Sandspiele mal anders
Sandbildhauer Paule Gertjes treibt die Männer und Frauen des Architekturbüros Wiborg und Voss zu harten Schlägen auf den Sand an, damit er sich später zu einer Skulptur verarbeiten lässt. Stararchitekt Friso Wiborg hat seine Mitarbeiter zu einer teambildenden Maßnahme in die Sandskulpturenwerkstatt „Sandiek“ in Westerhever im Nordwesten der Halbinsel Eiderstedt eingeladen. Er selbst möchte sich hier ein eigenes Denkmal schaffen. Dazu kommt es leider nicht mehr.
Das Kommissar-Ehepaar Tammo Anders und Fenna Stern, die seit einiger Zeit in einem Viergenerationenhaus in St.-Peter-Ording leben, merkt schnell, dass es bei diesem Sandtoten nicht leicht sein wird, den Täter zu ermitteln. Durch sein überhebliches Auftreten und seinen absoluten Gewinnerwillen hatte er sich im Laufe der Zeit viele Feinde gemacht. Z.B. die Aktivistengruppe „Die Grünen Windmühlen“, die verzweifelt versuchen den Bau des Friso-Tower-Hotels an der Küste zu verhindern.
Es ist wirklich ein verzwickter Fall an dem sich Tammo und Fenna die Zähne hier ausbeißen müssen. Viele Verdächtige, viele kleine Indizien, viele kleine Hinweise – aber je mehr die Kommissare heraus bekommen, um so undurchsichtiger und verwirrender wird der Fall. Aber auch dieser Fall wird am Schluss gelöst und bis ins Kleinste nachvollziehbar aufgedröselt.
Ulrike Busch hat es auch diesmal mit ihren wortgewaltigen und bildhaften Beschreibungen schnell geschafft, dass ich mitten drin in der Geschichte und ganz nah an den Verdächtigen und den Kommissaren war. Besonders, da ich aus ihrem Vorwort schon wusste, wo ich in diesem Fall auf den Mord stoßen würde. Ihr Besuch bei der Familie Schütt, die im realen Leben die Sandskulpturenwerkstatt betreibt und auch ein kleines Hotel auf dem Gelände beherbergen, machen richtig Lust, dort selbst am Sand mal Hand anzulegen. Dieser ganz besondere Ort, ein ganz spezieller Fall, ausgefallene, interessante Protagonisten und die genauen Recherchen der Autorin sind es, die diesen Fall wieder sehr spannend und lesenswert machen.
Als Protagonist hat mir hier ganz besonders der Sandbildhauer Paule Gertjes gefallen. Wenn er von seiner Kunst erzählt, merkt man richtig, wie er für seine Kunst brennt.
Es ist mir bei diesem Fall sehr schwer gefallen, mich auf einen Täter festzulegen. Immer neue Spuren, immer neue Indizien und immer wieder neue Verdächtige – boah, mein Spickzettel ist vor lauter Fakten schnell zu klein geworden. Auf die Konstellation, die sich Ulrike Busch hier ausgedacht hat, wäre ich nicht gekommen.
Das Familienleben von Fenna und Tammo nimmt wie schon in den Vorgängerbänden wieder einen größeren Raum ein. Ich freue mich immer, wenn ich wieder etwas mehr über die Menschen, die ich nun schon eine Zeit lang in ihrem Leben begleite, erfahre. Mir haben es auch die teils humorvollen Dialoge angetan. Da komme ich neben dem ganzen Ermitteln auch mal zum Schmunzeln.
Für Anders und Stern Neulinge werden die Familienmitglieder und die wichtigsten Ermittler auf den ersten Seiten vor Beginn der Geschichte als Stammpersonal vorgestellt.
Ein spannender Fall, interessante Protagonisten und ein wunderschönes Umfeld für einen ungewöhnlichen Mordfall. Die Geschichte hat die 5 Sterne absolut verdient.