sich selbst nicht so ernst nehmend. Das alles ist der Roman. Er nimmt das ganze locker. Schon auf den ersten Seiten merkt man die Leichtigkeit, die einen beim Lesen dazu verleitet dauerzugrinsen. Tajaja. Denn Religion ist auch Freude, und Freude ist Leben, und alles, was das Leben lebenswert macht. Religion wurde weder gemacht um zu unterdrücken, noch um intolerant zu sein, oder eine gewisse Gruppierung von Menschen nicht als gleich anzuerkennen. Doch trotzdem ist das so. Bitte hier ein bisschen mehr Güte und Miteinander, denn auch das gehört zum Leben und zur Freude dazu ;). Das Problem ist immer die Auslegung eine Religion, das Ausleben, bis hin zum Fanatismus, wenn etwas anders verstanden wird, oder man sich in etwas reinsteigert.
Und ob wir in unserer Trauer, unserem Schmerz, für unsere Hoffnung, oder in großer Not nun Maria, Gott, Jesus anrufen……………. Oder die Menschen damals die griechischen Götter, die für Ähnliches standen: Die Menschen haben in ihrer Anbetung immer eines gebraucht. Hilfe und Hoffnung.
Sobald Religionen also nicht mehr dazu da sind, Hilfe und Hoffnung zu erbitten, sondern dazu, Andere Gruppen nicht anzuerkennen, oder zu versuchen mächtiger zu sein, als eine Andere Gruppierung…. Um über diese dann Macht zu haben. Oder man gar versucht, seine eigenen Grundsätze so zu verdrehen, dass sie in ein Religionsschema gequetscht werden, welches man dann ganz anders auslegt, als es gemeint ist ……. Ist das Ganze nicht mehr in Ordnung. Leider aber wohl kein Einzelfall.
Welche Religionen und welche Menschen hier im Buch aufeinanderprallen, mit welchen Wünschen und Hoffnungen, oder gar anderen Umtrieben, das gilt es nun herauszufinden. Und immer dran denken. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch Grauzonen. Tatsächlich sollte der Roman von Jedem gelesen werden, selbst wenn dieser sich nicht als gläubig bezeichnet.
Betrachtet ihr nun eine Marienfigur in einer Kirche, so werdet ihr sie nach diesem Roman nie wieder mit denselben Augen ansehen können…. Ohne an das Buch und seine Geschichte zu denken. Zumindest mir geht es so. Und ich gebe zu, schon vorher sehr genau Figuren und Statuen in Kirchen studiert zu haben.
Beim heutigen Rezensionslied hätte ich wohl tausende nehmen können, weil es einfach sooo viele Lieder auf der Welt gibt, die Maria behandeln, und meine Jukebox im Kopf fast einen Overload hatte. Am Ende habe ich mich dann für dieses hier entschieden:
„Hail holy queen enthroned above…..Oh Maria.
Hail mother of mercy and of love……..Oh Maria.
Triumph all ye cherubim…….Sing with us ye seraphim…..Heaven and earth resound the hymn.
Salve……salve….salve …….regina.“