Der „gute“ Geist von Hamburg
Wolfgang Henkel und Christian Polscher Spirit von Hamburg 2022 L & H Verlag
Das Buch ist ein geschichtlicher Innenstadtspaziergang mit vielen tollen Bildern und der Geschichte der Freimaurer.
Die Autoren haben das Buch sehr schön und unterhaltsam geschrieben. Die Bilder innen unterstreichen perfekt die Geschichte der Freimaurer. Auch sonst, für jeden, der Hamburg liebt, ist es ein wunderschöner Stadtführer mit Geschichte.
Es ist auch erstaunlich, wer alles Freimaurer war und wer nicht. Ich habe mich über Haydn und Mozart als Freimaurer gewundert, aber scheinbar haben die Lehrmeister Beethoven nicht mit in ihre Reihe genommen. Warum auch immer.
Ein paar Auszüge aus dem Buch, die ich besonders interessant fand:
Seite 33. Am 26. Oktober 1897 wird das Rathaus eingeweiht.
Seite 46. Das allseits geliebte Franzbrötchen wurde erfunden, als die Franzosen einmarschierten, um ihnen ein ordentliches Croissant anzubieten. Anfang 19. Jahrhundert.
Seite 58. Als dann die Frauen 1893 ihre erste Loge gründeten.
Seite 89. Eine Liste der Freimaurer, die Musiker sind.
Seite 105. Lessing wird in alle drei Johannesgrade eingeführt. „Ein völlig absurder Vorgang.“
Seite 112/113. Das Schachbrettmuster in dem Freimaurertempel.
Seite 119. Restaurant Nazca, hier sind auch externe Gäste Willkommen.
Seite 146. Beethovens 9. Symphonie ist wichtig für die Freimaurer, weil sie Freundschaft und Frieden und die guten Ziele der Freimaurer fixiert.
Seite 167. Juden und Freimaurer waren bei den damaligen „Herrschern“ in der Nazizeit nicht beliebt.
Seite 181. Wenn das Logenhaus wochentags abends geöffnet ist, sind sie auch als Nichtfreimaurer Willkommen. Diese Formulierung lässt mich überlegen, ob jetzt im Restaurant Nazca, auswärtige Freimaurer Willkommen sind oder alle Menschen. Jedenfalls ist es nicht mehr so wie früher, als Nichtfreimaurer nicht Willkommen waren.
Seite 182. Da erfährt man was über die Organisation.
Seite 187. Da steht, dass viele Bürger aus allen Ständen und Berufen sich als Freimaurer aufnehmen ließen.
Ich hatte allerdings den Eindruck, dass Künstler, Architekten, Baumeister und Adlige die Freimaurer bildeten. Der Eindruck kommt auch davon, weil beschrieben wurde, dass offensichtlich die wichtigsten Gebäude der Innenstadt den Freimaurern zu verdanken sind. Es wäre schön, wenn auch Ärzte und Gutachter darin vertreten wären, denn der Arztstand verkommt zum Notstand für die Patienten, weil den Ärzten offensichtlich das Geld wichtiger ist, wie die Gesundheit des Patienten. Und wenn die guten Gedanken der Freimaurer in den Ärztestand dringen würden, wäre das sicher von Vorteil für die Patienten.
Also ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass ich hinter das Geheimnis der Freimaurer gekommen bin. Irgendwie ist es – für mich – weiter ein Mythos geblieben. Ich habe zwar gelernt, welche berühmten Persönlichkeiten Freimaurer sind oder waren und dass man ab als Nichtfreimaurer Einlass in ihre Räume bekommt, auch ein bisschen was von der Struktur und Zielen habe ich gelesen. Aber zum Kern der Sache bin ich leider nicht vorgedrungen. Wie schon gesagt, ich hatte auch den Eindruck, dass vier Berufsstände (wenn man Adlige als Berufstand mitzählt) die wichtigsten Mitglieder sind. Bei Politiker bin ich mir auch nicht sicher, denn das wären doch – früher – Leute gewesen, die zu den Freimaurern gepasst hätten. Ich frage mich daher, wo sind die berühmten Ärzte? Und wo ist der niedrige Stand? Irgendwie hat mich das Buch etwas ratlos zurückgelassen.
Mein – Lesezeichenfees – Fazit:
Ich habe sehr viel über Hamburgs Geschichte der Freimaurer kennen gelernt. Auch hat mir der Stadtrundgang mit den Erklärungen und den vielen Bildern sehr gut gefallen. Zum Kern, Mythos oder Geheimnis bin ich – meiner Meinung nach – nicht wirklich durchgedrungen. Trotzdem möchte ich den Hamburgfans dieses Buch empfehlen und auch Einheimischen, weil die „Geschichte“ sehr interessant und lehrreich war, anders als in der Schule. 5 Sterne.