Ein wunderbarer, bittersüßer Abschluss der Määäh-Trilogie – voller Tiefgang und Poesie
Zum Inhalt:
Eigentlich ist alles ganz ruhig und idyllisch im Wilden Wald. Zumindest bis zu dem Moment, in dem Hams bester Freund Flöckchen mit einer aufwühlenden Offenbarung konfrontiert wird und Reißaus nimmt. Zusammen machen sich die beiden Freunde auf, die sagenumworbene „Insel der Sonne“ zu finden, zu der angeblich alle Tiere gereist sind, die aus dem Wilden Wald verschwunden sind…
Meine Meinung:
„Das wilde Määäh und die Irgendwo-Insel“ ist der dritte und (leider!) letzte Teil rund um den – mittlerweile herangewachsenen – Ham, den mutigen Wolf im schwarzen Schafsspelz. Wie schon in den ersten beiden Teilen schickt die erfolgreiche Kinderbuchautorin Vanessa Walder (u.a. „Der Elfenkönig“, „Marla“,…) ihren knuddeligen und wolligen Helden auf eine spannende und nicht ungefährliche Reise. Man kann dieses Buch durchaus auch „stand alone“ lesen, aber ich würde jedem dazu raten, zunächst die ersten beiden Teile zu lesen, denn „Das wilde Määäh“ ist als Trilogie ausgelegt und die Anknüpfungspunkte an die vorangegangenen Geschichten sind doch recht deutlich.
Auch Teil drei beginnt wieder friedlich im Wilden Wald, der Heimat von Ham, seinen Freunden und seiner Familie. Doch schon bald befinden sich Ham und Nicht-Flöckchen (wie er sich nun nennt) auf einem Abenteuer, das die beiden in den von einem unbekannten und furchterregenden Monster bewohnten „Verfluchten Wald“, an einen wunderbaren Strand mit „Tier-Auffangstation“ und schließlich über das weite Wasser zu einer abgelegenen Insel führt. Es ist eine wahrhaft wunderschöne Geschichte über die Themen Familie, Freunde, Zusammenhalt, Mut, Aufgeschlossenheit, Anderssein und Erwachsenwerden. Die Themen „Abschied nehmen“ und „(endgültige) Trennung“ ziehen sich hierbei wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte und verleihen diesem Abenteuer einen ganz besonderen Tiefgang. Vanessa Walder vermittelt diese für jeden Menschen schwierigen Themen ganz sachte und sehr kindgerecht. Es ist erstaunlich, mit welch oft einfachen und dennoch unglaublich poetischen Worten und Bildnissen Vanessa Walder dies schafft! Aus dem berühmten „Carpe Diem“ wird so beispielsweise „Sei da, solange du da bist“. Über die Bedeutung eines solchen Spruches mit seinen Kindern zu reden, halte ich für absolut wichtig und mit diesem Buch kommen Kinder und Eltern fast ganz automatisch miteinander ins Gespräch. Aber auch für Eltern gibt es noch den ein oder anderen Denkanstoß in dieser märchenhaften Parabel, wie beispielsweise die Weisheit „Das ist die Lektion, die wir alle am schwersten lernen. Einander gehen zu lassen.“ (S. 181). Vor dieser Erkenntnis stehen alle Eltern eines Tages und jedem wird dies mit Sicherheit schwer fallen, manchen vielleicht mehr, anderen etwas weniger. Bücher wie „Das wilde Määäh“ können einem da durchaus tröstlich zur Seite stehen.
Denn bei all diesen schweren und ernsten Themen bietet die Geschichte auch Trost und Zuversicht und verdeutlicht beispielsweise, dass mit jedem Abschied auch ein Neuanfang verbunden ist, und dass niemand wirklich ganz gestorben ist, solange die Hinterbliebenen ihn in ihren Herzen tragen („Unsterblichkeit ist, wenn du noch da bist, obwohl du eigentlich weg bist.“). Sehr gelungen finde ich es auch, dass bei allem Tiefgang zwischendurch auch immer mal wieder Vanessa Walders wunderbarer Humor und Wortwitz aufblitzt. Das war schon in den ersten beiden Bänden so, dass es ganz viel für kleine aber auch für große Leser zum Schmunzeln und Lachen gibt.
Vanessa Walders liebevoll entwickelte Charaktere suchen – wie schon in den Vorgängerbänden – ihresgleichen, sei es nun der knuffige und mutige Ham, der einsame Joey, der winzige Ratgeber Cyrano oder auch die verlotterte Ex-Kanalratte Stanley (der zu den Fischottern konvertiert ist) mit seiner „Kodderschnautze“, die wir schon in Band zwei kennen und lieben gelernt haben. Aber schon fast egal um welche Figur es geht, die Autorin verleiht ihnen allen einen ganz eigenen, unverkennbaren Charakter, und man merkt deutlich, wie sehr ihr ihre Figuren am Herzen liegen. Am Ende dürfte es den meisten Lesern wohl genauso gehen.
Last but not least möchte ich gerne noch die wunderbaren schwarz-weiß-Illustrationen von Zapf loben. Sie fangen die Stimmung der Geschichte stets prima ein und passen für mich sehr gut zu den Charakteren der Tiere. Besser könnten Text und Illustrationen nicht zusammenpassen. Lediglich das Cover passt leider überhaupt nicht zur Geschichte und vermittelt m. E. einen vollkommen falschen Eindruck vom Inhalt des Buches. Sehr schade!
FAZIT:
Der perfekte, bittersüße Abschluss für eine außergewöhnliche und einfach nur wunderbare Trilogie: Spannend und humorvoll und doch voller Tiefgang und Poesie. Ein Buch zum Lachen, zum Weinen und zum Nachdenken.