Christliche Dystopie und Agentenhriller - sehr spannend!
Buchinhalt:
Deutschland in der Zukunft: im Jahr 2084 ist aufgrund politischer Unruhen in der Vergangenheit jedwede Religionsausübung verboten. Religion wird gleichgesetzt mit Fanatismus und Extremismus und so kommt es dass eine kleine Gruppe Christen sich in alten U-Bahntunneln und verlassenen Weltkriegsbunkern versteckt, um dort ein friedliches Leben im Schutz vor der Allmacht des Staates zu führen. Die Agentin Sila wird vom Innenministerium undercover in die Gruppierung eingeschleust, dort soll die die Hintermänner der „Follower“ genannten Gemeinschaft der Regierung ausliefern. Je länger sich sich aber mit den Gedanken und Worten der christlichen Gemeinschaft auseinandersetzt, desto mehr zweifelt sie an dem, was ihre Vorgesetzten verlangen...
Persönlicher Eindruck:
Mit einer gelungenen Mischung aus Dystopie, Utopie und Agententhriller fesselt Autor Franke hier seine Leser an die Seiten – mir erging es nicht anders. Schauplatz des Ganzen ist Berlin, in einer relativ nahen Zukunft, in der Europa neu geordnet und Religionsausübung mit Fanatismus gleichgesetzt wird. Dass dies ein Fehler ist und nicht der Wahrheit entspricht, entdeckt der Leser zusammen mit Sila, einer Agentin des Innenministeriums, die als verdeckte Ermittlerin in unterschiedliche Religionsgemeinschaften eingeschleust wird. Ziel des Ganzen ist es, ein vermutetes Attentat zu verhindern, das die Regierung den „Follower“ genannten Christen in die Schuhe schiebt.
Der Roman enthält Science-Fiction-Elemente, Gadgets die viruelle und reale Welt miteinander verbinden und die Welt als solche ist hochtechnologisiert. Künstliche Intelligenz ist Alltag und der Staat überwacht in Orwells 1984-Manier als „Großer Bruder“ das Leben der Menschen.
Ganz wie seinerzeit im alten Rom versteckt sich eine kleine Gruppe Christen in alten Katakomben – nur dass das hier U-Bahntunnel und stillgelegte Bunkeranlagen sind. Religion ist bei Strafe verboten, wird von der Obrigkeit zwar nicht ernst genommen, aber dennoch als Gefahr betrachtet.
Hauptfigur in dieser utopischen Welt ist Sila, die Agentin. Sie ist Einzelkämpferin, tough und ein Krieger, doch sie macht sich im Lauf der Handlung immer mehr Gedanken. Kann es der Wahrheit entsprechen, was die Regierung behauptet? Je mehr sie mit Joses, dem Anführer der Follower, zu tun hat, desto mehr Fragen stellt sie und deckt letztendich eine riesengroße Verschwörung auf, die alles in Frage stellt, für das Sila jahrelang kämpfte.
Der Schreibstil ist mitreißend und das Thema spannend und tiefgründig. Man legt den Roman nur schwer beiseite, hat man einmal mit Lesen begonnen. Wilde Verfolgungsjagden und brenzlige Situationen wechseln sich dabei ab mit leisen Tönen, einer christlichen Grundthematik und der Suche nach der Wahrheit, fernab von KI und Augmented Reality.
Was mich nicht ganz überzeugen konnte, ist die relativ schnelle Auflösung des Ganzen gegen Ende. Ich hätte mir hier etwas mehr Tiefe und mehr Verwicklungen und zudem auch am Schluss noch einmal ausführlichere Erzählung bezüglich des Lebens der Follower und deren Zukunft gewünscht. Aber sei's drum – insgesamt ist es ein spannender und fesselnder Agententhriller aus der nahen Zukunft mit christlichen Untertönen.
Ein lesenswerter Roman jenseits des Mainstreams!